Der Sonne hinterher.
Ey yo was geht?
Nicht wo leicht wie gedacht. Selbst nach Jahren der Übung im frühen aufstehen. Wie kann es einem dann dennoch schwer fallen? Aber was man nicht alles macht um einen Flug zu erwischen und wie in unserem Fall viel zu früh am Flughafen zu sein.
Wie ihr vielleicht gelesen habt liegt bei Manuels Texten in der Kürze die Würze, bei mir liegt sie eher im Detail.
Also weiter geht’s. Nach 2 Stunden Flugzeit erreichen wir den Boden Chiang Mai’s. Erste Aufgabe, zum Busbahnhof kommen. Am Ausgang angekommen werden wir gleich wie zwei Gazellen auf der Asphaltsteppe von einer Taxi-Löwin in die Enge getrieben. Wir fragen wiederholt nach den öffentlichen Verkehrsmitteln, doch sie lässt nicht locker und vergleichbar mit einem Nackenbiss besteht sie darauf, dass es so etwas hier nicht gibt. Also das klimatisierten Taxi soll es sein um uns zum Busbahnhof zu bringen.
Nun wollen wir aber, wie ihr euch sicher schon gedacht habt, dort nicht unsere Nacht verbringen. Unser Ziel ist Pai, ein Dörfchen zwischen den Bergen.
Wir kaufen die Tickets und müssen 2h auf den nächsten freien Bus warten. An einem Ort wo man wartet, trifft man schon mal auf jemanden der das gleiche Schicksal teilt. So hatten wir das Glück auf Jonas zu treffen, einem Schweizer der für den Weg zurück nach Chiang Mai sein Rennrad eingepackt hat.
Aus 2 Stunden werden schnell 3, wegen eines technischen Gebrechens des Fahrzeugs, aber der Fahrer der die kurvige Straßen wie seine Westentasche kennt, holt das fast wieder auf.
Unser Begleiter auf der Strecke der Sonnenuntergang, der sich in einer Farbpalette kilometerhoch in den Himmel streckt. Von der satten Farbe einer Blutorange über das Pink eine Drachenfrucht, ausblassend zu Pastellblau. Unterstrichen von der dunkelgrünen Gebirgskette und umrandet von aufgetürmten Wolken, welche von den letzten Sonnenstrahlen mit einem goldenen Rand verziert werden. Einfach wunderschön!
In Pai erwartet uns unerwarteter Weise am Abend Markt, Street Food das wir noch nicht kennen. Also auf die Stäbchen fertig los. Mein Highlight scharfer Nudelsalat.
Am nächsten Tag, schwingen wir uns wieder auf die Roller. Diesmal sind wir zu dritt, mit Jonas. Vom weißen Buddha, durch den Wasserfall und über die Reisfelder auf Bambusbrücken. Natürlich darf für so einen schönen Tag ein schöner Aussichtspunkt nicht fehlen. Der Roller von Manuel und mir hat jedoch nicht genug Power für uns beide bergauf, also muss ich mich auf den Roller von Jonas schwingen. Dort angekommen, hat die Jungs die Entdeckerlust gepackt und so ist ein weiter Viewpoint ein bisschen weiter die Forststraße hoch unser nächstes Ziel. Aber das soll noch nicht alles sein, der Gipfel hat es ihnen angetan. Ich merke an, dass der geplante Sonnenuntergang beim Canyon knapp werden könnte, aber das beeindruckt sie nicht und so sind wir schon auf der steilen Straße den Berg hinauf. Leider packen die Roller die Steigung nicht und so müssen wir diesen Ausblick leider ungesehen zurücklassen.
Aber der Canyon steht ja noch am Programm, also los mit viel Juchzen.
Und 5 Minuten bevor die Sonne den Horizont küsst, sind wir da. Am Abend heißt es noch essen und Jonas alles gute für die Fahrt mit dem Rad wünschen.
Unsere Abenteuer für den nächsten Tag: ein anderer Wasserfall mit einer natürlichen Rutsche = nasser Stein, ein weiterer Ausblick, eine große Statue von einem Mönch und nicht nur den Sonnenuntergang sonder auch den Vollmondaufgang dürfen wir genießen.In der Früh gönnen wir uns ein All you can eat Frühstücksbuffet in einem feinen Resort, zugegeben etwas waghalsig im Anblick unserer bevorstehenden kurvigen Reise nach Chiang Mai.
Also Goodpai.
Aber alles klappt wie am Schnürchen und so landen wir wieder am selben Busbahnhof, diesmal mit der Aufgabe in die Stadt zu kommen. Gelernt aus unsere Erfahrung und dank dem Internet habe ich heraus gefunden, dass es rote Autos in der Stadt gibt, welche die Antwort von Chiang Mai auf öffentlichen Verkehrsmittel sind.
Chiang Mai, eine große Stadt mit viel zu bieten. Unsere Unterkunft bietet Räder an, also schwingen wir uns in die Pedale.Beim Saturday Night Market der einfach riesig und überflutet mit Menschenmassen ist, „genießen“ wir spontan eine der schlimmsten Massagen direkt auf der Straße. Das Einzige was es etwas erträglicher macht für mich, ist Manuels schmerzvolles Gesicht. Aber glaubt man der Markt am Samstag ist groß, hat man den Sunday Night Market noch nicht gesehen. Nach 3 Stunden dort sind wir noch immer nicht am Ende (nur körperlich).
Wir haben Glück: Genau diese Woche ist die Chinag Mai Design Week. Was bedeutet, dass wir uns nicht nur einen Popup Markt anschauen können, sondern auch traditionelle Tänze, eine NFT Ausstellung und Ausstellungen im echten und virtuellen Raum. Wir besuchen einen halbtägige Meditationskurs bei Mönchen mit einer alten Bekannten, Ina aus Koh Lanta.
Nach Pad Thai, Masaman Curry und Papaya Salat wollen wir nun endlich weiter über den Tellerrand hinausblicken und dem Geheimnis der thailändischen Küche auf die Schliche kommen. (Spoiler: viel Zucker) Wir besuchen einen super Kochkurs, mit Markt-Führung wo wir mehr über die Zutaten erfahren und dann heißt es: Ab an den Herd. Manuel beim Kochen zu sehen, ein seltener Anblick. Es werden 6 Gerichte pro Person gezaubert und eines ist leckerer als das Andere. Aber ich muss mich von der Anzahl geschlagen geben und nehme noch etwas mit nach Hause.
Fernab vom touristischen Trubel schauen wir uns einen Park an, in dem die Hölle dargestellt wird. Wenig einladend und wie in einem Horrorfilm werden dort Foltermethoden mittels Statuen illustriert. Um die Bilder etwas aus dem Kopf zu bekommen begeben wir uns auf eine dreistündige Pilger Wanderung auf dem Monks Trail zum Wat Phra That Doi Suitep, einer der bekanntesten Tempel in Chiang Mai.
Der Weg des Kontrasts von der Hölle zum Himmel, stimmt uns ein für die nächsten Tage.Nach dem halbtägigen Einblick in die Welt der Meditation, wollen wir mehr vom Weg zur Erleuchtung erfahren.
Wir nutzen diesmal die App Grab (asiatische Uber) um uns ein Taxi zu besorgen. Auf deutsch wäre das wohl eine denkbar ungünstiger Name für ein Unternehmen, außer es handelt sich bei diesem um ein Bestattungsinstitut. Und so sind die wir ohne verhandeln 200 Baht später bei unserem gewünschten Zielort, dem Meditationszentrum des Wat Umong. „Wat?“, denkt ihr euch da.
Ja, Manuel und ich gehen 3 Tage in ein Tempel um dort der Kunst der Meditation Frau (bzw. Herr) zu werden. Als erstes zur Anmeldung und diesmal 1400 Baht später tragen wir weiße Hosen und Hemden und dürfen unsere Zimmer beziehen.
Die Definition Zimmer: ein Raum aus 4 Wänden, einem Dach und einem Boden und mehr ist es dann auch nicht. Als kleines Upgrade eine hauchdünne Matratze die in Europa als Isomatte bezeichnet werden würde.
Achja natürlich in getrennten Räumen: Berühren untersagt.
Es geht für uns darum, dass man in sich kehren kann ohne den Trubel der draußen lauert. Also auch ohne Handy. (Nur um die Zeit im Auge zu behalten und für ein paar Fotos)
Worte werden während unseres Aufenthaltes nur wenige gesprochen. Es ist die Zeit des Jahres um in sich zu kehren und versuchen im Jetzt zu leben.
Wir unterhalten uns nur mit dem Phra (=Mönch) Hans, sein echter Name Tawachai Hanwongsu, doch er hat sich diesen Spitzname zugelegt, da er ja so oder so ähnlich klingt. Er ist wohl einer der wenigen Mönche hier der Freunde in Österreich hat und wahrscheinlich der Einzige, der ein Haube der österreichischen Polizei trägt.
Und so haben wir das Glück ihn besser kennen zu lernen. Wir dürfen ihn bei der Gabensammlung um 6:30 begleiten und können ihn alles fragen, was uns in den Sinn kommt, bei unserem täglichen Kaffetratsch in seinem Zuhause. Eine wirklich besonders bereichernde Erfahrung.
Aus diesem Erlebnis kommen wir mit mehr Klarheit über uns selbst, unsere Ziele, unseren Vorhaben und unsere Lebensweise hervor. Das wird nicht das letzte Mal sein, dass wir uns in den Schneidersitz begeben und in uns gehen, diese Reise hat hier für uns erst begonnen.
Das feiern wir mit einer lang ersehnte Umarmungen und gönnen uns die Besichtigung des silbernen Tempel.
Am Abend noch das stimmungsvolle, grelle WM Finale beim Public Viewing, mit fast zu vielen Eindrücken nach unserer kurzen Zeit in der abgeschiedenen Welt des Buddhismus. Am nächsten Tag heißt es:
Hi Chiang Rai.
Liebe Grüße,
Juliane