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Juliane

Juliane

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Volle Fahrt Richtung Abenteuer

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Ja ja die Nächte im Zelt neigen sich nun dem Ende zu. Wir wurden während den letzten drei Monaten von Elefanten und Hippos beim Fressen durch ihr lautes Kauen geweckt, von Hyänen und Löwen die sich danach gefühlt haben, mit lauten Rufen ihr Revier zu verteidigen, von Gelsen die direkt neben uns ein Konzert zum Besten gaben und manchmal vom Stress vor Prüfungen oder den eigenen Gedanken.

Letzte Nacht habe ich mich gefühlt als wäre ich (dieser Absatz geht an meine Physik-Liebhaber da draußen) in Heisenbergs Unschärfe-Relation gefangen. Entweder kann man den Ort bestimmen, also macht sich Gedanken über die richtige Schlafposition oder bestimmen, ob es eine Welle oder ein Teilchen ist, also wo die Träume hin wandern. Für Manuel war ich wohl eher wie Schrödingers Katze, gleichzeitig geschlafen und wach, wenn man eben nicht nachschaut. Das Gute an schlaflosen Nächten ist allerdings die Möglichkeit einen Versuch zu wagen, die Sterne der Milchstraße zu zählen oder eben diesen Blogpost zu verfassen.

Wir haben uns mittlerweile schon gewöhnt daran, dass die Sonne im Osten aufgeht, im Norden hoch hinauf steigt, im Westen wieder untergeht und im Süden nie zu sehen ist. Bald aber werden wir braun gebrannt von unseren bis zu 40°C ins kalte Österreich zurückkehren.

Vor der Rückkehr folgen wir aber noch dem Ruf der Natur und zwar in Richtung Botswana. Dafür fahren wir erst nach Rundu, einer Stadt an der Grenze zu Angola. Hier ereilt uns beide das Gefühl, jetzt im echten Afrika angekommen zu sein. Die Menschen hier leben in ihren Lehmhütten mit Strohdächern. Man sieht, wie sie neben der Straße im Gänsemarsch unterwegs  sind, in eine Richtung mit vollen Plastikgefäßen mit Wasser und der Gegenverkehr mit leeren. Manche haben den Luxus eines Eselkarrens um ihnen die Arbeit zu erleichtern und neben der Straße grasen Ziegen. Die Hütten sind von selbstgebauten Holzzäunen umringt, um sie vor dem rauen Leben im Busch zu schützen. Viele der Leute an denen wir vorbei fahren deuten fragend nach Wasser und Essen. Wir halten ein paar Mal, aber bei der Menge würden wir unser Ziel nie erreichen.

Wir übernachten am Kavango dem Fluss der das Okavango Delta speist. Der Campingplatzbesitzer warnt uns davor nicht ins Wasser zu gehen, das mit Nilpferden und Krokodilen verseucht ist. Keine Angst, darauf wäre ich gar nicht gekommen. Auch wenn wir zwar keine großen Tiere vom Ufer aus sehen, können  wir auf das Land Angola blicken. Da wir nicht weit vom Grenzposten übernachten, sehen wir wie morgens die Frauen aus Angola mit Holzstapeln über die Grenze wandern. Sie balancieren diese am Kopf, um hier in Namibia das Holz zu verkaufen und so zumindest ein bisschen Geld für ihre Familie zu verdienen.  

Da auch unser nächster Campingplatz direkt am Wasser liegt, dürfen wir hier den Hippos beim abendlichen planschen lauschen und vernehmen auch einige entfleuchte Flatulenzen eben jener Wasserliebhaber. Am Fluss etwas die Straße entlang gibt es natürlich auch wieder einen Nationalpark, was für uns heißt: Ab ins Auto und los.

Im Park selbst sehen wir so viele Elefanten wie noch nie zuvor auf einem Fleck. Sie tollen im Wasser, ein wirklich magischer Moment. Da ich diesmal das Steuer fest im Griff habe, gilt wohl das tröten eines großen Bullen mir, als er seine Ohren weit weg streckt. Also machen wir uns lieber schnell aus dem Staub. Jetzt wo die Regenzeit langsam beginnt, kriegen viele Tiere ihren Nachwuchs und so kommen wir in den visuellen Genuss einiger Babys der Impalas und Warzenschweine.

Wir folgen dem Caprivi Streifen. Dieser ist erst seit 2002 wieder befahrbar, da er wegen des Bürgerkriegs in Angola gesperrt war. Dieses Stück Land wurde nun der Natur wieder zurück gegeben. Es gibt keine Zäune zwischen den Ländern Angola, Namibia und Botswana. Somit können die Tiere wieder, wie in der Zeit vor uns Menschen, frei auch über die Ländergrenzen hinweg ihre Routen ziehen.

Der Streifen hält auch einiges an Abenteuer für uns bereit. So begeben wir uns wieder auf die unebene und erstmals richtig sandige Straße des Mudumu Nationalparks. Es ist ein ruhiger Tag, wir sehen ein totes Hippo, das im Wasser treibt, einen neuen Vogel auf unserer Liste: den Southern Ground Hornbill und einige Antilopen und Vögel. Es sind kaum andere Autos unterwegs. Da es ein heißer Tag ist (37°C) beschließen wir noch zu einem Wasserloch zu fahren, wo sich meist mehr Tiere herumtreiben. Die Dame beim Eingang des Parks, meinte noch, dass der Weg zum Wasserloch aber nur mit Allradantrieb zu befahren sei. „Kein Problem“, denken wir …. Haben wir ja…

Und so kommt es, wie es wohl kommen muss. Auf halben Weg, bleiben wir dann im tiefsten Sand stecken und das mitten im Nationalpark. Wir versuchen natürlich uns zu befreien und machen alles falsch was man falsch machen kann: Zu viel Druck in den Reifen, wir versuchen weiter den Weg entlang vorwärts zu fahren und nicht rückwärts, und wir versuchen zu früh wieder weiter zu fahren,  geben Gas und graben uns so immer tiefer in den Sand. Jedenfalls stecken wir noch tiefer in der Klemme als zuvor, sodass die ganze Unterseite des Autos am Sand aufliegt und kein Gewicht mehr auf den Reifen ist. Also was tun? Ich schaue mir gleich mal ein YouTube Video zu dem Thema an. Zum Glück haben wir ein Netz und Empfang, keine Selbstverständlichkeit in Namibia. Wir probieren beide leicht gereizt eine Lösung für unser Problem zu finden. Aber da die Autoinnentemperatur bei gefühlt 50°C  liegt und draußen 37°C herrschen und wir irgendwie wieder diesen Ort verlassen wollen, graben und graben wir. Beziehungsweise gräbt einer und der andere hält Ausschau, denn wir stecken ja leider nach wie vor in der Wildnis fest. Wir rufen auch beim Campingplatz an, den wir für zwei Nächte gebucht haben. Sie schicken jemanden, aber das kann dauern.

Also graben wir weiter und aus den erwarteten 40 Minuten werden schnell mal zwei Stunden, bis jemand eintrifft. Zu dieser Zeit hatten wir das Auto zum Glück schon frei geschaufelt. Die zwei Herren sind zum Glück echte Profis und lassen erstmal fast die gesamte Luft aus dem Reifen. Zu dritt schieben wir das Auto an und schon ist es frei. Ich kann es gar nicht glauben und kann gar nicht mehr aufhören zu lachen. Freiheit!! In meinem Kopf habe ich mir schon ausgemalt wie wir dort übernachten und hoffen, dass irgendwann jemand vorbei kommt. Unsere Befreier sagen, dass wir uns glücklich schätzen können, dass uns nichts passiert ist. Vor einer Woche hat genau an dieser Stelle ein Löwenrudel eine Antilope erlegt. Na das wäre erst ein Abendteuer gewesen. Zugegeben, mir reicht dieses völlig aus.

Danach brauchen wir einen Tag Entspannung am Pool bevor wir uns, beide mit Muskelkater und Blasen an den Händen, schließlich auf den Weg nach Botswana machen, unserem Land Nummero 11.

Wir haben schon zuvor gehört, dass Botswana noch einmal ein ganz anderes Kaliber ist was Tiere betrifft. Dies bewahrheitet sich gleich über der Grenze, wo wir direkt am Straßenrand einige Elefanten beim Mittagessen beobachten können. Uns ist schnell klar, dass auf den Straßen Vorsicht geboten ist.

Unser erster Stopp ist der Ort Kasan. Man sieht gleich anhand der ganzen Lodges, dass Safaris hier die Haupteinnahmequelle sind, mit dem Chobe Nationalpark.

Unser Campingplatz ist mit einem eigenen Wasserloch ausgestattet und da es keinen Zaun gibt, ist auch hier Achtung geboten. Selbst nach einigen Monaten ist es noch ein sehr bizarres Gefühl, dass man jederzeit einem wilden Tier begegnen könnte. So sehen wir von unserem zugewiesen Platz für unser Auto, wie eine Elefanten-Familie auf das leckere Nass zusteuert. Wir folgen ihnen gleich mit genug Sicherheitsabstand (einem Baby-Elefanten eben) und können uns kaum satt sehen an ihrem Spiel am Wasser.

Ein weiteres Plus für diesen Campingplatz, es gibt einen unterirdischen Durchgang um direkt vor dem Wasserloch durch einen Spalt einen einzigartigen nahen Blick auf die Tiere zu bekommen. Aber da man Gerüche nicht verstecken kann, merken die schlauen Riesen natürlich, dass wir da sind und behalten unseren „geheimen“ Ausguck immer im Blick. Abendlich dürfen wir auch hier wieder mit den Geräuschen von lachenden Hyänen und brüllenden Löwen einschlafen.

Von hier bietet es sich auch an, eine Tagestour zu den atemberaubenden Victoriafalls zu machen. Und wie atemberaubend das war, aber aus einem ganz anderen Grund. Mehr dazu später.

107 Meter rauscht hier das Wasser in eine Schlucht. Es ist der Sambesi, der hier an der Grenze von Sambia und Simbabwe in die Tiefe stürzt, was für uns einen neuen Stempel im Reisepass bedeutet, da wir mit unseren Füßen auf Simbabwe stehen und einen Blick auf Sambia werfen. Diesem Spektakel begegnet man hier auf Augenhöhe bzw. von der anderen Seite. Dabei wird man aber klitsch nass, denn die Tropfen wirbeln hier in alle Richtungen und so kommt es einem trotz blauem Himmel bei 35C° vor, als würde es regnen.

Wir haben wirklich eine wunderschöne Zeit und machen viele Fotos. Manuel hat an diesem Tag zum ersten Mal sein Hemd an, seit wir mit unserem Zuhause auf vier Rädern die Welt erkunden. Was für mich hieß, dass wir bald mal wieder waschen müssen, weil er nichts Sauberes mehr zum Anziehen hat…. völlig unwissend von seiner eigentlichen Absicht. So schlendern wir, ich völlig unbehelligt und Manuel schon mit Herzklopfen und schwitzigen Händen, die Flusspromenade entlang. Er bittet ein Pärchen aus Südafrika, ob sie nicht ein Foto von uns machen könnten (ganz untypisch). Also werfe ich mich schon mal in Pose, doch Manuel kniet sich hin und beginnt in seinem Rucksack zu kramen und holt das Erste-Hilfe Täschchen hervor.

Ich frage wiederholt, was er denn macht, da macht doch jemand ein Foto von uns, er solle doch bitte aufstehen. Und da holt er eine klitzekleine Box hervor und darin, ihr habt es sicher schon erraten, ein Ring. Und natürlich habe ich JA!!!! auf seine Frage geantwortet. Genau in dem Moment kommt eine Reisegruppe aus Albanien vorbei und checkt, schneller als ich, was hier los ist und beginnt laut zu klatschen und sich zu freuen. Also wirklich Atem beraubend schön!!

Wir gehen dann noch mit unserem Taxifahrer und einem Deutschen in ein feines Lokal essen. Wo wir zum ersten Mal in unserem Leben Krokodil (es schmeckt wirklich nach Hühnchen) und, nachdem wir schon darauf geritten sind, auch Strauß essen. Beides überraschenderweise wirklich sehr lecker.

Da Kasane, wie bereits erwähnt, ja eine Hochburg für Safaris ist, beschließen wir nach unserem sandigen Abenteuer, einmal eine geführte Safari Tour (nicht von uns oder unseren neuen Freuden) zu buchen. Einen ganzen Tag für 2380 Pula (umgerechnet 160€). Wir erwähnen nicht, dass wir auch zertifizierte Guides sind und schauen uns die Sache sozusagen „undercover“ an.

Manuel (den ich ab nun meinen Verlobten nennen darf) und ich haben natürlich einen anderen Blick auf unsere Tour. Es fallen uns ein paar Dinge auf, die wir anders lösen würden aber wir genießen jeden Moment und alle Tier-Begegnungen in vollen Zügen.

Die Highlights sind Elefanten die im und am Wasser spielen und sogar fast untertauchen. Außerdem ein Löwen-Pärchen das gerade mit Nachwuchs-zeugen beschäftigt ist und dabei immer von den Elefanten unterbrochen bzw. verscheucht wird. Der Akt dauert bei Löwen sowieso nie lange und so paaren sie sich bis zu 40mal pro Tag. Bei unserer Mittagspause halten wir unter einem Baum, wo die Grünmeerkatzen unserem Essen verstohlene neidische Blicke zuwerfen. Unser Guide warnt uns schon vor, dass sie durchaus frech werden. Als sie einen Versuch auf unser Essen starten, verscheucht er sie gekonnt mit seinem Stock. Leider muss auch unser Guide mal aufs stille Örtchen, was unsere Beobachter natürlich sofort bemerken. Das Verrückte ist: Vor Manuel haben sie mehr Angst als vor mir. Ich fühle mich, von den kleinen Äffchen etwas diskriminiert. Ich verstecke meinen Apfel hinter meinem Rücken und behalte einen Affen immer im Auge und plötzlich schleicht sich schon ein Zweiter an und stibitzt ihn mir in Windeseile aus der Hand. Und so lässt er mich ohne Apfel aber mit einem Kratzer auf der Hand zurück. In diesem Moment bin ich sehr froh über die Tollwut Impfung. Der Tag endet mit einem wunderschönen Sonnenuntergang und einer Herde Büffel am Wasser.

Am nächsten Tag legen wir 600km zurück um nach Maun zu kommen. Es hätte eine Variante auf einer kleinen mehr abenteuerlichen Straße durch Sand gegeben. Aber nach unserem Erlebnis in Namibia, nehmen wir doch lieber die längere aber sicherere Variante mit dutzend Schlaglöchern. Während wir die Hauptstraße entlang fahren passieren wir viele Ziegen, Kühe, Esel und natürlich Elefanten. Es gibt hier die Warnschilder Achtung Elefanten, so wie bei uns für die Rehe. Und das zu Recht, denn wir fahren an einem Elefanten vorbei, der wohl mit einem LKW zusammengestoßen ist. Die Hälfte des Schädels hat von ihm gefehlt und der Lkw war auf ein Viertel seiner Länge zusammen gestaucht worden. Ein Anblick den man nicht so schnell hinter sich lassen kann wie die gefahrenen Kilometer. Danach passieren wir fürs Erste zum Glück nur noch lebende Tiere.

Maun ist der Ausgangsort für Safaris ins Okavango Delta. Wir füllen hier unsere Vorräte beim Spar auf und fahren weiter. Ohne Reservierung schauen wir bei einem Campingplatz vorbei, auf dem wir für einen lächerlich hohen Preis auf dem Parkplatz campen dürfen.

Zum Frühstück verköstigen wir uns, wie gewöhnlich, selbst. Leider haben wir den Tag davor nicht bemerkt, dass sich der Deckel unseres Kühlschrankes gelöst hat und so viele der gekauften Lebensmittel, fast gleich in den Müll wandern mussten. Bei den Eiern habe ich den Schwimmtest gemacht. Also wenn die Eier schwimmen, kann man sie weg schmeißen und wenn nicht sind sie zum Verzehr geeignet. Ich kann euch, meine lieben Leser, nun berichten, dass dieser Test nicht zu 100% funktioniert. Den Geruch eines faulen Eis, das im Wasser aufplatzt werde ich wohl nie in meinem Leben vergessen. Manuel musste sich, an diesem Morgen leider um den Abwasch kümmern, da mich durch diesen Geruch ein Würge-Reiz nach dem anderen heimsuchte. Naja danach ging es zumindest für mich ohne Frühstück ins Okavango Delta.

Wie bereits in den anderen Nationalparks begeben wir uns auf unsere eigenen Wege. Wieder mit einer Karte mit den eingezeichneten Straßen bewaffnet. Diesmal aber mit weniger Druck in den Reifen und mehr Erfahrung.

Auch hier gibt es wieder sandige Straßen, aber da haben wir ja jetzt schon ein bisschen Erfahrung. Aber nur weil man einer Gefahr ausweicht, heißt das noch lange nicht, dass hier keine großen Abenteuer auf uns warten.

Manuel beginnt diesmal hinter dem Steuer. Die ersten Kilometer sind dichter bewachsen als erwartet und so ziehe ich bei jedem quietschenden Geräusch der Äste auf unserem Auto scharf die Luft ein und versuche nicht an unsere Kaution zu denken. Ich darf uns wieder mit dem Plan durch die Straßen navigieren. Was uns zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht auffällt, dass es kaum Schilder an den Kreuzungen gibt. So fahren wir fröhlich weiter und sehen unseren ersten Honigdachs dieser Reise. Wir sind komplett aus dem Häuschen, für euch liebe Leser vielleicht nicht ganz nachvollziehbar, aber dieses Tier erspäht man nur sehr selten.

Wir dürfen der Natur hier wieder hautnah sein und so nehmen wir auch Teil an einer traurigen Szene. Wir beobachten eine Elefantenkuh mit zwei Familienmitgliedern die gemeinsam versuchen ihrem toten Baby wieder auf die Beine zu helfen. Die Drei stellen sich schützend um das Kleine und warten geduldig, ob es nicht doch noch ein Lebenszeichen von sich gibt. Falls jemand meint, Trauer bei Tieren existiere nicht, hat noch keiner Elefantenmutter dabei zu gesehen, wie sie sich um ihr bereits totes Kind sorgt.

Bedrückt fahren wir weiter und lassen die Elefanten zurück. Durch das dichte Gestrüpp sehen wir danach kaum Tiere und so fahren wir unsere Schleifen. Nur an einer Kreuzung aus drei Wegen kommen wir zu stehen und ich merke, dass diese definitiv nicht auf der Karte eingezeichnet ist.

Oh Nein! Eine gewisse Anspannung macht sich im Auto breit. Fahren wir links, rechts, gerade oder doch umdrehen. Manuel würde noch gerne zu den auf der Karte eingezeichneten Hippo Pools, also nimmt er die Karte (und ich das Steuer) in die Hand und möchte beweisen, dass es nicht an der Karte sondern meinen Anweisungen liegt.

Nach einer halben Stunde, die wir mitten im echten Nirgendwo herum fahren, wo weit und breit kein Ansatz eines Pools zu sehen ist, beginnt auch Manuel langsam zu schwitzen. Also drehen wir um und wollen den selben Weg zurückfahren. Nur leider scheint sich eben dieser auf magische Weise verflüchtigt zu haben. Oder die wahrscheinlichere Variante: Wir haben bei dem ganzen Rechts oder Links Spiel die Orientierung verloren.

Manuel, mein hoffnungsloser Optimist, lässt sich nicht ganz so leicht verunsichern und meint wenn wir in die eine Richtung fahren werden wir schon wieder auf die „Hauptstraße“ kommen. Aha. Naja probieren geht über studieren/argumentieren und los. Nach einer gefühlten Ewigkeit, passieren wir einen umgefallenen Zementblock mit Pfeilen. Ich komme mir vor wie in einem Escape Spiel! In welche Richtung ist er wohl umgefallen und wohin zeigt dann welcher Pfeil. Wir entscheiden uns für einen Pfeil und fahren wieder. Und nach einer weiteren halben Stunde drehen wir auch hier wieder um, da wir den starken Verdacht haben, auf dem Weg zurück zum Eingang des Nationalparks zu sein. Diesmal haben wir aber unsere grauen Zellen angestrengt und haben uns den Weg zurück zu dem „Wegweiser“ gemerkt.

Kann man von „Verfahren“ sprechen, wenn die Straßen falsch auf der Karte eingezeichnet sind? Und kann man es „den falschen Weg einschlagen“ nennen, wenn dieser laut der Karte gar nicht existiert? Lasst uns jetzt nicht zu philosophisch werden, hilft ja nichts…

Mir reicht das Autofahren, denn auch hier ist wieder überall Sand und vor lauter Anspannung bekomme ich bald einen Krampf in meinen Schultern. Manuel übernimmt wieder und mit mehr Glück als Verstand kommen wir zurück auf die Straße. Laut einem neuerlichen Wegweiser ist es endlich die Richtige, die uns zu unserem Campingplatz für die nächsten drei Nächte bringen soll.

Natürlich ist auch diese Straße voller Tücken und Abzweigungen und mein Abenteurer von einem Verlobten, lässt es sich natürlich nicht nehmen, auch diese Straße einige Male zu verlassen.

Falls ihr euch fragt: „Warum habt ihr nicht Google Maps genommen?“ Erstens gibt es natürlich keinen Empfang in der Einöde Botswanas und zweitens auch keine eingezeichneten Straßen im Delta. Das Delta wird nämlich Jahr für Jahr wieder überschwemmt und damit ist auch klar, dass die Straßen ein Jahr hier und im nächsten da sind. Auf unserer Karte sind überall GPS Zahlen vermerkt, was im  Nachhinein viel Sinn ergibt.

Die erste Nacht sind wir einfach nur froh angekommen zu sein und lassen uns einfach in unser Dachzelt fallen. Als Manuel einmal aufstehen wollte um sich zu erleichtern, hat sich zu seinem Leid ein Nilpferd genau unseren Platz zum abendlichen Fressen ausgesucht. Also zusammen zwicken und weiter schlafen. Ein paar Stunden später möchte auch ich das Zelt kurz verlassen, aber nun auch zu meinem Leid hat leider auch ein Elefant unsern Platz perfekt für einen Mitternachtssnack gefunden.

Am frühen Morgen, war dann endlich Ruhe eingekehrt zu unserer beider extremen Erleichterung. Wir können trotzdem unser Glück kaum fassen mit diesen Tieren tatsächlich ihren Lebensraum teilen zu dürfen. Leider löst das unser Orientierungsproblem nicht.

Wir fragen mal den Typen der für den Campingplatz verantwortlich ist, was wir uns so anschauen könnten und er erzählt uns von den Löwen, Hyänen und den toten Hippos die ganz in der Nähe sein sollen. Und da wir ja für das Abenteuer offen sind, heißt es Gurt an und los.

Aber Not macht erfinderisch oder in unserem Fall auch kreativ. Und so nutze ich meine Wander-App um unsere Route zu tracken. Mit unserer virtuellen und auch echten Karte schaffen wir es den Löwen zu finden. Leider hat er sich den Bauch bereits vollgeschlagen und so dürfen wir ihm beim schwer atmen zu sehen. Von den Hyänen fehlt jede Spur.

Es ist schon skurril, ein totes Nilpferd liegt einfach in der Wiese und eines im Wasser.  Plötzlich bewegt sich das tote Flusspferd im Wasser. Das kann nicht sein, dieser Sache wollen wir natürlich auf den Grund gehen und es ist „off-roaden“ angesagt. Obwohl ich mir nicht sicher bin ob die Bezeichnung bei diesen Straßen so viel Sinn macht.

Über 20 Krokodile treiben rund um das Nilpferd im Wasser und die Bewegung des toten Tiers kommt davon, dass einige noch nicht genug haben. Es ist ein komischer Anblick, denn Krokodile können ja nicht abbeißen, sondern schnappen einmal zu und dann drehen sie sich mehrere Male mit einer echten Wucht um die eigene Achse bis das Stück sich vom restlichen Körper gelöst hat. Da die Haut dieses Tieres aber ca. 2cm dick ist, schieben sie sich unter die Haut wo sie dann das Fleisch und Knochen einfach abreißen. Diesmal ist es zum Glück so, dass wir nicht gegen den Wind sitzen. Denn wir hatten mittlerweile oft genug verwesendes Fleisch gerochen. Zusätzlich beobachten wir jede Menge Reiher und andere Vögel bei der Jagd auf Fische und Frösche.

Das Okavango Delta ist ein wirklich magischer Ort. Trotz niedrigem Wasserstand machen wir eine private Bootstour. Auch wenn es etwas teuer ist, der Blick vom Boot ist doch noch einmal ein ganz anderer. Die Tiere nehmen dich ganz anders wahr, besonders die Nilpferde. Auch wenn sie sehr gefährlich werden können, wenn man sie an Land antrifft, im Wasser fühlen sie sich sonst sicher. Aber wenn ein Boot kommt und in ihr Territorium eindringen will, heißt es dieses zu verteidigen. Ein Spektakel wie sie sich vom Boden hoch stoßen und plötzlich wieder untertauchen und man keine Ahnung hat wo sie gerade sind. Ich würde sagen, sie hätten die Melodie von John Williams, die für den Film „Der weiße Hai“ komponiert wurde, auch dafür nehmen können.

Als wir durch die Flussarme manövrieren sehen wir in der Ferne bereits riesige Gewitterwolken, was unseren Guide nicht sonderlich zu beunruhigen scheint. Mit der verstreichenden Zeit, nimmt der Wind zu und die Wolken kommen immer näher. Wir sehen schon wie die Blitze am Horizont einschlagen und die trockene Steppe zum brennen bringen. Der Rauch steigt vom Boden auf und über diesem türmen sich die Cumulunimbus Wolken um die Wette. (Die Fachbegriffe mussten wir bereits in Südafrika im Camp lernen). Auf dem Weg zurück zum Camp bricht plötzlich die Hölle über uns herein. Der Guide hat für uns Ponchos dabei aber seinen eigenen hat er leider vergessen und fährt so mit ernstem Blick aber mit der Souveränität eines Luis Hamilton durch das Delta. Überglücklich kommen wir am Ufer an und umarmen uns. Wir laufen schnell zum Auto.

Ich schmeiße schnell all unseren Sachen auf den Beifahrersitz in das Auto und schließe die Tür, damit nichts nass wird. So beginnen wir das Zelt für die regnerische Nacht aufzustellen. Wie nun schon mehrfach geübt, steige ich auf die Leiter zum Dachzelt und warte, dass Manuel mir, wie üblich die Decken und Pölster reicht. Manuel fragt mich: „Wo ist denn der Schlüssel?“, ich antworte: „Im Auto in der Tasche.“ und als ich diese Worte sprach, wie ein Zauberspruch hören wir das klacken der automatischen Verriegelung. Beide reißen wir unseren Kopf Richtung Fahrertür und Manuel versucht mit aller Kraft die Tür vergebens zu öffnen.

Ja.

Wir haben uns wirklich inmitten des 20.000 Quadratkilometer großen Feuchtgebiets Afrikas, umringt von der Wildnis aus dem Auto ausgeschlossen. Von Schuldzuweisung bitte ich in diesem Moment Abstand zu nehmen.  Was ich gelernt habe ist, dass die Fahrertür geöffnet werden muss um die Zentralverriegelung zu verhindern.

Nachdem wir viel geflucht haben, beschließt Manuel, einen Angestellten vom Campingplatz zu suchen. In meiner Panik gehe ich die möglichen Szenarien durch und komme zum Entschluss, dass wir wahrscheinlich die Scheibe einschlagen müssen. Mit einem großen Stein bewaffnet warte ich auf Manuels Rückkehr. Dieser ist sichtlich überrascht….was ich jetzt mit dem Stein vorhabe und lacht mich aus.
Zu meinem Erstaunen, ist unser Helfer, sehr optimistisch und versichert uns, dass dies nicht das erste Auto ist, das er knackt. So werden wir in die Kunst des Autoeinbrechens eingeschult, eine neue Fähigkeit, bei der ich mir nicht sicher bin, ob die wirklich noch mal von Gebrauch sein kann… aber man weiß ja nie.
Zum Glück geht diese Geschichte mit Happy End aus, denn nach 30 Minuten, sind wir wieder mit unserem Hab und Gut vereint. Ich umarme unseren Retter und kann unser Glück kaum fassen!
Und auch Manuel und ich fallen uns in die Arme!

Jetzt heißt es nur noch fertig aufbauen, einen Happen essen und raus aus den nassen Klamotten, da es während unseres gesamten Abenteuers ja geregnet hat. Auch die Nacht über lässt der Regen nicht locker. Und wie es so sein muss ruft leider auch in so einer Nacht die Natur…

Also wage ich mich zu den Toilettenhäuschen mit einer Taschenlampe in der zitternden Hand. Ich habe mich noch immer nicht ganz daran gewöhnt nachts alleine die 300 Meter zu gehen. Es ist wirklich ein unbehagliches Gefühl alleine der Finsternis des Deltas zu begegnen.
Auf halben Weg entdecke ich Spuren.

Der Ausbildung sei „Dank“, erkenne ich das es sich um eine große Katze handeln muss, mein Tipp Leopard. Da es regnet und die Konturen klar erkennbar sind, schließe ich daraus, dass sie sehr frisch sein müssen. Mit tiefen Atemzügen versuche ich mich selbst zu beruhigen und scanne mit der Taschenlampe jeden Strauch, Ast und Stein. Ich bewege mich so ruhig wie möglich zum Häuschen und sperre mich ein. Mit rasendem Herzschlag denke ich, ab wann mich Manuel suchen kommen würde.
Aber ich wäre ja kein echter Safariguide, wenn ich nach einer gefühlten Ewigkeit nicht wieder Auge in Auge mit dem Nervenkitzel treten würde. Auf dem Rückweg sind die Spuren schon verschwommen und weit und breit keine Neuen. Puuuh!
Natürlich wecke ich Manuel sofort auf und erzähl ihm alles.

Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne, aber der Boden ist noch feucht. Ich begebe mich nach dem Frühstück wieder zum Häuschen. Im  Licht des Tages macht sich keine Angst sondern Neugierde in mir breit.
Manuel und ich haben zu unserem Bedauern erst einmal eine einzige Hyäne gesehen und plötzlich entdecke ich vor mir frische Hyänen Spuren. Aufgeregt laufe ich zu Manuel.
Wir packen schnell unsere Sachen, verabschieden uns von unserem Retter von gestern noch mit einem großzügigen Trinkgeld und verfolgen die Spuren.
Manuel sitzt hinter dem Steuer während ich meinen Kopf die ganze Zeit aus dem Fenster halte und dabei Richtungsanweisungen gebe. Zu einem Zeitpunkt verschwinden die Spuren im Gebüsch. Mit großer Hoffnung fahren wir weiter durch den nassen Sand über einen Hügel und da liegen sie!
Eine große Hyänen Mutter mit ihren zwei Jungen.
Wir können es gar nicht fassen! Endlich hat sich die Safari Ausbildung richtig gelohnt! Wir sagen gar nichts um den Moment richtig in uns aufnehmen zu können.

Es vergeht über eine Stunde, die Tiere schlafen, stehen kurz auf, trinken aus einer Pfütze und die neugierigen Jungtiere kommen ganz nah zum Auto und checken aus was wir sind. Unglaublich! Wir begleiten die Tiere so lange, bis sie im Dickicht des Deltas wieder verschwinden.

Mit diesen Erlebnissen fühlen wir uns bereit, das Okavango Delta zu verlassen und es der Regenzeit zu überlassen. Auf dem Rückweg sehen wir noch einige Antilopen, Vögel, Giraffen die kämpfen und Elefanten. Ein weiteres Mal verfolgen wir Spuren, diesmal eines Gepards, aber ohne Erfolg. Egal, wir besuchen auch nochmal den Ort des verendeten Babyelefanten. Das Einzige was noch auf den traurigen Moment schließen lässt, ist der kaum mehr erkennbare Kadaver.

So einfach wie wir dachten, macht uns das Delta den Abschied aber leider nicht. Denn auch wenn wir die sandigen, ins unendliche führenden Straßen gemeistert haben, kommen uns diesmal einige meterbreite Pfützen in die Quere. Der ganze Regen hat eben auch seine Spuren hinterlassen.

Es ist wirklich nicht abzuschätzen, welche Tiefe sich unter der Oberfläche verbirgt. Vor jeder Pfütze bleiben wir stehen und evaluieren welcher Weg wohl der Sinnvollste wäre. Wir versuchen sie größtmöglich zu umfahren, aber bei einigen gilt einfach: Augen zu und DURCH! Und das mit Anlauf und Vollgas. Der Schlamm spritzt bis über das Auto. Auf Stecken bleiben haben wir wirklich gar keine Lust, besonders ohne Handynetz.

Aber es kommt, wie ihr es wahrscheinlich schon vermutet. Eine Pfütze überwältigt uns trotz  viel Schwung und Vollgas. Und so stecken wir jetzt wirklich auch noch im Schlamm fest. Mir reicht es! Ich mache einen Scan des Areals und stürze mich ins knietiefe Wasser und hoffe uns durch schiere Muskelkraft aus der Pfütze zu ziehen. Leider habe ich aber in den letzten Monaten anscheinend zu viel Zeit mit dem Lernen über die Tiere verbracht, anstatt meinen Körper zu trainieren und das Auto bewegt sich keinen Millimeter, während meine Schuhe im Schlamm stecken bleiben.
Aber zum Glück habe ich einen klugen Reisebegleiter, der sein Wissen von unserem sandigen Horrorerlebnis nun anwenden kann. Damals haben sie uns gesagt, dass es helfen kann, das Auto zum pendeln zu bringen. Vor und Zurück, immer wieder. So wird der Sand (in unserem Fall: Schlamm) verfestigt und so kommt man raus. Und ich traue meinen Augen nicht, aber es klappt tatsächlich!

Schweißgebadet kommen wir wieder zu der Ausfahrt und mit vielen neuen Erfahrungen und abenteuerlichen Geschichten verabschieden wir uns vom Okavango Delta.

Ich bedanke mich fürs Lesen und dafür, dass ihr uns auf dieser Reise begleitet habt. Zum Abschluss lasse ich euch mit mir noch ein bisschen vom Okavango Delta träumen…

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Zurück in der Zivilisation

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Nach langer langer Zeit bin ich wieder mal an der Reihe euch von unseren Abenteuern, konkret unseren zwei Wochen in Südafrika nach den zwei Monaten im Busch, zu berichten.

Zwischen Löwen, Elefanten und Lernen blieb kaum Zeit für etwas anderes und da, wie ihr ja alle wisst, meine Beiträge öfter etwas ausschweifen, habe ich Manuel die Ehre gelassen euch liebe Leserinnen und Leser zu informieren.

Ja das echte Bett, war wirklich wie der Regen nach einer langen Dürre für uns. Und auch auf eine Dusche die nicht in einer konstanten Identitätskrise zwischen brühend heiß und Eiszapfen steckt, haben wir uns gefreut.

Als wir in unserer Unterkunft, geführt von einem lieben Pärchen in ihren 70ern, ankommen bekommen wir eine kurze Einführung in die Realität des Lebens in Afrika. Wasser steht leider aktuell nicht zur Verfügung, da es derzeit ein Problemchen gibt, das aber hoffentlich bald behoben sein sollte. Weiter gibt es hier „Loadshedding“, was soviel heißt wie ein paar Stunden am Tag wird der Strom abgeschalten. Da Energie hier knapp ist wechselt der Stromanbieter seine Zufuhr von Stadtteil zu Stadtteil. Auch auf der Straße ist an den nicht funktionierenden Ampeln schnell zu erkennen, in welchem Teil gerade kein Strom fließt. Hier gilt dann, wer zuerst kommt der malt auch zuerst.

Nach dem Leben zwischen den Bäumen ist die Stadt ein starker Kontrast. Südafrika ist sowieso ein Land voller Kontraste und Diversität, bezüglich Hautfarbe, Religion, Kulturen und 11 verschiedenen Sprachen. Also viel Platz für Reibungen und diesen wollen wir im Apartheid Museum auf den Grund gehen. Die Infos und Bilder sind wieder mal überwältigtend und es ist für mich kaum greifbar, dass das alles erst vor 30 Jahren sein offizielles Ende genommen hat.

Die Kluft zwischen Arm und Reich ist stark zu erkennen, denn jedes Stück Eigentum wird mit einem meterhohen Zaun voller Überwachungskameras eingerahmt. Viele Leute gehen hier weite Strecken neben den dicht befahrenen Straßen zu Fuß und manche von ihnen winken mit Schildern die „Job“ zeigen. Was auch über die zwei Wochen auffällt, egal ob in der Hauptstadt oder entlang der Garden Route, obwohl nur 8% der Bevölkerung in Südafrika weiß sind, sind auch all unsere Hosts in diversen Unterkünften weiß.

Nach unseren ersten Tagen der Ruhe in Johannesburg cruisen wir entlang der Klippen, von Kapstadt ausgehend, mit unserem ausgeliehenen Hyundai und erkunden andere Teile des Landes. Den Start machen wir am Kap der guten Hoffnung, dem südwestlichsten Punkt des Landes. Dort spazieren wir entlang der Klippen, die uns sehr stark an unseren Urlaub in Irland erinnern. Mit dem Unterschied, dass wir hier Robben beim Wellenreiten beobachten können.

Auf dem Weg zurück zu unserer Unterkunft, erleben wir noch etwas zum ersten Mal. Zuhause ist es mir schon ein paar Mal passiert, dass Kühe die Straße blockiert haben, aber von einem Strauß auf der Straße würde ich noch nie angehalten.

Wir haben dort auch das Privileg mit Pinguinen in die Wellen zu hüpfen. Allerdings nur kurz, denn das Wasser ist doch dank der Nähe zum Südpol sehr erfrischend. Dies stört die flugunfähigen Tiere aber nicht, die so unelegant wie sie an der Oberfläche scheinen, blitzschnell durch das Wasser gleiten.

Hier ein paar Bilder meiner Lieblingsvögel:

In Kapstadt erklimmen wir DIE zwei Hausberge, den Lionshead und natürlich den Tafelberg. Dies hatte sich in unseren Köpfen leichter dargestellt, als die Realität es zulassen wollte. Die zwei Monate in der Natur waren zwar ein Genuß für die Seele, aber die Regel im Bush nicht laufen zu dürfen und die zwei Ausfahrten pro Tag haben unser Fitness Level doch mehr als gedacht herabgestuft. So schaffen wir es zwar auf beide Gipfel aber mit viel Schweiß und innerlichem Fluchen. Die Aussicht, die uns von oben gewährt wird, ist im Nachhinein aber wie immer jede Anstrengung wert.

Manuel erfüllt sich endlich den Traum eines echten Gospelchores und so buchen wir eine Township Tour mit inkludiertem Besuch einer echten Kirche. Hier wird Gospel wirklich gelebt. Bereits vor den Toren strömt uns die mächtige Musik entgegen. Wir verstehen leider nichts da alles in der Klicksprache Xhosa gesungen wird, aber nichtsdestotrotz ein Gänsehaut Moment.

Die Townships selbst bereiten einen Gänsehaut Moment andere Art, denn hier lebt die untere Schicht auf engstem Raum. Dennoch gibt es einen Einblick in das wahre Leben vieler Einheimischer.

Alle unsere Hosts haben sich wieder und wieder an Freundlichkeit übertroffen. Im Süden des Landes in dem Dörfchen Hermanus kommen wir einmal im „Funky Cottage“ unter, dessen Name Programm ist. Die Besitzer haben nicht nur eine bunte Bleibe für uns, sondern auch einen „Funky Shop“, wo sich Manuel gleich zu einer CD, mit Empfehlung des ebenfalls bunt gekleideten Besitzers, überreden lässt.

Das Dörfchen ist aber nicht nur bekannt für nette Unterkünfte sondern generell für das Wale-beobachten. Als wir zur Küste hinfahren und unser Auto parken, sehen wir bereits Leute in die Ferne zeigen. Manuel sagt freudig „die sehen schon was“. Woraufhin ich nur ein „jaja, eine Wunschvorstellung“ erwidere. Aber dann doch der erste Blick ins Meer und schon sehen wir, wie sich ein mächtiger Wal über die Wasseroberfläche wuchtet und mit einem großen Spritzer sich der Schwerkraft wieder geschlagen gibt. Wir können es beide nicht fassen und später erfahren wir auf einer Bootstour, dass dieser Anblick etwas seltenes ist, was uns noch mehr ins Staunen versetzt. Bei der Bootstour sehen wir zwar auch einige Wale, allerdings meist nur den Buckel und hin und wieder eine Flosse.

Dennoch ein tolles Erlebnis. Da wir ja bereits den südwestlichsten Punkt gesehen haben, fahren wir natürlich auch zum südlichsten Punkt Afrikas, wo sich der indische Ozean und der Atlantik die Hände schütteln.

Auch in dem Ort Plattenburg Bay haben wir wieder Hosts die netter nicht sein hätten können mit drei süßen Hunden. Diese ziehen meine ganze Aufmerksamkeit auf sich, also eine Pause für Manuel.

Einer meiner persönlichen Lieblingsmomente war das Schwimmen mit den Seebären. Mit dem Boot ging es zu diesen süßen Tieren, die uns, als wir uns ins Wasser gleiten lassen, mit neugierigem Blick beobachten. Ein wirklich magischer Moment wenn man auf Augenhöhe mit diesen verspielten Lebewesen ist und das zum Anfassen nahe. Obwohl mit Neoprenanzug ausgestattet, treibt es ein paar aus unserer Gruppe gleich wieder aus dem kalten Wasser zurück ins warem Boot. Wir halten die halbe Stunde aber locker durch. Es kitzelt richtig wenn einen die Tiere mit Luftblasen anpusten und einem danach tief in die Augen schauen. Danach konnte ich gar nicht mehr aufhören zu grinsen.

Wie ihr uns in den anderen Beiträge ja schon kennen gelernt habt, schrecken wir kaum vor einer neuen Erfahrung zurück. Wie sollte es auch anders kommen, konnten wir natürlich nicht beim höchsten Bungee Sprung der Welt von einer Brücke aus vorbeifahren. Bereits auf dem Weg dorthin werde ich schon nervös während Manuel im Autoradio, „Free falling“ und „Jump“, aufdreht. Dort angekommen wird einem gleich das Geschirr angelegt, denn um zum Absprung zu kommen, muss man erst noch mit einer Zipline hingleiten. Auf der Brücke dröhnt heitere Musik aus den Lautsprechern, damit man die Autos darüber und wahrscheinlich auch die Schreie der anderen nicht hört. Manuel darf zuerst und cool wie immer ohne einen Gedanken daran zu verschwenden springt er schon. Der Fall selbst dauert nur ein paar Sekunden aber es ist definitiv genug Adrenalin für einen ganzen Tag. Natürlich stürze auch ich mich hinunter. Ein verrücktes Gefühl den Boden auf sich zurasen zu sehen. Man tut nichts und denkt nichts und ist voll gepumpt mit Emotionen. So fühlt es sich an, am Leben zu sein, ist einer meiner ersten Gedanken.

Für uns besonders spannend ist die Flora und Fauna die sich von unserem vorherigen Schauplatz im Busch komplett unterscheidet. Ich hätte vor unserer Reise nach Afrika nie gedacht, dass ich je vor Begeisterung juchze, wenn ich einen Vogel sehe.

Und wie ich gejuchzt habe, kann euch Manuel bestätigen, bei einem unserer Highlights dem Addo Elephant Park. Es ist unsere erste Safari bei der wir nur zu zweit unterwegs sind. Neben vielen Elefanten, wie der Name schon sagt, haben wir auch Löwen, Antilopen, Warzenschweine, Zebras und zu unserem freudigen Aufschrei einen Secretary Bird gesehen. In zwei Tagen haben wir insgesamt 20 Stunden im Park verbracht und jede einzelne Minute davon genossen.

Auch hier wieder ein paar unserer Eindrücke:

Die Küstenregion hat insgesamt so viel zu bieten, dass zwei Wochen bei weitem nicht genug sind. Was wir uns aber auf keinen Fall entgehen lassen wollten ist eine Weinverkostung da die Gegend auch ein perfektes Anbaugebiet für Wein ist. Manuel und ich werden ja langsam immer mehr zu Feinschmeckern und so lassen wir uns auch dieses Abenteuer auf der Zunge zergehen. Dabei holen wir uns aber Verstärkung von unserem Freund Edward der seinen Urlaub vom Jahreskurs (Safariguide Ausbildung) in Kapstadt verbringt. Wir gönnen uns eine Olivenöl-, eine Käse- und natürlich auch eine Weinverkostung. Geölt lassen wir uns dann vom Geschmack von Sauvignon, Rose, Pinonoir und Shiraz verzaubern.

Rückblickend haben wir schon wieder viel erlebt in Südafrika und es gäbe noch so viel mehr in diesem Land zu bestaunen aber….

…wenn man an einem Ort bleibt, sieht man steht’s die selben Sterne, die einem wunderschön, aber wohlgeordnet und alltäglich erscheinen, doch wenn man durch die Welt reist, beginnt man, die größte Komplexität des Universums zu erfassen.

-(Zitat aus Homers Odyssey)-

Und auf diese Sterne freue ich mich schon unter dem Dach Namibias.

Bis zum nächsten Mal

Juliane

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Von Höhen und Tiefen

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Wie Manuel schon angekündigt hat, geht’s für uns bald zurück nach Hause. Aber so leicht bekommt uns Österreich noch nicht zurück! Wir begeben uns zuvor noch für sechs Wochen in das Expads Paradies: Indonesien.

Und wir landen gleich in der Hochburg Bali, bekannt für die Touristenströme und wir schwimmen da jetzt mit. Wir bleiben aber nur zwei Tage auf der Insel, wo sich ein Shop mit dem immer wiederkehrenden Krimskrams an den nächsten reiht, ab und an unterbrochen von ein paar der hippsten Cafés und Restaurants.

Manuel hat als Souvenir leider eine Verkühlung aus den Philippinen mitgebracht. Also heißt es durchatmen, so viel die verschlosse Nase eben hergibt und das Hotelzimmer mal richtig ausnutzen.

Nach zwei unabwechslungsreichen Tagen verlassen wir die eine Insel und tauschen sie gegen eine andere: Nusa Lembongan.

Dort treffen wir eine Freundin von mir aus Wien, die zufällig auch Indonesien als ihr Reiseziel gewählt hat. Es ist schön mal wieder ein bekanntes Gesicht zu sehen und so das Gefühl von ein bisschen Heimat zu verspüren.

Gut für mich, denn so machen Belinda und ich die Insel unsicher, während Manuel noch angeschlagen das Bett bewacht.

Wir grüßen die Sonne beim Yoga und gleiten auf Augenhöhe mit den Manta Rochen. Und das 20 Meter unter dem Meeresspiegel. Die Unterwasserwelt lädt immer wieder zum Staunen ein. Es ist fast so als wäre man auf einem anderen Planeten wenn man diesen riesigen Kreaturen zum Anfassen nahe ist.

Manuel schließt sich uns nach ein paar Tagen an, als es heißt: auf die Roller, fertig und Vollgas!

Links, Rechts, Links, Rechts. Bei uns wechselt die Straßenseite auf der man fährt mit jedem neuem Stempel im Reisepass, was uns beim ersten motorisierten Ausflug auf der Insel, für ein paar Meter zu unbeabsichtigten Geisterfahrern macht! Ob wir in Österreich auch wieder eine Gewöhnungsphase brauchen?

In den Philippinen sind wir, wie im letzten Post erwähnt, auch auf den Geschmack der Höhen gekommen uns so schmeißen wir drei wilden Abenteurer uns diesmal von einer 12 Meter hohen Klippe ins Meer! Das Herz pocht als wolle es die Brust verlassen, während man den Blick nach unten wirft und das Adrenalin durch den Körper pumpen spürt. Aber so fühlt sich Leben an. Uns so springen wir drei mit etwas Überwindung und viel Geschrei die Klippe hinab und tauchen mit strahlenden Gesichtern aus dem salzigen Nass wieder auf.

Was uns auch ein Lächeln ins Gesicht zaubert ist die große Auswahl an vegetarischem Essen! Willkommen im Land des Tempehs. Diese auf Soja basierende Delikatesse wird hier fast immer als Fleischersatz angeboten und serviert mit Erdnusssauce.

Es macht wirklich Spaß mit Belinda und bringt etwas Abwechslung in das Reisen zu zweit. Aber es heißt dann viel zu schnell: Bis bald in Österreich!

Nur einen Katzensprung von Muss Lembongan geht es nach Nusa Penida, ein Platz für jegliche Art von Influencer und Instagram Models, denn so manche Reisebroschüre lockt mit Bildern von dieser Insel.

Wir waren zugegeben schon etwas überrascht als wir zur Mittagszeit auf einen bekannten Strand fuhren und dieser voller Menschen war, die sich dort wie Models in Schale und Pose warfen als gäbe es kein morgen. Wir hatten zwar damit gerechnet auf andere Menschen zu treffen aber nicht, dass man sich anstellen muss.

Um zum berühmten Diamond Beach zu kommen, muss man vorher eine in den Stein geschlagene Treppe die Klippen hinab steigen. Viele versuchten diesen Weg in hohen Schuhen oder Flipflops zu bezwingen, kamen am Ende aber Barfuß unten an.

Viele Touristen die in der Hitze durstig und nach dem Aufstieg bzw. Abstieg hungrig sind, bedeuten gleichzeitig auch, dass sich leider viel Müll ansammelt. Und nicht jedem scheint die Umwelt so sehr am Herzen zu liegen wie das perfekte Foto. Für uns unbegreiflich und so sammeln wir bei unserem Aufstieg so viel Plastik wie wir tragen können. Es fühlt sich an wie ein Tropfen auf dem berühmten heißen Stein, aber besser als nichts zu tun.

Um den Massen auszuweichen haben wir uns am nächsten Tag schon um 6:30 auf den Weg zur bekannten T-Rex Klippe gemacht (die Fotos verraten woher der Name kommt). So waren wir fast die Ersten und durften zusehen, wie langsam immer mehr und mehr Menschen eintrudelten – wieder in den neusten und trendigsten Bademoden.

Es war interessant diesem Spektakel beizuwohnen aber nach ein paar Tagen reicht uns der Trubel und die größere aber weniger touristische Insel Lombok ist unser nächstes Ziel.

Kuta ein Dorf bekannt für eine Sache: Surfen. Die Touristen die von diesem Sport angelockt werden, scheinen doch eher von der etwas ruhigeren und entspannteren Sorte zu sein. Was aber nicht heißt, dass es hier keine Touristen gibt. Viele Restaurants sind hier auf und um den Teller auf den westlichen Geschmack getrimmt.

Wir treffen hier Leon und Luise aus Deutschland, die wir in Thailand vor mehr als 6 Monaten kennen lernen durften. Verrückt welche Geschichten sich auf beiden Seiten so anhäufen. Daher verbringen wir gleich einen Tag und einige Abendessen gemeinsam.

Indonesien ist ein großteils muslimisches Land, also werden wir jeden Tag um 4:30 mit den Klängen des Morgengebets aus der Moschee geweckt. Wie das nun mal ist, andere Länder andere Sitten. An einem Tag zieht eine riesengroße Hochzeitsgesellschaft durch die Straßen. Also gehen wir, für uns eine Seltenheit, Hochzeit schauen. Wir bewundern die Kleidung und die Kapelle die außer das sie Musik spielt keine Ähnlichkeit zu denen bei uns Zuhause hat.

Wir übernachten bei einem Surfcamp, weil wie ihr euch schon gedacht habt, wir auch einmal Wellen fangen und reiten wollen.

Vor der ersten Stunde, verzehre ich nervös einen halben Pancake, den Manuel gechillt aufisst. Nach einer kurzen Einführung am Strand, geht’s ab ins kühle Nass und das geschminkt mit einer Zinkpaste die uns vor der Sonne schützt, aber gleichzeitig gleich aussieht, wie meine ersten Schminkversuche mit 15.

Ich bin anscheinend ein Naturtalent, denn ich stehe jede Welle von der ersten an, natürlich mit Hilfe des Surflehrerers. Das einzige Problem, ich werde sogar auf dem Surfboard seekrank. Endlich mal etwas gefunden, was mir leicht fällt und dann das. Das ist so als wäre man richtig gut beim Basketball aber dann nur 150cm groß.

Es macht mir trotz Übelkeit aber großen Spaß.

Nach zwei Tagen sind unsere Arme vom vielen padeln zu müde, zum Glück unsere Beine aber noch nicht. Daher entscheiden wir uns für ein weiteres Abenteuer, den Mount Rinjani, den zweithöchsten Vulkan Indonesiens.

Wir buchen die dreitägige Variante noch unwissentlich, dass wir uns hier für die schwerste aller Optionen entschieden haben. Dafür werden wir nach Senaru gebracht, eine Ortschaft am Fuße des Berges. Man muss bereits einen Tag vor der Wanderung anreisen.

Wir nutzen diesen Tag noch um den nahe gelegenen Wasserfall zu betrachten. Der Weg dorthin ist aber auch ein kleines Abenteuer für sich. Nicht wegen dem Weg an sich, sondern den Affenbanden entlang des Weges die einen zähnefletschend nicht vorbei lassen wollen. So wehrt Manuel die ersten Angriffsversuche mit seiner Tasche ab. Doch bei der einen Bande vorbei wartet schon die nächste. Wir bewaffnen uns mit zwei Stöcken und setzen unseren Weg fort. In der Unterkunft meinen sie man solle Steine auf die wuscheligen Tiere werfen, aber das bringe ich nicht übers Herz.

Am Abend bekommen wir noch eine kurze Einführung zur Wanderung und lernen unseren Guide Iman kennen.

Tag 1:

Um 6:30 wachen wir mit einem wunderschönen Sonnenaufgang auf und dazu bekommen wir noch unsere Pancakes, beobachtet von damit liebeugelnden Affen. Wir packen und setzen uns erstmal für eine Stunde ins Auto und lernen unsere Gefährten besser kennen. Bis wir beim Medical Check ankommen, der vor dem Start gemacht werden muss. Für mich, die das Krankenhaus Umfeld kennt, kann ich sagen… das war für die Katz. Manuels Blutdruck wurde über seinen Pullover gemessen und die COPD Fragen wurde einfach ohne fragen mit „nein“ angekreuzt. Und das war’s dann auch schon.

Danach geht es zum Anfang des Wanderweges. Nach zwei Stunden habe ich schon Blasen an den Fersen, aber Zähne zusammen beißen und weiter geht’s.

Das Ziel für den ersten Tag: von 1.100 auf 2.500 Meter. Das beeindruckende neben der wundervollen Aussicht, sind die Porter. Diese Männer überholen uns und das mit 25-40 kg bepackt, damit es uns später im Camp an nichts fehlt.

Oben angekommen ist die Aussicht einfach nur traumhaft. Wir haben den Blick auf das Tal, den Kratersee, den Vulkan und den Gipfel.

Bei unserer Tour sind drei Mahlzeiten und Snacks inkludiert, was die Porter nicht nur tragen sondern auch für uns kochen.

Es geht für uns früh ins Bett, denn…

Tag 2:

Nach unserer noch etwas kürzer als erhofften Nacht krabbeln wir um 2:00 Uhr morgens, weder frisch noch munter aus unserem Zelt in die kalte Finsternis.

Einen Snack später, geht es einen Schritt nach dem anderen in Richtung Gipfel. Leichter gesagt als getan, man macht zwei Schritte und rutscht auf der körnigen Asche wieder einen Schritt zurück.

Diese kräfteraubenden Pfade und dieser Tag verlangen uns alles ab, körperlich und mental. Ich bin froh, dass es dunkel ist, ich glaube der Blick auf die Entfernung zum Gipfel würde mir alleine schon den Willen rauben weiter zu machen.

In der Finsternis wird kaum gesprochen, man hört nur keuchen, stöhnen und fluchen. Man sieht nur die Lichter der Stirnlampen in der Ferne hinter und vor sich langsam tanzen. Jeder mit dem selben Ziel: diesen Berg zu bezwingen.

Wir versuchen an nichts zu denken, während die Beine versuchen die anstrengensten Höhenmeter meines Lebens zu erklimmen.

Alle paar Schritte mache ich eine kurze Pause um meinen Atem zu fangen. Man sieht immer wieder die Gesichter von Leuten die so wie ich die Stärke in sich suchen.

Aber wir schaffen es, dass wir um 5:30, bevor die Sonne den Berg küsst, bei 0C° oben auf 3.726 schwer verdienten Metern zu stehen.

Wir genießen zitternd die Aussicht, wartend auf die erlösenden wärmenden Strahlen und das damit verbundene Farbspektakel. Aber wer rauf kommt muss natürlich auch wieder runter kommen. Ohne Verletzung aber mit viel Steinen im Schuh, kommen wir zum Camp zum Frühstück zurück.

Danach geht es aber schon wieder weiter, hinunter zum See im Krater auf 2.000 Meter.

Wir haben die Chance dort in heißen Quellen zu baden, eine kurze Erlösung für die müden Muskeln. Jedes Mal wenn wir Richtung Gipfel blicken, ist es kaum fassbar, dass wir da schon oben waren.

Wir schlafen aber nicht hier, das wäre doch zu schön um wahr zu sein. Denn unser Camp liegt wieder auf 2.600 Metern Höhe. Die Beine ächzen bei jedem Schritt. Und leider ist dieser Weg nicht wie erwartet, denn es geht auf und ab… Aber es hilft nichts, hier bleiben ist keine Option und so versuchen wir uns durch Gespräche mit dem Guide abzulenken. Bzw. versucht es Manuel so, denn ich keuche so viel, dass jedes Wort schwer über meine Lippen kommt.

Aber auch dieser unendlich scheinende Weg hat irgendwann ein Ende und diese Aussicht lässt einen für einen kurzen Moment jeden Schmerz vergessen.

Tag 3:

Es fehlt nur noch der Abstieg auf 600 Meter, zurück wo alles begann. Wir bündeln noch mal unsere letzte Energien. Selbst wenn das Ziel überwältigend scheint, darf man nur einen Schritt nach dem anderen ins Auge fassen.

Nach all den Strapazen schaffen wir es nach fünf Stunden steil bergab endlich zum Auto. Ich kann gar nicht aufhören zu Grinsen wegen dem Gedanken, dass ich endlich keinen Schritt mehr machen muss.

Ich schreibe diese Zeilen einen Tag nach dem wir von unserer Wanderung zurück sind mit schmerzenden Beinen. Ich kann dir Redewendungen, die Beine fühlen sich an wie Blei so gut nachvollziehen wie noch nie in meinem Leben. Wir haben geschwitzt, geschimpft, geflucht, gezweifelt aber es war jede einzelne Blase an den Fersen und jede Emotion wert.

Eins kann ich aber auch sagen: „Noch einmal, machen wir das nicht.“

Wir liegen am mehr als verdienten Pool im Schatten auf der Insel Gili Air und ich verdrehe die Augen beim Gedanken daran, dass unsere Träger wohl schon wieder erneut Schritt für Schritt in Richtung Gipfel unterwegs sind.

Mehr von unserer restlichen Zeit in Indonesien dann wieder von Manuel, wenn wir es je wieder schaffen aufzustehen.

Bis dahin

Eure liegende Juliane

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Reif für die Inseln

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Egal, wo wir hinkommen, Manuel findet überall Ähnlichkeiten zu Österreich. Ob wir durch den Wald in Japan wandern oder über unser Land Nummer 6 fliegen, die Philippinen.

Ja, die Philippinen. Was kann ich sagen? Wir führen jetzt ein Inselleben. Das bedeutet, es häufen sich die Sonnenauf- und Sonnenuntergänge und Tauchgänge. Auch die Dinge, die wir nicht vermissen, nehmen wieder zu: Sonnenbrände, Sand im Gepäck und der Kampf gegen Mücken oder ganze Ameisenvölker.

Nach Japan ist es ein richtiger Kulturschock: das rohe Fleisch auf den Straßen, die Hitze in der Stadt und die Armut der Menschen. Aber trotz allem stoßen wir hier auf viel Freundlichkeit und viele lächelnde Gesichter.

Wir landen erstmal in Manila, der Hauptstadt. Die Autos fahren wieder rechts, die Buchstaben können wir zumindest entziffern, es gibt mehr vegetarische Optionen und das Wetter ist unglaublich heiß. All diese Dinge lassen Manuels Herz höher schlagen.

Was meinen lieben Gefährten auch erfreut, ist endlich wieder mehr Spontanität. Es ist wieder egal, wohin die nächste Abzweigung uns hinbringt, denn egal wo wir landen, es wird uns dort gefallen.So stellt sich trotz allem die gleiche Frage wie überall: Was wollen wir jetzt machen?

(Hier ein Dank an Ralph, meinen Ex-Arbeitskollegen, für die Tipps.)

Also erstmal eine Free Walking Tour in Makati, einem Stadtteil. Diese funktioniert hier aber nicht so, wie wir sie kennen. Sie besteht nur aus vier Personen, uns beiden und zwei Angestellten der Regierung. Sie erzählen uns, was Makati alles zu bieten hat. Eigentlich versuchen sie die Stadt zu promoten, auch mal was anderes. Danach geht es in die Old Town von Manila. Dort lernen wir ein bisschen über Jose Rizal, der für die Unabhängigkeit der Philippinen von Spanien gekämpft hat und hier als Nationalheld verehrt wird.

Ja, und weil die Spanier hier waren, besuchen wir seit langem wieder mal eine katholische Kirche. Es ist schon irgendwie verrückt, dass die Kirchen überall im Land sind, nachdem die Spanier vor 500 Jahren das Christentum hier verbreitet haben. Da kommen Heimatgefühle auf.

Die 500 Jahre alte Kirche.

Aber dann reicht es uns eigentlich auch schon mit der Hauptstadt. Also geht es ab nach Tagaytay, eine Ortschaft, die für den Vulkan im See bekannt ist. Wir schlafen in einem Hochhaus, auf dem „In God we trust“ ganz groß steht. Nicht nur das, auf Taxis steht die ein oder andere Bibelstelle und auf einem Boot liest man „We dive with God“. Auch daran muss man sich mal gewöhnen.

Der Vulkan im See
Wir und der Vulkan im See

Was ich noch nicht erwähnt habe, das meiste steht hier auf Englisch, womit wir gar nicht gerechnet haben. Denn Englisch ist hier die Zweitsprache, warum konnte uns aber noch niemand erklären. Die Amerikaner waren hier und haben anscheinend einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das zeigt sich auch bei den Fast-Food-Ketten, die in Unmengen überall vertreten sind. Es spricht fast jeder zumindest ein paar Sätze Englisch, dadurch wird das Reisen plötzlich viel leichter. Als ich den ersten Taxifahrer hier frage, was sein Lieblingsrestaurant ist, bekomme ich die Antwort: Jollibee’s (eine der Fast-Food-Ketten). Das dürfte erklären, warum es hier mehr Übergewichtige gibt als in den anderen asiatischen Ländern bis jetzt.

Da Manuel ja bekanntlich ein ganz Süßer ist, probieren wir die National-Nachspeise. Der Name Halo Halo lässt noch nicht vermuten was sich im Becher verbirgt. Ein Eis garniert mit getrockneten Früchten, Gelatineklumpen, weißen Bohnen und eine Art Pudding. Eines der Gerichte die es nicht in unser Kochrepertoire Zuhause schaffen wird.

Wir nehmen hier auch die öffentlichen Verkehrsmittel in Anspruch. In jeder Stadt gibt es sogenannte Jeepneys, die als Busersatz fungieren. Es sind umgebaute Jeeps, auf deren Ladefläche zwei Sitzbänke geschraubt wurden und so kann man für ein paar Cent von A nach B gelangen. Aber nicht, wie ihr euch vielleicht denkt, denn das Vehikel wird so voll gemacht wie möglich, man stapelt sich auf- und nebeneinander wie bei einem guten Tetris-Spiel bei 35°C oder wie Sardinen in der Dose.

Jeepney

Apropos Transport: Was gehört noch zum Inselleben? Natürlich Island Hopping, also ab nach Cebu.

Und das auf einem alten Kreuzfahrtschiff mit ca. 1500 Passagieren und nur 7 davon sind westliche Touristen. Das Schiff trägt den einfallsreichen Namen „St. Therese of the Child Jesus“. Auch wenn Titanic-Erinnerungen hochkommen, kann bei diesem Namen ja wohl nichts schief gehen. Die Fahrt dauert 30 Stunden und daher ist es auch gleichzeitig unsere Bleibe für eine Nacht, die wir in der luxuriösen 8-Bett-Kabine verbringen. Warum Luxus? Weil die andere Option ein Schlafsaal mit hunderten Betten gewesen wäre. Jeder lächelt uns an und grüßt uns, da wir offensichtlich auffallen. So freundet sich Manuel gleich mit den Musikern an. Diese veranstalten einen Karaoke-Wettbewerb, bei dem Manuel uns gleich anmeldet. Karaoke ist hier genauso beliebt wie in Vietnam, der einzige Unterschied ist, dass die Menschen hier besser singen können. So haben wir keine Chance auf den Sieg, aber Spaß bei der Sache. Auf einem Schiff gibt es nicht viele Auswege, daher freunden wir uns auch gleich mit dem Friseur an, der beeindruckt ist von Manuels Schönheit und uns beim nächsten Besuch auf den Philippinen einlädt, seine Gäste zu sein.

In Cebu angekommen, erfahren wir wieder die Freundlichkeit dieses Landes und so gibt uns unser Host eine Tour per Auto durch die Stadt. Und am Abend sitzen wir noch mit ihr, einer Flasche Rotwein und den restlichen Gästen am Tisch.

Ein weiteres Transportmittel ist der Bus. Dieser bringt uns unserem nächsten Ziel näher. Wir steigen am Terminal ein, also dem Startpunkt. Wir fragen, wie lange die Reise dauert und bekommen als Antwort: „zwei bis fünf Stunden“. Hier ticken die Uhren anders. Und so bleibt der Bus ohne Aircon in für uns scheinbar willkürlichen Abständen stehen, um Menschen ein- und aussteigen zu lassen. Manchmal in der Stadt oder mitten im Nirgendwo. Nach ’schnellen‘ 4,5 Stunden haben wir es geschafft und sind am Hafen von Maya angekommen.

Aber da wir hier nicht bleiben wollen, geht’s mit dem Boot auf die Insel Malapascua.

Es ist traumhaft schön und authentisch. Bekannt ist die Insel für die Möglichkeit beim Tauchen Fuchshaie zu beobachten. Und natürlich packen wir die Gelegenheit beim Schopfe, schmeißen uns in den Neoprenanzug, schnallen die Sauerstoffflaschen an und machen einen großen Schritt in die Tiefe. Bei zwei von drei Tauchgängen haben wir die Chance, mit diesen erstaunlichen aber ungefährlichen Kreaturen Blicke auszutauschen. Es ist ein wirklich magischer Moment wie sie nahe, in aller Ruhe, einfach an einem vorbeigleiten. Aber leichter gesagt als getan. Denn die starke Strömung versucht dem ruhigen Beobachter hier einen Strich durch die Rechnung zu machen. Für uns eine neue Challenge und so müssen wir versuchen, unter Wasser dagegen anzukämpfen. Manuel treibt einmal auf den Hai zu, doch sein Held und unser Dive-Master zieht ihn am Gewichtsgürtel wieder zurück. Wir versuchen uns auch an Steinen festzuhalten, um zu bleiben wo wir sind. Dabei berührt Manuel unabsichtlich eine Koralle, woraufhin er, zurück an Land Bläschen an der Stelle entdeckt. Und als kleines Extra werden wir auf dem Rückweg von Delfinen begleitet.

Auf der Insel ist auch Schnorcheln bei so klarem Wasser ein Muss. Dabei dürfen wir uns, unglaublicherweise, den Schwarzspitzen-Riffhaien (ca. einen Meter lang) beim Schwimmen an die Flossen heften. Ich kann nicht glauben, dass ich vor den süßen Tieren mal Angst hatte.

Aber das war es bestimmt noch nicht mit unserer Entdeckungsreise durch die Tierwelt. In Manuels Beitrag warten sicher noch die ein oder anderen Lebewesen auf euch.

Bis dahin alles Liebe

Juliane

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Japan: Ein Traum wird konnichiwa(hr)!

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Ich bedanke mich bevor ich richtig starte nochmal bei Manuel für den diesmal wirklich kurz und knackigen Post. Also fangen wir an…

Japan, eines der Länder, die bei mir ganz oben auf der Liste standen. Die ersten zwei Tage kann ich es noch gar nicht fassen, dass wir wirklich hier sind. Aber am dritten Tag stellt sich die Realität und die hohen Rechnungen eines entwickelten Landes dar.

Wir wussten, es würde teuer werden, aber wir hatten nicht erwartet, dass dieses Land uns im Bereich spontanes Reisen auf die Knie zwingen würde. Denn wer hier zu langsam ist oder wartet, verliert/bezahlt.

Also müssen wir uns zum ersten Mal seit langem einen echten Plan überlegen. Aber wo soll man da nur anfangen in einem Land, welches mehr zu bieten hat als ein großes Interspar-Regal?

Komplett überfordert mit der neuen Situation, geht es uns beiden an die, und wir uns auf die Nerven. Aber wir wären nicht wir, wenn wir dafür keine Lösung fänden. Also, was tun?

Eine Route planen und alle Unterkünfte für Japan im Voraus buchen. Wir versuchen es.

Unsere Route für Teil 1: Tokio – Nagano – Osaka – Nara.

Es gibt verschiedene Optionen in Japan, um von A nach B zu kommen. Wir haben uns für den JR Railpass entschieden mit einem stolzen Preis von knapp 1000€ gesamt für uns beide für 21 Tage. Dieses Investment und die gebuchten Unterkünfte lassen unseren Tagesdurchschnitt in die Höhe schnellen. Damit können wir den Zug in diesem Zeitraum in ganz Japan so oft benutzen, wie es uns lieb ist und es unser Sitzfleisch mitmacht.

Apropos Zug, hier hat Manuel die meiste Vorfreude gezeigt. Denn in unserem Pass inkludiert ist auch der Shinkansen-Zug. Der berühmte Hochgeschwindigkeitszug erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 320 km/h. Zugegeben, wir sind beide begeistert, denn er ist zusätzlich noch gemütlich und sehr ruhig… wahrscheinlich liegt es auch daran, dass Telefonieren und Reden in den öffentlichen Verkehrsmitteln in Japan nicht sehr populär ist.

Wir beginnen ja in Tokio, der größten Stadt der Welt, also Einwohnertechnisch, aber das Verrückte ist, dass in den Straßen davon kaum etwas zu merken ist. Auf den unglaublich sauberen Straßen fahren nur ein paar Menschen vorbei, die Maske tragen, egal ob sie am Rad oder alleine im Auto sitzen. Daneben ein paar Fußgänger und wir. So mischen wir uns unter die 37 Millionen Menschen. Das Mischen ist leichter gesagt als getan. Hier tragen die Leute nicht so farbenfrohe Kleidung wie im Rest von Asien und da stechen wir zwei mit unseren bunten Jacken natürlich gleich heraus. Also machen wir als Twinni die Stadt unsicher, da verstecken sowieso keinen Sinn hätte, besonders mit meinen blonden Haaren und blauen Augen nicht.

Und ja, auch wenn es meist nicht so wirkt, es gibt wirklich so viele Menschen. Das wird deutlich klar beim berühmten Shibuya Crossing. Hier verlaufen die Zebrastreifen nicht nur wie üblich sondern auch diagonal über die Kreuzung. Sobald die Ampel die Farbe wechselt sieht man die Straße vor lauter Menschen nicht mehr. Dort befindet sich auch die Statue von Hachiko, wer ihn kennt und so erweisen auch wir hier unsere letzte Ehre.

Die Kirschblüte, auch bekannt als „Sakura“, ist ein wichtiger Teil der japanischen Kultur und somit ganz oben auf unserer To-do- oder besser gesagt To-see-Liste. Also spazieren wir von einem Baum zum nächsten, vorbei an Schreinen und erkunden zu Fuß die Stadt.

Auf unserem Weg verirren wir uns in ein sogenanntes Maid Café. Was die Vietnamesen in der Menge der Cafés haben, haben die Japaner an Ausgefallenem. Das wollen wir natürlich genauer ergründen und so werden wir von einer Frau im Zimmermädchenkostüm bedient. Mit der üblichen Kaffeehaus-Etikette kommt man hier nicht weit. Wenn man möchte, dass die Kellnerin zum Tisch kommt, zum Beispiel, muss man die Geräusche einer Katze machen und wenn sie die Bestellung bringt, muss man mit ihr einen Zauberspruch aufsagen. Auch wenn es komisch klingt, wurden wir sehr gut unterhalten und wie in Japan üblich hat auch diese Erfahrung einen Preis, bei dem man zweimal hinschauen muss.

Nach der großen Stadt geht’s für uns Richtung Osten nach Nagano. Obwohl sie immer noch groß Werbung machen mit der Winterolympiade 1998, hat dieser Ort doch eher touristische Bekanntheit wegen der japanischen Makaken, die hier im Winter in die heißen Quellen flüchten. Dieses natürlich vorkommende heiße Wasser mit einer Temperatur zwischen 38°C und 42°C wird in der Regel in ein Badehaus gespeist und das wird in Japan als Onsen bezeichnet. Auch dieser hier wurde eigentlich für die Menschen im Jahre 1874 angelegt, aber da auch die Affen die Wirkung für sich entdeckt haben, wurde er ihnen überlassen, die ihn nun besonders im Winter nutzen, um der Kälte zu entfliehen.

Doch wir haben Glück, denn nicht nur die Affen können entspannen, sondern auch wir haben in diesem Ort einen Onsen in unserem Hotel inkludiert. Da die Japaner eine große Badetradition pflegen, tauchen auch wir wortwörtlich hier in die Kultur ein.

Es gibt jedoch einige Regeln, die beim Besuch eines Onsens zu beachten sind. So ist es üblich, dass hier vor dem Baden jeder Zentimeter Haut mit einem Waschlappen und Seife geschrubbt wird. Manuel meint danach: So sauber war er noch nie. Auch das Tragen von Badekleidung ist untersagt, da die Reinheit des Wassers höchste Priorität hat. Diese Regel zieht mit sich, dass ein Onsen aus geschlechtergetrennten Bereichen besteht.

Von Nagano geht es weiter zum Wahrzeichen des Landes bzw. zum ersten Bild, wenn man auf Google Bilder Japan sucht: dem Mount Fuji. Unsere Unterkunft hier, in einem der bekannten Kapsel-Hotels (auch geschlechtergetrennt). Manuels Zimmer bestand aus 106 einzelnen Kapseln und er durfte eine davon beziehen. Für zwei volle Tage haben wir versucht, den Berg in seiner vollen Pracht zu sehen, aber leider war das Wetter nicht auf unserer Seite. Wir wissen dennoch unsere Zeit gut zu nutzen und besuchen einen öffentlichen Onsen. So schwitzen wir Seite an Seite mit den nackten Japanern und Japanerinnen jeden Alters. Am Morgen des dritten Tages treten wir dem Berg nun endlich von Angesicht zu Angesicht gegenüber und das umgeben von Bäumen in voller Kirschblüte. Ein wirklich magischer Moment, die perfekte Form dieses Vulkans in unseren Erinnerungen speichern zu dürfen.

Auf der Reise geht’s weiter in die drittgrößte Stadt Japans: Osaka. Wie überall gibt es viel zu tun, also los. Wir schauen uns die Burg an, nur von außen. Eigentlich wollten wir auch einen Blick ins Innere werfen, aber wie es hier in Japan nun mal üblich ist, stehen die Leute anscheinend wirklich gerne in der Schlange. Ich meine wirklich, wirklich gerne. Bei der Ankunft am Flughafen stehen wir drei Stunden, für das Zugticket zwei, bei den guten Restaurants stehen die Leute fast um den ganzen Block, und das, obwohl ein anderes Restaurant daneben komplett frei ist. Wo wir Europäer schon lange aufgegeben hätten, fangen die Japaner gerade erst zum Stehen an. Wirklich verrückt, sogar bei den öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es Markierungen am Boden, wo man sich in zwei Reihen anstellen muss, und Vordrängeln gibt es hier nicht. So steigt jeder brav im Gänsemarsch in seinen/ihren Zug ein.

Jedenfalls haben wir uns mit einer Freundin von Manuel von seinem Solo-Trip getroffen, die gerade zufällig mit einer Freundin hier im Urlaub ist. So klein ist die Welt. Auf unserer Liste besuchen wir noch ein Nudel Museum, wo wir selbst unsere Nudeln gestalten dürfen (innerhalb und außerhalb der Verpackung), verbringen einen Tag in einer mehrstöckigen Spiele Arena und einen Nachmittag im Reptilien Café. Ja, wieder eines dieser ausgefallenen Cafés.

Als guten Schluss für den ersten Teil haben wir uns Nara ausgesucht. Eine Ortschaft mit einem großen Park, in dem 1.600 Rehe und Hirsche frei leben und so irgendwie zu Einwohnern dieser Stadt geworden sind. Wir übernachten in einem der wenigen Hotels im Park, wo wir vom Bett aus den Tieren beim Grasen zusehen können. Aber da dort alles früh schließt, verspeisen wir am Abend unsere erstklassige selbst zusammengestellte Nudelsuppe. Das Coole neben dem eindrucksvollsten Buddha in Japan sind die zutraulichen Vierbeiner. Überall kann man spezielles Futter kaufen und die Tiere hautnah, also wirklich manchmal schon etwas aufdringlich, erleben. Ich habe einen Riesenspaß dabei und Manuel lacht, weil mich die Tiere nach einmal füttern schon nachstellen. Ein zusätzliches Highlight dort, dass den Tieren antrainiert wurde, ganz im Stile der Japaner, sich höflich zu verneigen und somit danke zu sagen oder sich einen leckeren Keks zu verdienen. Herrlich!

Also das war nun mal die erste Hälfte in einem Land, wo ich Manuel sogar ein „Schon sehenswert!“ entlocke.

Natürlich wird man auch hungrig vom ganzen Herumreisen, aber von unseren kulinarischen Entdeckungen darf euch Manuel im nächsten Post einen Einblick geben. Nur kurz vorweg, ich habe hier noch nichts gegessen, was mir nicht geschmeckt hat. Hoffentlich ändert sich das nicht bis zu Manuels Beitrag.

Also drückt mir die Daumen!

Bis zum nächsten Mal.

Eure Juliane

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Ein wilder Ritt

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Da Manuels letzter Beitrag eher einem Buch ähnelt werde ich versuchen mich diesmal kürzer zu halten.

Unser Plan war eigentlich direkt von Kambodscha in den Norden Vietnams zu reisen, aber die teuren Flugpreise haben uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Daher haben wir herum getüftelt und uns eine billigere aber längere Route überlegt.

Also zurück nach Bangkok, wo alles begann: So gesagt schließen wir den ersten Kreis unserer Reise. Es ist irgendwie ein heimeliges Gefühl für mich auf der selben Strecke wie vor dreieinhalb Monaten zu fahren. Damals noch völlig perplex von den unendlich vielen neuen Eindrücken. Es ist verrückt so manche Häuser und Straßen wieder zu erkennen, obwohl ich nur einmal daran vorbei gefahren bin. Aber diesmal mit einem ganz anderen Blick, einem mit mehr Detailreichtum. Wie viel mir damals entgangen ist, erstaunlich. Es scheint, als hätte ich mich an die Straßen Asiens mehr gewöhnt. Im Vergleich zu damals fühle ich mich irgendwie sehr verändert. Ich habe das Gefühl reifer geworden zu sein, mit mehr Erfahrung und einem weiteren Horizont. Inzwischen bin ich mit viel mehr Ruhe und Gelassenheit unterwegs und mit dem Vertrauen darauf, dass alles seinen Weg findet.

Es bleibt uns jedoch nur eine Nacht um auf den selben Straßen zu wandern und die damaligen Erinnerungen Revue passieren zu lassen. Zugegeben habe ich mich schon sehr auf das echte Street Food Pad Thai gefreut. Obwohl die Länder nebeneinander liegen, ist es doch erstaunlich wie unterschiedlich die Küche trotz der nahen Lage zueinander ist. Daher schlemmen wir genüsslich gleich drei Teller von diesem ersehnten Gericht hinunter. Ach, wie lecker, aber die belebte Khao San Road habe ich trotzdem nicht vermisst.

pad thai

Dann geht es für uns zum zweiten Mal nach Vietnam, diesmal nach Hanoi. Dieses Land ist für uns Liebe auf den zweiten Blick. Nicht als hätte es uns beim ersten Mal gar nicht zugesagt, aber wir sind einfach mit einer anderen Erwartungshaltung eingereist. Jetzt kannten wir ja bereits die Sitten und Gebräuche. Zumindest beinahe, wir haben trotz der kurzen Pause schon wieder viel vergessen. Zum Beispiel, dass es hier keine Tuktuks gibt, überall immer Menschen sind und der Verkehr der Wahnsinn ist. Aber zum Glück können wir uns schnell an den Rhythmus der Straßen erinnern.

Für alle zukünftigen Reisegäste nur eine kurze Einführung: wie gesagt viel los, jede Stadt oder jedes Dorf ist voll!, selten findet man einen Platz für sich, das Landesgericht ist eine Suppe, die Leute lachen nur selten zurück, aber es verbirgt sich viel Schönheit hinter der Fassade… man muss nur genau hinschauen. Achja und der Gehsteig ist hier nicht für Fußgänger sondern für parkende Mopeds gedacht.

Man muss einfach einen genaueren Blick darauf werfen. So erkennt man die Gelassenheit der Menschen (auch im Verkehr) und kann, nach ein paar Sekunden Augenkontakt, auch hier das Lächeln finden.

Hanoi ist da nicht anders. Das besondere an der Hauptstadt, neben den schmalen hohen Gebäuden mit französischem Einfluss, sind die Themenstraßen in der Altstadt. Das bedeutet, dass es in der jeweiligen Straße alles, aber nur von einer Sache gibt. So schlendert man durch eine Gasse voll mit Dingen die ein Bastlerherz höher schlagen lässt und hinter der nächsten Kreuzung entdeckt man dann einen Sonnenbrillenladen gereiht an den nächsten.

Wie es für Vietnam üblich ist, gibt es natürlich unzählige spezielle Cafés. So besuchen wir eines voll mit Post it’s und jeder Gast darf sich darin auf einem davon verewigen.

Einige andere Cafés liegen direkt an der Train Street. Wie der Name bereits vermuten lässt, fährt hier einmal am Tag eng an den Häusern der Zug vorbei. Bis vor einem Jahr durften die Touristen hier noch Kaffeehaus-hopping betreiben. Doch die Regierung (oder wer auch immer) hat es als zu gefährlich eingestuft und so für die neugierigen Touristen gesperrt. An den Eingängen wurden daher Securitys positioniert, die den grimmigen Blick und die Unfreundlichkeit perfektioniert haben und so jeden verscheuchen. Für die ganzen Café Besitzer ist dieser Zustand jedoch suboptimal und so kann man sagen, wo ein Wille ist, da auch ein Weg. Eine Taktik aus Schmiergeld und die Touristen zu sich winken reicht aus und so kommen auch wir durch die Kontrolle. Leider fährt bei uns kein Zug durch, aber dennoch eine interessante Erfahrung.

Da wir nun fast vier Monate jedes unserer Abenteuer zusammen bestritten haben und das auf teilwiese engsten Raum, beschließen wir, dass der Tag gekommen ist. Jeder erkundet die Stadt einmal für sich.

Mein erstes Ziel an meinem Tag: der Tempel der Literatur, 700 jahrelang diente er als Universität zu Ehren des Konfuzius und seinen Lehren. Der im Jahre 1070 erbaute Tempel dient heute als Hochburg für Kinder, um dort für gute Noten zu beten. Und so tummeln sich hier täglich mehrere Dutzend Schulgruppen. Für mich mit Audioguide bewaffnet der reine Wahnsinn, denn für die lieben Kleinen bzw. Großen ist es gang und gebe jeden Touristen mit einem lauten und schrillen „Hello!!“, zu begrüßen. An diese Regel hält sich fast jedes Kind, welches den Mut aufbringt die Aufmerksamkeit der fremden Menschen auf sich zu ziehen und das sind überraschend viele! So, ohne irgendeine Info vom Audioguide zu hören, grüße ich jeden in einer so hohen Frequenze wie noch nie in meinem Leben zurück. Was bis jetzt am nähesten für mich heran kommt, ist mein erster Ausflug in die große Stadt als Kind vom Land, wo ich noch nicht wusste, dass man nur im Ort die Leute grüßt. Fast schon verzweifelt von der im Sekundentakt stattfindenden Unterbrechung meines Audioguides, bin ich auf der Suche nach einem ruhigen Platz und verstecke mich vor den Gruppen hinter einer Steinmauer am Boden um mich endlich durch die Informationen zu hören. Nach einer Stunde tauche ich mit schmerzenden Rücken wieder auf und stoße gleich wieder auf unzählige Kinderstimmen.

Obwohl wir einen Tag ohne den anderen machen bin ich kaum alleine. Ich frühstücke mit einem Amerikaner, trinke mit den Vietnamesen Smoothies und lunche mit einem Engländer. Nur den Kaffee am Nachmittag habe ich nur für mich und mein Buch.

Manuel verbringt den Vormittag mit seinem Buch und den gesamten Nachmittag in einer Buchhandlung, ganz alleine und nur für sich. Er genießt jeden Moment davon.

Wie es wohl zu erwarten war, treffen wir uns natürlich wieder und berichten von unseren Abenteuern.

Nach den ersten Eindrücken von Hanoi beschließen wir aufgrund günstiger Wetterbedingungen mit dem Bus nach Ha Giang zu fahren. Warum gutes Wetter?

Unser Plan ist es, uns für vier Tage auf ein Moped zu schwingen und den 400 km langen Ha Giang Loop auf unserer Liste abzuhacken. Doch bevor wir das machen können nehmen wir uns davor noch einen Tag Zeit um zu entscheiden wie wir den Loop überhaupt machen wollen.

Wie es beim spontanen Reisen nun Mal der Fall ist, ist das kurzfristige Planen ein großer Teil davon. Wir entscheiden uns den Loop mit einer Gruppe zu absolvieren. Es gäbe die Möglichkeit den Weg auf eigene Faust zu machen, aber nach den täglichen und ständigen Überlegungen was wir wie machen sollen, nehmen wir diesmal die gemütlichere Variante. Die Route ist bereits entschieden, die Übernachtungen gebucht, das Essen vorbestellt und was für uns bleibt ist nur noch die Fahrt zu genießen und hinter dem Guide zu bleiben.

Es muss nur vorher angegeben werden, ob man selber den Lenker in der Hand haben oder sich lieber an einen Fahrer klammern möchte. Wir entscheiden uns in gewisser Weise für beides, da wir ein Moped gemeinsam nehmen. So können wir uns abwechseln beim Staunen über die Landschaft und beim Herausfinden, wie sich das semi-automatic Moped am besten fahren lässt.

Es ist wirklich schwer eine so atemberaubende Landschaft in Worte zu fassen, daher lasse ich hier lieber Bilder sprechen:

Ich kann nur eines sagen, an manchen Stellen konnte ich, so überwältigt von der Schönheit, gar nicht aufhören der Welt mein eingefrorenes Grinsen zu zeigen.

Unsere Gruppe besteht aus 10 Mitreisenden und 6 Fahrern. Wir haben einen riesen Spaß gemeinsam, besonders Abends, wenn es heißt auf den Tag anzustoßen mit dem lokalen „Happy water“. Dieses Wasser ist eigentlich Reisschnaps, aber mit dem Alkoholgehalt ist es nicht überraschend, dass es einen glücklich machen soll. Abends teilen wir Geschichten, singen Karaoke, tanzen und stoßen des öfteren mit einer neuen Runde Happy Water an. Danach verkrümeln wir uns in unser gemeinsames Matratzenlager und dort lernt man sich Schulter an Schulter noch besser kennen.

Es ist spannend und aufregend durch die Bergdörfer zu fahren. Besonders erstaunlich in welchen Holz- bzw. Steinhütten die Menschen hier leben. Auf den steilen Hängen wird hier angebaut und so wird jeder Meter der zur Verfügung steht genutzt. Alle helfen bei der Arbeit am Feld mit, vom Kind bis zur alten buckeligen Oma. Egal welches Alter, sie tragen alles Mögliche gekonnt die Hänge hoch und runter. Und beinahe jeder Einheimische ist hier in die bunten traditionellen Kleider gehüllt, so sehen sie aus wie Farbtupfer in der sonst einfärbigen Landschaft. Die wenigen die sich ein Moped leisten, be-/überladen diese mit den unmöglichsten Gegenständen und Lebewesen.

Nicht nur bei den holprigen Stellen waren wir im Nachhinein sehr froh, die Guides dabei gehabt zu haben, die diese Strecken zu jeder Jahreszeit bestreiten.Bei den Straßenverhältnissen ist von perfekt zu durchwachsen wirklich alles dabei. An dieser Stelle sind die Eltern froh, erst später zu erfahren in welches Wagnis wir uns hier gestürzt haben. Aber keine Sorge, alles ist gut gegangen Mama.

Nach den 4 Etappen mit jeweils um die 100 Kilometer pro Tag waren wir sehr froh unserem Hintern endlich eine Pause zu gönnen.

Es war auf jeden Fall ein wilder Ritt. Das kann man auch über die 11 stündige Busfahrt nach Cat Ba am selben Tag der Rückkehr sagen. Mehr dazu wieder von Manuel.

Bis zum nächsten Mal meine Lieben

Eure Juliane

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Alles Rodger in Kambodscha

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Den Spannungsbogen hat Manuel in seinem letzten Beitrag ja bereits gespannt und ich darf ihn jetzt loslassen.

Für den Weg nach Kambodscha gab es für uns zwei Optionen:

Die leichte Variante: mit dem Bus von Can Tho direkt nach Phnom Penh (der Hauptstadt von Kambodscha) inklusive Grenzübergang.

Die abenteuerliche Variante: mit dem Bus in den Süden zum Ort Ha Tien (letzte Ortschaft vor der Grenze) von dort müssen wir ein Taxi nehmen, die Grenze selbst überqueren und dann hoffen den Bus von dort weiter nach Kep, der ersten Ortschaft in Kambodscha, zu erwischen.

Und wie ihr Manuel und mich aus den letzten Beiträgen nun kennen gelernt habt, gab es für uns Abenteurer nur eine Option, auch weil wir planen auf den Inseln im Süden Kambodschas zuerst unsere Fußabdrücke zu hinterlassen. Und wie es beim Reisen auch oft der Fall ist, einen Plan zu haben ist gut, aber Flexibilität und Gelegenheiten wahrnehmen ist wichtiger. Also: auch wenn der Bus den wir eigentlich reserviert haben nicht kommt, wir spontan ein Moped-Taxi über die Grenze nehmen müssen, es von dort keinen Bus weiter ins Landesinnere gibt oder wir dem Taxifahrer den falschen Namen der Unterkunft geben und so wo anders landen. So haben wir es doch geschafft und das mit einer Gelassenheit die ich vor der Reise nicht für möglich gehalten hätte.

Die falsche Unterkunft

Die unbeabsichtigte Unterkunft stellt sich als kleines Paradies heraus (auch wenn aus den geplanten 11 Euro pro Nacht 20 werden). Für 3 Tage dürfen wir ein Bungalow im Grünen unser Eigen nennen, und daneben ein Restaurant mit leckerem Essen und einem Ausblick zum Sonnenuntergang. Aber Bungalow, das klingt leider auch romantischer als es die Realität zulässt. Denn im Dach treiben einige Geckos ihr Unwesen, die anscheinend auf einem Ego Trip sind, da sie die ganze Nacht ihrem Namen alle Ehre machen müssen. Wer es nicht kennt, an dieser Stelle bitte „Gecko Ruf“ googeln und auch die ein oder andere Jagd nach Fröschen ist eben der Preis für das Bungalow-Leben.

Was gleich auffällt einige Meter über der Grenze, Casinos, so weit die Aussicht es zulässt. Da Glücksspiele in Vietnam verboten sind und man (auch wir) in Cafés, auch nicht zum Spaß Karten spielen darf, wird hier der Sünde Einkehr gehalten. Und das im großen Stil, mit Plakaten für Slotmachines, Box- und Hahnenkämpfen.

Auch die Straßen hier, bestehen oft nur aus Steinen, roter Erde und vielen Schlaglöchern. Aber das hat uns in den anderen Ländern auch noch nicht aufgehalten. Und so fahren wir über Stock und Stein bis dorthin wo der Pfeffer wächst. Im wahrsten Sinne des Wortes, wir besuchen eine Pfefferfarm und erfahren, dass auch das mit viel mehr Arbeit verbunden ist, als man beim Verzehr glauben würde. Apropos Verzehr, wir durften an einer kleinen Pfefferverkostung teilnehmen, was durch die Reihe Hustenanfälle auslöste, weil wir kein Wasser dazu bekommen haben. Fazit: egal welche Pfeffersorte, Pfeffer schmeckt als Gewürz in diversen Gerichten deutlich besser als alleinstehend.

Kep ist ein kleines Dörfchen das bekannt ist für den Krabbenmarkt und die vielen Restaurants, in denen die Krabbe als kulinarisches Highlight gepriesen wird. Und obwohl wir fast ausschließlich vegetarisch unterwegs sind, ist diese Reise für mich auch ein Grund Neues zu probieren und so versuche ich zum ersten Mal dieses weiße Fleisch in meinem Leben. Das war das erste Mal, dass ich Krabbe gegessen habe und auch mein letztes Mal, da der Geschmack mich nicht überzeugen konnte.

Das Schöne an den Restaurants entlang des Ufers: der tägliche Sonnenuntergang über dem wellenschlagenden Horizont. Durch Manuels neue Routine, des frühen Aufstehens gönnen wir uns den hart verdienten Luxus des Sonnenauf- und untergangs an einem Tag.

Der zweite Ort im neuen Land für uns: Kampot. Das erste was einem dort ins Auge fällt, ein Kreisverkehr mit einer riesen Durian Statue. Wer die Durian nicht kennt, das ist eine Frucht die für mich zu den ekelhaftesten Dingen gehört, die je meine Zunge berührt haben. Aber in Asien ist sie eine der beliebtesten Früchte.

Auch hier haben wir wieder ein Bungalow als unsere Bleibe gewählt. Der Eigentümer ist ein sehr freundlicher Herr und er gibt uns am ersten Tag eine gratis Tour durch die Umgebung zum Sonnenuntergang. Neben dem wunderschönen Farbenspiel des Himmels, fahren wir vorbei an barackenähnlichen Häusern vor denen die Leute am Abend ihre Zeit verstreichen lassen. Besonders verrückt an dieser Tour, wir machen einen Halt bei einer Freundin von ihm die ab März ihre eigenen Bungalows vermietet und so werden wir ungefragterweise zu Fotomodels für ihr Booking-Profil.

Tour

Da es so unglaublich heiß ist jeden Tag (ca 33 C°), entfliehen wir dieser Hitze auf den Hausberg, auf 1000 Meter, wo sich die Makaken tummeln. Wir erleben, wie soll es anders sein, wie der menschliche fehlende Respekt vor wilden Tieren dazu führt, dass ein Herr am Arm gebissen wird. In diesem Fall, wollte der Herr ein Selfie mit dem Makaken Männchen machen. Was uns am meisten wundert, der Verletzte stiegt danach in sein Auto mit der Aufschrift: Police.

Auf dem Berg entdecken wir, verlassene Gebäude (manche die nur so scheinen) und Tempel die versteckt im Nebel liegen. Wir fahren vorbei an riesen Flächen wo Wald gerodet und neue Wohnungen gebaut werden, in denen nie jemand wohnen wird. Das alles inmitten des Nationalparks. Für uns ein schockierender Kontrast von Natur und Kapitalismus.

Einen anderen Weg mit der Hitze umzugehen haben wir am Valentinstag ausprobiert. Wir haben uns mal so richtig gegönnt und einen Spa Tag eingelegt. Für Manuel war es einer der entspanntesten Tagen auf der Reise. Wir durften hausgemachten, eisgekühlten Kombucha unter einem Cashewbaum schlürfen, am Fluss heißen Brie mit caramlisiertem Zwiebel genießen, uns bei einer Paarmassage entspannen und im Dampfbad unsere Körper mit Salzpeeling babyweich schrubben. Mein persönliches Highlight, die finnische Sauna mit Blick auf den Fluss. Zuvor hätte ich nicht geglaubt, dass sich die 30°C Außentemperatur irgendwann kühl für mich anfühlen könnten, aber nach den 90°C in der Sauna, geht auch das. Natürlich gab es auch ein eiskaltes Becken um die echte Abkühlung zu erleben.

Wir hatten auch das Glück, unsere neuen/alten Freunde, Annabelle und Matt, die wir in Laos kennen gelernt haben wieder zu sehen. Aber wie schön es auch ist, heißt es irgendwann wieder Abschied nehmen. Nicht nur von ihnen, nein auch von diesem Ort. Weil unser nächstes Ziel wartet schon sehnlichst auf uns.

Wir begeben uns auf die Insel Koh Rong Sanloem. Auch dieser Ort entpuppt sich als Paradies, mit dem Namen Sunset Beach. Der Name ist Programm und so dürfen wir jeden Tag der Sonne beim verschwinden hinter dem wellenschlagenden Horizont zusehen. Zu unserem Paradies gehören noch saubere Strände, gemütliche Hängematten und eine Atmosphäre wo die Zeit keine Rolle spielt. Was für ein Glück wir haben, wir können es selbst kaum fassen. Und so werden aus den drei gebuchten Nächten, schnell mal sechs. Auch an den zwei Halbtagen mit Regen, können wir es sehr genießen, denn es gibt kaum beruhigenderes, als dem Regen über dem Meer zu lauschen und das Spektakel auch noch zu beobachten. Wie selten ist es doch, dass man sich Zuhause für so etwas Schönes und doch Einfaches die Zeit nimmt.

Sunset beach

Es ist ein äußerst ruhiger Strand, der aus insgesamt vier Unterkünften und einem Adventure Café besteht. Das Café hört sich doch, wie ihr wisst, genau nach unserem Geschmack an.

Die Kellnerin in unserer Unterkunft ist nicht nur ein unglaublich netter Mensch, sondern auch eine begnadete Boxlehrerin. Diese Gelegenheit darf ich mir nicht entgehen lassen und so nehme ich bei ihr, die erste Boxstunde meines Lebens. Nach 30 Minuten bin ich komplett k.o. und sie begeistert von meinem versteckten Talent. Ich muss ihr dort versprechen, dass ich Zuhause weiter machen werde und sie nimmt mich für zwei weitere Stunden unter ihre Fittiche. Aber neben dem Powersport suche ich einen Ausgleich in den täglichen Yoga-Stunden. Da stoße nicht nur ich, sondern auch Manuel an die Grenzen unserer körperlichen Flexibilität.

Und nicht nur das, als die Nacht herein bricht, machen wir uns mit einer Gruppe mit den Kajaks auf den Weg ins Meer hinaus. Warum? Weil es hier ein Spektakel gibt, das wir uns keinesfalls entgehen lassen wollen. Und zwar gibt es hier lumineszierendes Plankton. Es ist wirklich magisch, als wir mit den Taucherbrillen und den Schnorcheln vom Kajak ins Wasser hüpfen. Das Plankton reagiert auf jede Bewegung. Sprich, wenn man still im Meer liegt und in die darunter liegende unendliche Dunkelheit blickt und dann die Hände vor den Augen bewegt, sieht es aus, als ob man zaubern könnte und der Feenstaub von den Händen fällt. Wie im Märchen von Peter Pan, es bräuchte nur noch schöne Gedanken, um zu fliegen und im Wasser fühlt es sich fast so an. Was zu der schönen Stimmung noch beiträgt ist, wenn man den Blick nach oben richtet. Dann sieht man die Sterne fast in der selben Konstellation stehen, die man gerade gezaubert hat.

Wir machen auf der Insel natürlich auch wieder eine Wanderung zum Leuchtturm. Wir werden zwar vorgewarnt, aber es ist doch verrückt zu sehen, wie die Insel zurzeit fit für den Massentourismus gemacht wird. Das bedeutet, dass auf diese zuvor nur per Fuß erkundbare Insel eine Straße in Autobahngröße gebaut wird. Es ist kaum zu glauben, dass diese Idylle in ein paar Jahren nicht mehr existieren wird und so wird sie bei einem möglichen nächsten Besuch in einigen Jahren, nicht mehr wiederzuerkennen sein.

Aber auch an diesem Ort werden wir nicht für immer bleiben, mehr dazu dann wieder von Manuel.

Bis dahin,

Alles Liebe

Juliane

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Neujahr für uns heuer 2 mal

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Da wir aber leider nicht zu viert mit Benni und Valen weiterreisen können, kommt die Time to say goodbye und so geht es für uns weiter nach Phan Tieht. Aber diesmal nutzen wir den Nachtzug als unser Gefährt, da uns eine 17-stündige Fahrt bevorsteht und wir uns mehr Komfort erhoffen als es im Schlafbus der Fall war.

Wir haben Glück und für die meiste Zeit der Fahrt haben wir unser vierer Abteil für uns. Und so vergehen die noch im Vorhinein gefürchteten Stunden wie im Zug äähm Flug. Wie schnell die Zeit verfliegt, wenn man in unbekannten Ländern aus dem Fenster sieht und die neuen Eindrücke in einem aufsaugen kann. Jeder Blick ist neu und aufregend, zugegeben ist das auch von Zeit zu Zeit etwas auslaugend, aber jede Sekunde wert. Zugfahren ist an sich nicht anders als bei uns in Europa, der Unterschied liegt im Aussteigen. Das entpuppt sich als gar nicht so einfach, da jede Tür mit einem Vorhängeschloss verriegelt ist und das Personal mit einem verstecken spielt. Manuel versucht vergebens die Tür zu öffnen, aber kein Glück. Daher machen wir uns hektisch, unwissentlich wann der Zug die Fahrt fortsetzt, auf die Suche nach einer Tür, die in die Freiheit führt. Aber alle Türen sind verschlossen. Ich glaube wir haben so einen Lärm an den Türen gemacht, dass wir dann doch die Aufmerksamkeit auf uns gezogen haben und drei Damen zu uns eilen und uns gestikulieren, dass wir Platz machen sollen. Währenddessen schreit sie durch den Zug, auf vietnamesisch, dass wir noch nicht losfahren sollen. Also das nehme ich an, aber manchmal versteht man sich einfach sprachunabhängig.

Also steigen wir mitten im nirgendwo auf dem Bahnsteig 3 aus. Jetzt gilt es nur noch den nächsten Zug in die Stadt zu finden und dort nach dem ständigen Preisvehandeln in die Unterkunft und uns kurz ins Bett schmeißen.

Aber leichter gesagt als getan. Alles klappt bis wir in der Unterkunft ankommen und die Rezeptionisten dort behaupten, dass wir keine Reservierung haben.

Phuu. Das hat uns noch gefehlt. Nach langem hin und her mit Google Übersetzer, da Englisch hier in Vietnam ein rares Gut ist, haben wir zwar immer noch keine Reservierung aber ein Zimmer bekommen wir trotzdem. Nochmal alles gut gegangen. Nach einem kurzen Nickerchen, holen wir uns ein Moped und trauen uns auf die verrückten Straßen Vietnams.

Man sieht auf den Straßen, dass alle Vorbereitungen auf das anstehende Mond Neujahrsfest schon auf Hochtouren laufen. Überall gibt es Blumen zu kaufen, es werden die Straße dekoriert und die Leute auf den Mopeds fahren mit allem Unmöglichen durch die Gegend, wo wir in Österreich einen Transporter mieten würden.

Wir fahren von hier nach Mui Ne, ein Dörfchen wo wir morgens den Fischern zusehen die bei ihrer Rückkehr ihren Fang verkaufen. Wir besuchen die Roten und Weißen Sanddünen und lassen uns natürlich nicht nehmen, das wir uns beim Sandbob fahren versuchen. Das schöne am Reisen: Auch wenn man den Tag ein bisschen plant, wird man immer wieder überrascht. Wir machen etwas, dass ich mir nie gedacht hätte, einmal zu tun: Straußenreiten. Jaaa, richtig gelesen wir meinen damit nicht die Blumen. Ein Abenteuer.

Weiter besuchen wir den Bikini Beach in Phan Tieht, wo sich nebenan die Novaworld befindet, ein amerikanisch nachgebautes Städtchen mit Vergnügungspark und Reihenhäusern, aber es ist alles ausgestorben. Nur die Securitys und die Gärtner laufen herum. Irgendwie gruselig. Wir wagen uns an den Strand der mit großen Statuen verziert ist. Da wir den Strand nur für uns (und drei Rettungsschwimmer, die mangels Badegästen am Handy sitzen) haben, buddeln wir uns wie Kinder gegenseitig im Sand ein. Wir wollen auch ins Meer aber… Nachdem ich mich ein Stück hineinbegebe sehe ich, dass rund um mich Müll schwimmt, eine alte Zahnbürste und anderes Plastik wird mir gegen das Bein gespült. Ich ekele mich so davor, dass ich lieber voller Sand durch die Gegend laufe.

Vietnam ist bisher das Land mit dem meisten Müll, egal ob neben der Straße, am Strand, am Feld neben den grasenden Kühen, im Dörfchen am eigenen Grund oder in der Großstadt. Plastik der ständige Begleiter. Die Leute hier scheinen sich nicht daran zu stören. Auch für uns wird es schon „normaler“. Am Anfang noch gewundert, steigt man jetzt des öfteren einfach darüber hinweg.

Hier ein kurzer Nachtrag dazu aus Da Nangh:

Wir fragen in einem Café am Straßenrand was wir mit unseren Dosen und Flaschen machen sollen, der Besitzer deutet über den Zaun. Ein Blick darüber, lässt uns merken dass es kein Scherz war. Das machen wir natürlich nicht und so nehmen wir unseren Müll natürlich mit, aber es lässt einen schon die offizielle Handhabung mit dem Problem hinterfragen.Neben den nicht so tollen Seiten gibt es natürlich auch schöne Seiten in Vietnam. Uns zieht es weiter nach Ho-Chi-Minh-City für das Lunar New Year.

Dieses Fest übersteigt alles, was es an Festen in Österreich gibt. Es wird 6 Tage gefeiert und dafür werden tausende Blumen in der Stadt verteilt. Da wir vom Jahr des Tigers zum Jahr der Katze wechseln, gibt es überall Bilder, Statuen, Skulpturen uvm. im Katzenmotiv. Die Stadt wird in Rot und Gelbtönen gehüllt, also die Flaggenfarbe. Am Tag vom 21. auf 22. wird am meisten gefeiert, die Stadt pulsiert. Es tümmeln sich Abertausende Menschen auf den Straßen und machen überall Fotos mit den Dekorationen. So viele Menschen habe ich noch nie auf einem Haufen gesehen! Es gibt Bühnen mit Trommlern, Tänzern, Sängern und einem DJ und um Mitternacht ein Feuerwerk, das bemerkenswerte 15 Minuten dauert. Was auffällt, auch wenn der Hauptsponsor dieses Jahr eine Biermarke ist, trinkt niemand außer den Touristen, es läuft alles sehr gesittet ab und nach dem Feuerwerk gehen alle nach Hause.

Auch in einem Park ist für das Neujahr ein Jahrmarkt ähnliches Fest aufgebaut. Das schauen wir uns natürlich an, wir sind ja neugierig und wollen sehen wie die Locals das Fest feiern. Vom Messerschlucker, der sich eine Spirale über den Mund durch die Nase dreht, zu noch mehr Blumen und Bonsai Bäumen, Essensständen, Fahrgeschäfte und meinem persönlichen Highlight: Massage Fischen. Das letztere wollte ich schon immer mal probieren und so stecke in meine Füße ins Wasser und unter schallendem Gelächter lasse ich mir meine abgestorbene Haut wegknabbern.

Apropos knabbern, natürlich darf eine kleiner Ausschweifer zu Essbarem bei mir nicht fehlen. Wir haben wieder viel probiert und wieder viel gesehen, wie auf der Straße alles mögliche zubereitet wird. Am öftesten haben wir in den letzten Tagen Banh Mi bestellt, ein gefülltes Baguette, dass uns vor so manchem Hunger schon bewahrt hat und wirklich überall zu finden ist. Vegetarisch meist kein Problem, nur einmal haben wir als Frühstück für die Fahrt 4 davon bestellt und ich zeige der Dame mit meinem besten Vietnamesisch (Google translate und die Zahlen die ich schon weiß), bitte ohne Fleisch. Sie deutet mir, ok. Wir zahlen und gehen freudig davon. Als wir bei einem Kaffee auf unseren Bus warten, möchte Manuel gleich eines essen…ja da ist Fleisch drin und nicht nur ein bisschen, 3 verschiedene Wurstsorten, Faschiertes und Schweinewatte erstreckt sich über das gesamte Brötchen, nur dazwischen vereinzelt etwas Grünes wie Gurke oder Koriander. Manuel, so nachhaltig wie er ist, isst es trotzdem. Nur haben wir leider noch 3 davon und so wird es später als ein Geschenk an einen Obdachlosen gehen. Wir lassen uns von so etwas natürlich nicht abschrecken und versuchen auch Egg Coffee. Ja genau, Eigelb aufgeschlagen und darunter Kaffee. Das werden wir Zuhause eher nicht nachkochen. Wir kosten uns natürlich auch durch ein paar Pho’s und vieles mehr.

Ich finde es immer wichtig, sich mit der Geschichte eines Landes auseinander zu setzen, um die Leute besser zu verstehen und das Land aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Vietnam ist ein Land, das noch nicht lange in Frieden lebt. Noch vor ein paar Jahrzehnten wurde um die Führung dieses Landes stark gekämpft. Bei uns bekannt als Vietnamkrieg wird er hier American War genannt. Wir gehen in eines der erschreckendsten, berührensten Museen in dem ich je war, das Kriegsreste Museum. Darin befinden sich unzählige gefühlvolle, wahre Bilder/Fotos des Krieges. Weiter besuchen wir die Cu Chi Tunnel. Hier wurde ein Tunnelsystem von 250km Länge gegraben um gegen die Amerikaner zu bestehen. Es ist unglaublich unter welchen widrigen Bedingungen die Menschen hier gelebt haben aber auch wie ausgeklügelt das System war. Das Verrückteste an dem Ort, ein Schießplatz direkt daneben. Während man die Tunnel besucht hört man Schüsse, eine skurrile Sache die angesichts der Vergangenheit für uns keinen Sinn macht. Aber es ist hörbar ein gutes Geschäft. Was für uns auch beeindruckend ist, wie die Menschen hier mit der Vergangenheit umgehen. Der Guide erzählt uns, dass die Menschen nur Frieden für alle wollen und versuchen eine gute Beziehung zu ihren früheren Feinden aufzubauen. Da fehlen einem die Worte.

Vietnam hat eine große Café Kultur, was für mich einfach nur wunderbar ist, als Kaffeeliebhaberin. Aber keine Sorge, auch für Manuel ist was dabei, denn eine weitere Spezialität der Vietnamesen: Süße Tee’s in klassischen oder außergewöhnlich Varianten. Also nehmen wir uns gerne die Zeit diese genauestens unter die Lupe zu nehmen. Es gibt verschiedene Arten von Cafés. Einerseits die bis zu vierstöckigen, wovon drei Stöcke klimatisiert sind und der letzte im Freien auf einer Terrasse bei 30 Grad, aber von allen Stöcken einen Ausblick auf die verrückten, mit Mopeds übersäten Straßen Vietnams. Und auf der anderen Seite, Cafés die aus einer Garage oder einem kleinen fahrbaren Stand bestehen und wo drum herum Sesselchen und Tischchen in Kindergartengröße und Asphaltnähe aufgestellt sind. Es gibt natürlich viele weitere Cafés mit Besonderheiten, zum Beispiel mit Hängematten oder die berühmten Café Appartements in Ho-Chi-Minh-City. Diese erstrecken sich über acht Stockwerke und in jedem davon haben sich mindestens zwei Cafés einquartiert. Von dort haben wir uns das verrückte Treiben in der voll dekorierten Straße zum Mond Neujahr angeschaut. Manuel sagt: „Ich wünsche mir, dass es jetzt zu regnen beginnt, damit wir den Massen beim Verstecken zusehen können.“ Be careful what you wish for! Bei unserem zweiten Besuch passiert genau das, nur das es bedeutet, dass wir jetzt nicht so schnell wegkommen wie geplant, aber wir haben ja die Freiheit unsere Pläne jederzeit zu ändern.

In jedes Café gehen wir mit unseren Tagebüchern, Spielkarten und Manuel mit seinem neuen Lieblingsbuch: The Monk who Sold his Ferrari. In einem der Cafés übt ein älterer vietnamesischer Herr seine Gitarrenkünste. Er zupft seine Gitarrenseiten wie die Engel ihre Harfen spielen. Von mir aus könnten er jeden Moment aufstehen und Geld verlangen.

Wir treffen hier auch einige interessante Menschen.

Es ist wirklich heiß in der großen Stadt. Zu den Neujahrs-Festivitäten hat es um Mitternacht noch 27 Grad – für uns eine Tortur. Jedenfalls sind Manuels Haare schon zu lang für dieses Klima und eines Tages kamen wir spontan bei einem 68 jährigen Herren vorbei, der auf eben jener Straße einen Frisörstuhl sein Eigen nennt und das schon seit 40 Jahren. Das ist die Gelegenheit für Manuel Platz zu nehmen. Der Herr freut sich über jede Kundschaft, um seiner Leidenschaft nachzugehen. Bei jedem Schnitt mit der Schere merkt man seine Liebe zum Beruf. Bewundernswert. Er erzählt uns, dass er es von seinem Vater gelernt hat und eben seit Jahrzehnten an dieser Stelle ist, ohne sich je einen Tag frei zu nehmen. Bei der Frage ob er auch Frauen die Haare schneidet lacht er und sagt, dass er das nicht von seinem Vater gelernt hat. Stolz erzählt er, dass er sich sogar selbst die Haare schneidet. Wir fragen ihn wie. Er sagt mit seinem besten Englisch: „With one mirror before and one mirror after.“ Er meint natürlich einer vorne und einer hinten. Beide Seiten überglücklich, Manuel über seinen Haarschnitt und der Herr über seine Arbeit geben wir ihm ein großzügiges Trinkgeld was ihn nochmehr zum Strahlen bringt. Dann gibt es für beide Seiten noch ein Erinnerungsfoto. Wir gehen und kaufen ihm noch ein Bier woraufhin er Manuel mit „I love you!“ seine Liebe gesteht. Was für ein schönes Erlebnis!

Wie es weiter geht in der großen Stadt, das erfahrt ihr wieder von Manuel im nächsten Beitrag.

Alles liebe Juliane

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Vom Dörfchen mit viel Power in die große Stadt

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Das Dörfchen Vang Vieng, umgeben von türkis glitzernden Lagunen, schaurigen engen Höhlen und weitblickenden Aussichtspunkten über das Land. Wir können es kaum erwarten, aber als wir nach der Zugfahrt hierher ankommen ist es schon Abend. Also erster Stop Hostel.

Wir buchen für gewöhnlich nicht mehr als 2 Nächte im Vorhinein, da es passiert, dass die Bilder ein Topmodel zeigen und in der Realität steht man dann vor einer Ziege.

Aber da wir planen, über das neue Jahr hier Einkehr zu halten, entschieden wir uns für eine Buchung über 5 Nächte… und Erfahrung hat uns nun gelehrt, dass es zukünftig wieder bei 2 Nächten bleiben wird. Die Einrichtung ähnelt eher einer schönen Zelle im Gefängnis. Die Fensterscheiben wurden mir schwarzer Farbe verdunkelt und mit Metall-Gittern verstärkt, was ein Entkommen oder Träumen von draußen unmöglich macht. Dem wurde versucht entgegen zu wirken indem auf der Decke ein blauer Himmel mit Wolken aufgezeichnet wurde, dass man sich nicht so eingeschlossen fühlt. Leider vergeblich. Man hört den ganzen Tag den Bass von umliegenden Gebäuden die potentielle Kunden mit lauter Musik wie Fliegen zum Licht locken wollen. Was für uns ein paar zusätzlich kurze Nächte bedeutet.

Während der Reise haben wir noch nie so lange an einem Ort verbracht.

Insgesamt 6 Mal werden wir hier in den nächsten Tagen über die selbe riskante, knarzende Holzbrücke fahren, bei der ich jedes Mal absteige, um weniger Gewicht auf dem Roller zu haben. Als wäre das noch nicht genug, ähnelt die Straße eher einem löchrigen Käse. Solche Schlaglöcher mit einer Tiefe von 30 cm und einem Durchmesser von einem Meter! Aber als geübte Fahrer – kein Problem. Das Einzige was mir zu schaffen macht, ist der Staub der uns von Autos und Rollern auf der Geröllstraße um die Ohren fliegt. Aber was man nicht alles tut, um an die schönen Orte zu kommen.

Auf zwei verschiedenen Aussichtspunkten steht einmal ein Moped und einmal ein Buggy um für die Touristen ein unvergessliches Bild zu kreieren. Und natürlich konnten wir der Versuchung nicht widerstehen über den Zaun zu steigen und uns hinter die Steuer zu setzen. Obwohl wir uns an beiden Orten fragen, welche Arbeit da wohl dahinter steckt, diese Dinger dort hoch zu bringen..

Für mich die größte Challenge hier, die Höhlen. Ich muss leider zugeben, dass ich nicht der größte Fan davon bin/war, da ich ein wenig klaustrophobisch bin. Aber die Reise und das damit verbundene Unbekannte ist eine gute Gelegenheit, seine Komfortzone zu verlassen und über sich hinauszuwachsen. Und mit dieser Einstellung bin ich durch nicht eine sondern 3 verschiedene Höhlen gewandert und jede war ein Erlebnis für sich.

Die Erste: ein unglaublich schmaler Eingang, eine Leiter in das Dunkle hinab. Am Eingang ein 8 jähriger Junge mit Stirnlampe bewaffnet, der uns durch die Gänge zu einem Pool in der Dunkelheit führen wird. Er spricht kein Wort Englisch außer: „Money“. Ich bin bereit ihm all das Geld in meiner Tasche zu geben, wenn er uns nur sicher hinein und wieder hinaus geleitet.

Die Zweite: eine sehr touristische Höhle. Auf Reifen sitzend mit dem Hintern im Wasser haben wir uns mit einem Seil in die Höhle gezogen.

Die Dritte: abgeschieden vom Massen-Tourismus. Eine Höhle mit einem rutschigen Eingang und engen Wegen um in eine Halle aus funkelnden Stalagmiten und Stalagtiten zu landen. Diese kostet mich am meisten Überwindung, da diesmal nur Manuel und ich sind. Ich konzentriere mich auf den nächsten Schritt und versuche nicht über Eventualitäten nachzudenken.

Wir haben natürlich mehr gemacht als nur im Dunkeln zu tappen in unseren neun Tagen hier.

Zu Silvester nehmen wir am spektakulären Tubing inmitten von 100 weiteren Party- und Abenteuer-Lustigen Menschen teil.

In diesem Dörfchen hat uns die Abenteuerlust fest im Griff, so fahren wir mit dem Kajak, einem Guide und unseren Freunden aus England Annabelle und Matt den Fluss hinab. Wir haben die Beiden bei der Gibbons Experience kennengelernt (siehe letzter Beitrag) und da wir eine ähnliche Route bereisen, haben sich unsere Wege nun schon öfter gekreuzt. Wir genießen die Zeit mit neuen „alten“ Bekannten. Mit dem Kajak in dieselbe Richtung zu steuern, darin haben Manuel und ich jetzt schon mehr Übung und so können wir die Umgebung in vollen Zügen genießen.

Außerdem machen wir einen Outdoor Kletterkurs für einen Vormittag. Zufällig mit dem selben Guide wie beim Kajaken. Die Leute hier scheinen nur zu arbeiten, in der Hauptsaison sind die Wochentage nebensächlich. Und so hanteln wir uns die Felswände entlang, in verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Wir haben Magnesia geschnuppert und so sind wir uns dort schon sicher, dass das nicht unser letztes Mal an einem Seil sein wird.

Natürlich dürfen auf einer Reise auch die kulinarischen Leckerbissen nicht fehlen. Aber schon ein bisschen dürstend nach Abwechslung, gönne ich mir an 2 Abenden eine wirklich passable Pizza. Manuel lässt noch nicht locker bei der asiatischen Küche. Ich bin gespannt wie lange noch… Eines muss man trotz des leckeren Essens leider sagen. Den Begriff Service haben die Laoten und Laotinnen auch nur gehört, aber noch nie gelebt. So passiert es uns öfter, dass ein Gericht vergessen wird oder ewig dauert. Und die Gerichte gleichzeitig auf den Tisch zu sehen ist auch eine Seltenheit. Was fertig ist, wird serviert.

Es gäbe noch so viel mehr hier zu erleben, doch die Zeit ist gekommen und die Hauptstadt ruft. Mit dem voll besetzten Minibus geht’s zu Viert auf einem Platz für Drei über die Autobahn.

Also landen wir nach 1,5h in Vientiane. Wie immer, das erste Ziel, die schweren Rücksäcke loswerden. Der aufdringliche Herr wollte anfänglich 100.000 Kip, aber Manuel mit dem Verhandlungsgeschick eines echten Key Account Managers, macht daraus 50.000 Kip. So kommen wir bequem mit dem Tuktuk zu unserem Hotel. Beide leider etwas gereizt vom Hunger, gehen wir unserer zweiten Priorität nach: etwas Essbares auftreiben.

Jetzt da wir gestärkt und zahm sind, spazieren wir zum Patuxai dem Trumpfbogen der Stadt. Dort werden wir überrascht von einem Springbrunnen, dessen Wasserdüsen anmutig zu der Musik aus den Lautsprechern tanzen.

Wir treffen Annabelle und Matt wieder auf einen gemeinsamen Abend mit unerwartet Cocktails zum Sonnenuntergang und erhofften leckerem Essen.

Am nächsten Tag fahren wir gemeinsam mit dem pünktlichen öffentlichen Bus zum Buddha Park. Wir erwarten, dass es dort bei der größten Touristenattraktion in der Hauptstadt ein Frühstück gibt, aber leider gibt es nur Snacks und so gibt es zum ersten Mal in meinem Leben Chips und Eis am Morgen. Früher ein Kindheitstraum, jetzt mein Horror.

Zurück in der Hauptstadt trennen sich die Wege von uns und unseren Freunden aus England wieder. Zu zweit gehen wir dann zum COPE Visitor Center – The Cooperative Orthotic and Prosthetic Enterprise. Wir erfahren Wissenswertes, Trauriges und Schockierendes über die Folgen vom Vietnamkrieg für Laos. Mit einem bedrückten Gefühl spazieren wir durch die Stadt.

Wir finden eine Tourist Information, durchaus vorsichtig treten wir ein, nach unseren ersten Erfahrungen in Thailand. Aber diesmal erwartet uns kein Reisebüro. Wir erhalten echte Informationen für unsere nächsten Ziele.

Wir wollen weiterziehen und uns weiter Richtung Süden schwingen. Daher ist das Ziel am nächsten Morgen die südliche Busstation. Da wir Vertrauen in die öffentlichen Verkehrsmittel gewonnen haben, entschließen wir uns, dort mit den Bus hinzufahren. Brav, viel zu früh, stehen wir bei der Haltestelle. Die Busse sollten alle 15-25 min kommen. Also warten wir. Und warten und warten noch mehr. 40 Minuten später noch immer nichts .. Ich werde schon nervös und so nehmen wir, wie mir scheint das wohl langsamsten Tuktuk der Welt. Wir schaffen es aber rechtzeitig.

Wo es aber hingeht, das verrät euch dann unser nächster Post.

Alles Liebe,

Juliane

adventuregeneralpeoplephotography

Mit Geschmack und viel Ruhe im Norden

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Der Sonne hinterher.

Ey yo was geht?

Nicht wo leicht wie gedacht. Selbst nach Jahren der Übung im frühen aufstehen. Wie kann es einem dann dennoch schwer fallen? Aber was man nicht alles macht um einen Flug zu erwischen und wie in unserem Fall viel zu früh am Flughafen zu sein.

Wie ihr vielleicht gelesen habt liegt bei Manuels Texten in der Kürze die Würze, bei mir liegt sie eher im Detail.

Also weiter geht’s. Nach 2 Stunden Flugzeit erreichen wir den Boden Chiang Mai’s. Erste Aufgabe, zum Busbahnhof kommen. Am Ausgang angekommen werden wir gleich wie zwei Gazellen auf der Asphaltsteppe von einer Taxi-Löwin in die Enge getrieben. Wir fragen wiederholt nach den öffentlichen Verkehrsmitteln, doch sie lässt nicht locker und vergleichbar mit einem Nackenbiss besteht sie darauf, dass es so etwas hier nicht gibt. Also das klimatisierten Taxi soll es sein um uns zum Busbahnhof zu bringen.

Nun wollen wir aber, wie ihr euch sicher schon gedacht habt, dort nicht unsere Nacht verbringen. Unser Ziel ist Pai, ein Dörfchen zwischen den Bergen.

Wir kaufen die Tickets und müssen 2h auf den nächsten freien Bus warten. An einem Ort wo man wartet, trifft man schon mal auf jemanden der das gleiche Schicksal teilt. So hatten wir das Glück auf Jonas zu treffen, einem Schweizer der für den Weg zurück nach Chiang Mai sein Rennrad eingepackt hat.

Aus 2 Stunden werden schnell 3, wegen eines technischen Gebrechens des Fahrzeugs, aber der Fahrer der die kurvige Straßen wie seine Westentasche kennt, holt das fast wieder auf.

Unser Begleiter auf der Strecke der Sonnenuntergang, der sich in einer Farbpalette kilometerhoch in den Himmel streckt. Von der satten Farbe einer Blutorange über das Pink eine Drachenfrucht, ausblassend zu Pastellblau. Unterstrichen von der dunkelgrünen Gebirgskette und umrandet von aufgetürmten Wolken, welche von den letzten Sonnenstrahlen mit einem goldenen Rand verziert werden. Einfach wunderschön!

In Pai erwartet uns unerwarteter Weise am Abend Markt, Street Food das wir noch nicht kennen. Also auf die Stäbchen fertig los. Mein Highlight scharfer Nudelsalat.

Scooter Gang

Am nächsten Tag, schwingen wir uns wieder auf die Roller. Diesmal sind wir zu dritt, mit Jonas. Vom weißen Buddha, durch den Wasserfall und über die Reisfelder auf Bambusbrücken. Natürlich darf für so einen schönen Tag ein schöner Aussichtspunkt nicht fehlen. Der Roller von Manuel und mir hat jedoch nicht genug Power für uns beide bergauf, also muss ich mich auf den Roller von Jonas schwingen. Dort angekommen, hat die Jungs die Entdeckerlust gepackt und so ist ein weiter Viewpoint ein bisschen weiter die Forststraße hoch unser nächstes Ziel. Aber das soll noch nicht alles sein, der Gipfel hat es ihnen angetan. Ich merke an, dass der geplante Sonnenuntergang beim Canyon knapp werden könnte, aber das beeindruckt sie nicht und so sind wir schon auf der steilen Straße den Berg hinauf. Leider packen die Roller die Steigung nicht und so müssen wir diesen Ausblick leider ungesehen zurücklassen.

Aber der Canyon steht ja noch am Programm, also los mit viel Juchzen.

Und 5 Minuten bevor die Sonne den Horizont küsst, sind wir da. Am Abend heißt es noch essen und Jonas alles gute für die Fahrt mit dem Rad wünschen.

Unsere Abenteuer für den nächsten Tag: ein anderer Wasserfall mit einer natürlichen Rutsche = nasser Stein, ein weiterer Ausblick, eine große Statue von einem Mönch und nicht nur den Sonnenuntergang sonder auch den Vollmondaufgang dürfen wir genießen.In der Früh gönnen wir uns ein All you can eat Frühstücksbuffet in einem feinen Resort, zugegeben etwas waghalsig im Anblick unserer bevorstehenden kurvigen Reise nach Chiang Mai.

Also Goodpai.

Aber alles klappt wie am Schnürchen und so landen wir wieder am selben Busbahnhof, diesmal mit der Aufgabe in die Stadt zu kommen. Gelernt aus unsere Erfahrung und dank dem Internet habe ich heraus gefunden, dass es rote Autos in der Stadt gibt, welche die Antwort von Chiang Mai auf öffentlichen Verkehrsmittel sind.

Chiang Mai, eine große Stadt mit viel zu bieten. Unsere Unterkunft bietet Räder an, also schwingen wir uns in die Pedale.Beim Saturday Night Market der einfach riesig und überflutet mit Menschenmassen ist, „genießen“ wir spontan eine der schlimmsten Massagen direkt auf der Straße. Das Einzige was es etwas erträglicher macht für mich, ist Manuels schmerzvolles Gesicht. Aber glaubt man der Markt am Samstag ist groß, hat man den Sunday Night Market noch nicht gesehen. Nach 3 Stunden dort sind wir noch immer nicht am Ende (nur körperlich).

Sunday Night Market

Wir haben Glück: Genau diese Woche ist die Chinag Mai Design Week. Was bedeutet, dass wir uns nicht nur einen Popup Markt anschauen können, sondern auch traditionelle Tänze, eine NFT Ausstellung und Ausstellungen im echten und virtuellen Raum. Wir besuchen einen halbtägige Meditationskurs bei Mönchen mit einer alten Bekannten, Ina aus Koh Lanta.

Nach Pad Thai, Masaman Curry und Papaya Salat wollen wir nun endlich weiter über den Tellerrand hinausblicken und dem Geheimnis der thailändischen Küche auf die Schliche kommen. (Spoiler: viel Zucker) Wir besuchen einen super Kochkurs, mit Markt-Führung wo wir mehr über die Zutaten erfahren und dann heißt es: Ab an den Herd. Manuel beim Kochen zu sehen, ein seltener Anblick. Es werden 6 Gerichte pro Person gezaubert und eines ist leckerer als das Andere. Aber ich muss mich von der Anzahl geschlagen geben und nehme noch etwas mit nach Hause.

Fernab vom touristischen Trubel schauen wir uns einen Park an, in dem die Hölle dargestellt wird. Wenig einladend und wie in einem Horrorfilm werden dort Foltermethoden mittels Statuen illustriert. Um die Bilder etwas aus dem Kopf zu bekommen begeben wir uns auf eine dreistündige Pilger Wanderung auf dem Monks Trail zum Wat Phra That Doi Suitep, einer der bekanntesten Tempel in Chiang Mai.

Wat Phra That Doi Suitep

Der Weg des Kontrasts von der Hölle zum Himmel, stimmt uns ein für die nächsten Tage.Nach dem halbtägigen Einblick in die Welt der Meditation, wollen wir mehr vom Weg zur Erleuchtung erfahren.

Wir nutzen diesmal die App Grab (asiatische Uber) um uns ein Taxi zu besorgen. Auf deutsch wäre das wohl eine denkbar ungünstiger Name für ein Unternehmen, außer es handelt sich bei diesem um ein Bestattungsinstitut. Und so sind die wir ohne verhandeln 200 Baht später bei unserem gewünschten Zielort, dem Meditationszentrum des Wat Umong. „Wat?“, denkt ihr euch da.

Ja, Manuel und ich gehen 3 Tage in ein Tempel um dort der Kunst der Meditation Frau (bzw. Herr) zu werden. Als erstes zur Anmeldung und diesmal 1400 Baht später tragen wir weiße Hosen und Hemden und dürfen unsere Zimmer beziehen.

Die Definition Zimmer: ein Raum aus 4 Wänden, einem Dach und einem Boden und mehr ist es dann auch nicht. Als kleines Upgrade eine hauchdünne Matratze die in Europa als Isomatte bezeichnet werden würde.

Achja natürlich in getrennten Räumen: Berühren untersagt.

Es geht für uns darum, dass man in sich kehren kann ohne den Trubel der draußen lauert. Also auch ohne Handy. (Nur um die Zeit im Auge zu behalten und für ein paar Fotos)

Worte werden während unseres Aufenthaltes nur wenige gesprochen. Es ist die Zeit des Jahres um in sich zu kehren und versuchen im Jetzt zu leben.

Wir unterhalten uns nur mit dem Phra (=Mönch) Hans, sein echter Name Tawachai Hanwongsu, doch er hat sich diesen Spitzname zugelegt, da er ja so oder so ähnlich klingt. Er ist wohl einer der wenigen Mönche hier der Freunde in Österreich hat und wahrscheinlich der Einzige, der ein Haube der österreichischen Polizei trägt.

Und so haben wir das Glück ihn besser kennen zu lernen. Wir dürfen ihn bei der Gabensammlung um 6:30 begleiten und können ihn alles fragen, was uns in den Sinn kommt, bei unserem täglichen Kaffetratsch in seinem Zuhause. Eine wirklich besonders bereichernde Erfahrung.

Aus diesem Erlebnis kommen wir mit mehr Klarheit über uns selbst, unsere Ziele, unseren Vorhaben und unsere Lebensweise hervor. Das wird nicht das letzte Mal sein, dass wir uns in den Schneidersitz begeben und in uns gehen, diese Reise hat hier für uns erst begonnen.

Das feiern wir mit einer lang ersehnte Umarmungen und gönnen uns die Besichtigung des silbernen Tempel.

Am Abend noch das stimmungsvolle, grelle WM Finale beim Public Viewing, mit fast zu vielen Eindrücken nach unserer kurzen Zeit in der abgeschiedenen Welt des Buddhismus. Am nächsten Tag heißt es:

Hi Chiang Rai.

Liebe Grüße,

Juliane