Wie Juliane schon angekündigt hat, ist Namibia unser nächster und letzter Stopp und eventuell auch Botwanna, bevor wir Mitte Dezember dann den Heimweg antreten.
Nur mehr ein paar Wochen also… Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht.
Über Namibia wussten wir nicht viel bevor wir hergekommen sind. Einzig, dass es mehr als doppelt so groß ist wie Deutschland und nicht mal so viele Einwohner wie Berlin hat.
Im Gegensatz zu Asien ist öffentlich Reisen hier nicht ganz so einfach, es sei denn man schließt sich einer der vielen deutschen Reisegruppen an. Da nehmen wir dann doch lieber ein eigenes Auto, nämlich einen Toyota Hilux mit Dachzelt. Dieser ist nun für vier Wochen unser Zuhause.
In der Hauptstadt Windhuk nehmen wir das Auto entgegen, einmal zum Üben Dachzelt auf- und abbauen und los geht’s. Einen echten Plan wo wir eigentlich hin wollen haben wir aber nicht. Gebucht haben wir auch nichts. Die Dame vom Car Rental lacht etwas verunsichert als wir ihr sagen, dass wir noch nicht wüssten, wo wir die erste Nacht verbringen. Dann bietet sie uns aber ihr Handy an und wir können bei einem Campingplatz etwas außerhalb von Windhuk für die erste Nacht reservieren. Erst noch Lebensmittel und Sim Karte einkaufen, im Restaurant Pasta essen und ab zum Campingplatz. Man muss ja nicht gleich am ersten Abend selbst kochen.
Am Abend planen wir dann unsere grobe Route. Den Anfang wollen wir im Süden in der Wüste Namib machen, dann die Küste hoch weiter in den Etosha National Park, über den Zambesi Streifen im Norden zu den Victoria Falls und über Botswana zurück nach Windhuk. Mal schauen ob sich das in vier Wochen ausgeht.
Wenn man an Namibia denkt, kommt den meisten wohl das Bild von riesigen orange-roten Sanddünen in den Kopf. Genau diese werden unser erster Stopp. Entlang der Schotterstraßen treffen wir immer wieder auf Pavian Familien und auch der eine oder andere Ziegen- oder Kuh-Hirte lässt seine Herde am Straßenrand grasen. Umso weiter wir in den Süden kommen umso mehr verändert sich die Landschaft. Springböcke und Oryx Antilopen drängeln sich im Schatten der wenigen Bäume zusammen. Unglaublich wie gut diese Tiere an das Leben in der Wüste angepasst sind.
Unser Campingplatz liegt ebenso mitten im Nirgendwo. Bevor es am nächsten Morgen in den National Park zu den großen Dünen geht, genießen wir den Ausblick auf die Oryx Antilopen und den Sternenhimmel bei Nacht.
Die Sanddünen in Namibia gehören zu den höchsten auf der ganzen Welt. Die bekanntesten sind dabei wohl Sossusvlei, Big Daddy Dune und Dune 45. Mit jedem Schritt aufwärts rutscht man einen halben Schritt zurück. Das erinnert mich an Indonesien ans letzte Stück am Rinjani. Schnell ist klar: Den Sand werden wir die nächsten Wochen noch überall finden. Die Landschaft ist aber tatsächlich atemberaubend. Einmal mehr sind wir froh, die Kamera dabei zu haben.
Obwohl es in der Früh noch ganz angenehm ist, heizt sich der Sand im Laufe des Tages mehr und mehr auf und gegen Mittag ist es kaum noch auszuhalten. Also ab ins Auto zum nächsten Campingplatz. Juliane hat uns einen richtig feinen Platz ausgesucht. Von einem Hügel aus haben wir einen traumhaften Ausblick auf die Savanne. Genau so hatte ich mir Afrika immer vorgestellt (vielleicht noch mit ein paar Löwen und Elefanten).
Am nächsten Tag fahren wir für mehrere Stunden durch die Wüste. Einfach nichts, so weit das Auge reicht. Nach jedem kleineren Hügel folgt eine weitere kilometerlange Straße gerade aus ins Nichts. Und dann plötzlich, mitten in der Wüste eine kleine Stadt: Walvisbay. Genau an der Küste zwischen Wüste und Meer. Die kalte Strömung vom Südpol sorgt an der Küste für angenehmere Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad. In Walvisbay gibt es außerdem eine Flamingo Kolonie sowie andere Wasservögel. Flamingos sind so unproportionale Wesen. Kleiner Kopf, großer Schnabel, langer Hals aber kleiner Körper und dann noch längere Beine die aber ganz dünn sind. Wer hat sich denn soetwas ausgedacht? Und noch lustiger sieht es aus wenn sie fliegen und Kopf und Beine in einer geraden Linie halten.
Nach Walvisbay fahren wir weiter nach Swakopmund. Das war vor dem ersten Weltkrieg eine deutsche Kolonie und es erinnert immer noch vieles an die Zeit von damals. So sprechen nach wie vor viele Deutsch, es gibt deutsche Radiosender und ein Brauhaus. Außerdem eine deutsche Buchhandlung und einen Bäcker mit „echtem“ Brot. Wir gönnen uns Kasespätzle im Brauhaus und ich lasse mir einen sommerlichen Haarschnitt verpassen.
Außerdem melden wir uns für den nächsten Tag zum Sandboarden an. In Vietnam hatten wir das schon mal probiert aber hier ist das ein ganz anderes Level. Mit einem präparierten Snowboard üben wir erst an einer kleinen Düne. Dann schießen wir auf dem Bauch liegend auf einem dünnen Brett die große Düne hinunter. Ein Riesenspaß und nicht zu unrecht unter den Einheimischen „Kalahari Ferrari“ genannt. Mit diesem Sportwagen, fliegt uns der Sand nur so um die Ohren (den Mund sollte man dabei lieber zu lassen und nur innerlich schreien), was bedeutet, dass auch dieser Sand für Wochen unser Begleiter bleibt.
Auf dem Weg in Richtung Norden zum Etosha National Park machen wir noch eine Nacht Halt in Spitzkoppe. Diese großen Granithügel passen irgendwie gar nicht in das karge Umland. Die Felsen bilden einzigartige Skulpturen und die San Stämme haben hier vor etwa 2.000 bis 4.000 Jahren Steinmalereien hinterlassen, die es hier zu besichtigen gibt. Ein magischer Ort mit ganz viel Geschichte.
Auch in Twyfelfontein machen wir noch Halt. Statt Malereien gibt es dort die Felsgravuren. Auch diese wurden für die Kommunikation zwischen den Stämmen genutzt und stammen etwa aus der gleichen Zeit.
Außerdem besuchen wir ein Living Museum der Damara People. Eine Gruppe von Einheimischen zeigt hier, wie ihre Vorfahren vor gar nicht allzu langer Zeit noch gelebt haben. Wir lernen ein bisschen über die Werkzeuge, die Rituale und das Feuermachen ohne Streichhölzer. Zum Abschluss bekommen wir noch einen kurzen Tanz vorgeführt. Wir finden es gut, dass diese Traditionen nicht in Vergessenheit geraten, wenngleich auch diese Stämme mittlerweile von den modernen Einflüssen erreicht wurden.
Im Etosha National Park verbringen wir drei volle Tage. Selbst die sind nicht genug um alles zu sehen aber wir haben in dieser Zeit doch viele tolle Begegnungen. Der Park ist fast so groß wie ein Drittel Österreichs. Jeden Tag starten wir früh gegen 7 Uhr und kehren erst am Abend um 18 Uhr ins Camp zurück. Obwohl auch viele andere Touristen selbst mit dem Auto unterwegs sind, teilt es sich ganz gut auf. Einzig bei einem Löwenrudel stehen wir etwas im Stau aber selbst dort haben wir zum Glück eine sehr gute Sicht.
Einige unserer Highlights:
1. Viele neue Vögel: Nach unserem Kurs in Südafrika sind Juliane und ich mehr und mehr zu „Birdern“ geworden. Also stoppen wir auch für Vögel und identifizieren die Species. In meiner App, in der ich eine Liste mit allen verschiedenen Vögeln angelegt habe, komme ich mittlerweile auf über 200. Das Highlight hier sind mehrere Kori Bustards, die schwersten flugfähigen Vögel Afrikas.
2.Riesige Springbock-, Zebra- und Gnu-Herden die durch das offene Grasland streifen. Auch Oryx Antilopen sehen wir wieder zahlreich.
3.Die riesige ausgetrocknete Salzpfanne in der Mitte des Parks. Wieder einmal nichts, soweit das Auge reicht.
4.Nashörner, Löwen und Elefanten. Jeden Tag bekommen wir diese drei der Big Five zu Gesicht. Besonders die Spitzmaulnashörner sind schön zu sehen. Erstens gibt es nicht mehr viele davon und schon gar nicht mit Horn. In Südafrika hatten wir sie immer ohne Horn gesehen, da sie so vor Wilderern besser geschützt sind. An einem Abend sehen wir sogar fünf dieser seltenen Tiere und einen Löwen an dem beleuchteten Wasserloch.
Auch die Begegnung mit einem ganzen Löwenrudel ist ein Highlight. Juliane schießt unzählige Fotos. An den Wasserlöchern treffen wir zudem immer wieder auf Elefanten. Sie genießen offensichtlich das kühle Nass und besprühen sich großzügig mit Schlamm. Auch Giraffen und viele andere Tiere kann man hier beobachten.
Neben diesen Highlights gab es natürlich noch viel mehr zu sehen. Einzig Leoparde und Geparde bekommen wir leider keine zu Gesicht. Am ersten Abend essen wir im Restaurant. Juliane probiert ein Oryx Steak. Leider ist das Fleisch genau so zäh wie die Tiere selbst. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass die Tiere sogar in der Wüste bei Temperaturen um die 50 Grad im Sommer überleben können. Am zweiten Abend werden wir vom Regen überrascht und so gibt es statt Abendessen Radler und Chips im Auto. Später hört es aber zum Glück auf und so können wir doch noch was anderes (ordentliches) kochen.
Hier noch ein paar weiter Eindrücke vom Etosha:
Diese Selbstfahr Safaris sind genau das was ich mir vorgestellt habe. Es macht mir unheimlich viel Spaß die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu finden und zu beobachten. Zu meinem Glück hat Juliane auch so viel Spaß daran. Außerdem sind wir froh, dass wir die Safari Guide Ausbildung zuerst gemacht haben. Ansonsten würden wir uns viel weniger gut auskennen und vor allem die Vögel waren für mich früher nicht wirklich interessant.
Bis zu unserer Heimkehr Mitte Dezember wollen wir noch mehr Zeit in der Wildnis verbringen. In den letzten Tagen genießen wir unsere Zeit auf Reisen nochmal aufs vollste und holen das Maximum heraus. Davon berichten wir euch dann im nächsten, wahrscheinlich letzten Beitrag.
Bis dann
Manuel