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Von Höhen und Tiefen

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Wie Manuel schon angekündigt hat, geht’s für uns bald zurück nach Hause. Aber so leicht bekommt uns Österreich noch nicht zurück! Wir begeben uns zuvor noch für sechs Wochen in das Expads Paradies: Indonesien.

Und wir landen gleich in der Hochburg Bali, bekannt für die Touristenströme und wir schwimmen da jetzt mit. Wir bleiben aber nur zwei Tage auf der Insel, wo sich ein Shop mit dem immer wiederkehrenden Krimskrams an den nächsten reiht, ab und an unterbrochen von ein paar der hippsten Cafés und Restaurants.

Manuel hat als Souvenir leider eine Verkühlung aus den Philippinen mitgebracht. Also heißt es durchatmen, so viel die verschlosse Nase eben hergibt und das Hotelzimmer mal richtig ausnutzen.

Nach zwei unabwechslungsreichen Tagen verlassen wir die eine Insel und tauschen sie gegen eine andere: Nusa Lembongan.

Dort treffen wir eine Freundin von mir aus Wien, die zufällig auch Indonesien als ihr Reiseziel gewählt hat. Es ist schön mal wieder ein bekanntes Gesicht zu sehen und so das Gefühl von ein bisschen Heimat zu verspüren.

Gut für mich, denn so machen Belinda und ich die Insel unsicher, während Manuel noch angeschlagen das Bett bewacht.

Wir grüßen die Sonne beim Yoga und gleiten auf Augenhöhe mit den Manta Rochen. Und das 20 Meter unter dem Meeresspiegel. Die Unterwasserwelt lädt immer wieder zum Staunen ein. Es ist fast so als wäre man auf einem anderen Planeten wenn man diesen riesigen Kreaturen zum Anfassen nahe ist.

Manuel schließt sich uns nach ein paar Tagen an, als es heißt: auf die Roller, fertig und Vollgas!

Links, Rechts, Links, Rechts. Bei uns wechselt die Straßenseite auf der man fährt mit jedem neuem Stempel im Reisepass, was uns beim ersten motorisierten Ausflug auf der Insel, für ein paar Meter zu unbeabsichtigten Geisterfahrern macht! Ob wir in Österreich auch wieder eine Gewöhnungsphase brauchen?

In den Philippinen sind wir, wie im letzten Post erwähnt, auch auf den Geschmack der Höhen gekommen uns so schmeißen wir drei wilden Abenteurer uns diesmal von einer 12 Meter hohen Klippe ins Meer! Das Herz pocht als wolle es die Brust verlassen, während man den Blick nach unten wirft und das Adrenalin durch den Körper pumpen spürt. Aber so fühlt sich Leben an. Uns so springen wir drei mit etwas Überwindung und viel Geschrei die Klippe hinab und tauchen mit strahlenden Gesichtern aus dem salzigen Nass wieder auf.

Was uns auch ein Lächeln ins Gesicht zaubert ist die große Auswahl an vegetarischem Essen! Willkommen im Land des Tempehs. Diese auf Soja basierende Delikatesse wird hier fast immer als Fleischersatz angeboten und serviert mit Erdnusssauce.

Es macht wirklich Spaß mit Belinda und bringt etwas Abwechslung in das Reisen zu zweit. Aber es heißt dann viel zu schnell: Bis bald in Österreich!

Nur einen Katzensprung von Muss Lembongan geht es nach Nusa Penida, ein Platz für jegliche Art von Influencer und Instagram Models, denn so manche Reisebroschüre lockt mit Bildern von dieser Insel.

Wir waren zugegeben schon etwas überrascht als wir zur Mittagszeit auf einen bekannten Strand fuhren und dieser voller Menschen war, die sich dort wie Models in Schale und Pose warfen als gäbe es kein morgen. Wir hatten zwar damit gerechnet auf andere Menschen zu treffen aber nicht, dass man sich anstellen muss.

Um zum berühmten Diamond Beach zu kommen, muss man vorher eine in den Stein geschlagene Treppe die Klippen hinab steigen. Viele versuchten diesen Weg in hohen Schuhen oder Flipflops zu bezwingen, kamen am Ende aber Barfuß unten an.

Viele Touristen die in der Hitze durstig und nach dem Aufstieg bzw. Abstieg hungrig sind, bedeuten gleichzeitig auch, dass sich leider viel Müll ansammelt. Und nicht jedem scheint die Umwelt so sehr am Herzen zu liegen wie das perfekte Foto. Für uns unbegreiflich und so sammeln wir bei unserem Aufstieg so viel Plastik wie wir tragen können. Es fühlt sich an wie ein Tropfen auf dem berühmten heißen Stein, aber besser als nichts zu tun.

Um den Massen auszuweichen haben wir uns am nächsten Tag schon um 6:30 auf den Weg zur bekannten T-Rex Klippe gemacht (die Fotos verraten woher der Name kommt). So waren wir fast die Ersten und durften zusehen, wie langsam immer mehr und mehr Menschen eintrudelten – wieder in den neusten und trendigsten Bademoden.

Es war interessant diesem Spektakel beizuwohnen aber nach ein paar Tagen reicht uns der Trubel und die größere aber weniger touristische Insel Lombok ist unser nächstes Ziel.

Kuta ein Dorf bekannt für eine Sache: Surfen. Die Touristen die von diesem Sport angelockt werden, scheinen doch eher von der etwas ruhigeren und entspannteren Sorte zu sein. Was aber nicht heißt, dass es hier keine Touristen gibt. Viele Restaurants sind hier auf und um den Teller auf den westlichen Geschmack getrimmt.

Wir treffen hier Leon und Luise aus Deutschland, die wir in Thailand vor mehr als 6 Monaten kennen lernen durften. Verrückt welche Geschichten sich auf beiden Seiten so anhäufen. Daher verbringen wir gleich einen Tag und einige Abendessen gemeinsam.

Indonesien ist ein großteils muslimisches Land, also werden wir jeden Tag um 4:30 mit den Klängen des Morgengebets aus der Moschee geweckt. Wie das nun mal ist, andere Länder andere Sitten. An einem Tag zieht eine riesengroße Hochzeitsgesellschaft durch die Straßen. Also gehen wir, für uns eine Seltenheit, Hochzeit schauen. Wir bewundern die Kleidung und die Kapelle die außer das sie Musik spielt keine Ähnlichkeit zu denen bei uns Zuhause hat.

Wir übernachten bei einem Surfcamp, weil wie ihr euch schon gedacht habt, wir auch einmal Wellen fangen und reiten wollen.

Vor der ersten Stunde, verzehre ich nervös einen halben Pancake, den Manuel gechillt aufisst. Nach einer kurzen Einführung am Strand, geht’s ab ins kühle Nass und das geschminkt mit einer Zinkpaste die uns vor der Sonne schützt, aber gleichzeitig gleich aussieht, wie meine ersten Schminkversuche mit 15.

Ich bin anscheinend ein Naturtalent, denn ich stehe jede Welle von der ersten an, natürlich mit Hilfe des Surflehrerers. Das einzige Problem, ich werde sogar auf dem Surfboard seekrank. Endlich mal etwas gefunden, was mir leicht fällt und dann das. Das ist so als wäre man richtig gut beim Basketball aber dann nur 150cm groß.

Es macht mir trotz Übelkeit aber großen Spaß.

Nach zwei Tagen sind unsere Arme vom vielen padeln zu müde, zum Glück unsere Beine aber noch nicht. Daher entscheiden wir uns für ein weiteres Abenteuer, den Mount Rinjani, den zweithöchsten Vulkan Indonesiens.

Wir buchen die dreitägige Variante noch unwissentlich, dass wir uns hier für die schwerste aller Optionen entschieden haben. Dafür werden wir nach Senaru gebracht, eine Ortschaft am Fuße des Berges. Man muss bereits einen Tag vor der Wanderung anreisen.

Wir nutzen diesen Tag noch um den nahe gelegenen Wasserfall zu betrachten. Der Weg dorthin ist aber auch ein kleines Abenteuer für sich. Nicht wegen dem Weg an sich, sondern den Affenbanden entlang des Weges die einen zähnefletschend nicht vorbei lassen wollen. So wehrt Manuel die ersten Angriffsversuche mit seiner Tasche ab. Doch bei der einen Bande vorbei wartet schon die nächste. Wir bewaffnen uns mit zwei Stöcken und setzen unseren Weg fort. In der Unterkunft meinen sie man solle Steine auf die wuscheligen Tiere werfen, aber das bringe ich nicht übers Herz.

Am Abend bekommen wir noch eine kurze Einführung zur Wanderung und lernen unseren Guide Iman kennen.

Tag 1:

Um 6:30 wachen wir mit einem wunderschönen Sonnenaufgang auf und dazu bekommen wir noch unsere Pancakes, beobachtet von damit liebeugelnden Affen. Wir packen und setzen uns erstmal für eine Stunde ins Auto und lernen unsere Gefährten besser kennen. Bis wir beim Medical Check ankommen, der vor dem Start gemacht werden muss. Für mich, die das Krankenhaus Umfeld kennt, kann ich sagen… das war für die Katz. Manuels Blutdruck wurde über seinen Pullover gemessen und die COPD Fragen wurde einfach ohne fragen mit „nein“ angekreuzt. Und das war’s dann auch schon.

Danach geht es zum Anfang des Wanderweges. Nach zwei Stunden habe ich schon Blasen an den Fersen, aber Zähne zusammen beißen und weiter geht’s.

Das Ziel für den ersten Tag: von 1.100 auf 2.500 Meter. Das beeindruckende neben der wundervollen Aussicht, sind die Porter. Diese Männer überholen uns und das mit 25-40 kg bepackt, damit es uns später im Camp an nichts fehlt.

Oben angekommen ist die Aussicht einfach nur traumhaft. Wir haben den Blick auf das Tal, den Kratersee, den Vulkan und den Gipfel.

Bei unserer Tour sind drei Mahlzeiten und Snacks inkludiert, was die Porter nicht nur tragen sondern auch für uns kochen.

Es geht für uns früh ins Bett, denn…

Tag 2:

Nach unserer noch etwas kürzer als erhofften Nacht krabbeln wir um 2:00 Uhr morgens, weder frisch noch munter aus unserem Zelt in die kalte Finsternis.

Einen Snack später, geht es einen Schritt nach dem anderen in Richtung Gipfel. Leichter gesagt als getan, man macht zwei Schritte und rutscht auf der körnigen Asche wieder einen Schritt zurück.

Diese kräfteraubenden Pfade und dieser Tag verlangen uns alles ab, körperlich und mental. Ich bin froh, dass es dunkel ist, ich glaube der Blick auf die Entfernung zum Gipfel würde mir alleine schon den Willen rauben weiter zu machen.

In der Finsternis wird kaum gesprochen, man hört nur keuchen, stöhnen und fluchen. Man sieht nur die Lichter der Stirnlampen in der Ferne hinter und vor sich langsam tanzen. Jeder mit dem selben Ziel: diesen Berg zu bezwingen.

Wir versuchen an nichts zu denken, während die Beine versuchen die anstrengensten Höhenmeter meines Lebens zu erklimmen.

Alle paar Schritte mache ich eine kurze Pause um meinen Atem zu fangen. Man sieht immer wieder die Gesichter von Leuten die so wie ich die Stärke in sich suchen.

Aber wir schaffen es, dass wir um 5:30, bevor die Sonne den Berg küsst, bei 0C° oben auf 3.726 schwer verdienten Metern zu stehen.

Wir genießen zitternd die Aussicht, wartend auf die erlösenden wärmenden Strahlen und das damit verbundene Farbspektakel. Aber wer rauf kommt muss natürlich auch wieder runter kommen. Ohne Verletzung aber mit viel Steinen im Schuh, kommen wir zum Camp zum Frühstück zurück.

Danach geht es aber schon wieder weiter, hinunter zum See im Krater auf 2.000 Meter.

Wir haben die Chance dort in heißen Quellen zu baden, eine kurze Erlösung für die müden Muskeln. Jedes Mal wenn wir Richtung Gipfel blicken, ist es kaum fassbar, dass wir da schon oben waren.

Wir schlafen aber nicht hier, das wäre doch zu schön um wahr zu sein. Denn unser Camp liegt wieder auf 2.600 Metern Höhe. Die Beine ächzen bei jedem Schritt. Und leider ist dieser Weg nicht wie erwartet, denn es geht auf und ab… Aber es hilft nichts, hier bleiben ist keine Option und so versuchen wir uns durch Gespräche mit dem Guide abzulenken. Bzw. versucht es Manuel so, denn ich keuche so viel, dass jedes Wort schwer über meine Lippen kommt.

Aber auch dieser unendlich scheinende Weg hat irgendwann ein Ende und diese Aussicht lässt einen für einen kurzen Moment jeden Schmerz vergessen.

Tag 3:

Es fehlt nur noch der Abstieg auf 600 Meter, zurück wo alles begann. Wir bündeln noch mal unsere letzte Energien. Selbst wenn das Ziel überwältigend scheint, darf man nur einen Schritt nach dem anderen ins Auge fassen.

Nach all den Strapazen schaffen wir es nach fünf Stunden steil bergab endlich zum Auto. Ich kann gar nicht aufhören zu Grinsen wegen dem Gedanken, dass ich endlich keinen Schritt mehr machen muss.

Ich schreibe diese Zeilen einen Tag nach dem wir von unserer Wanderung zurück sind mit schmerzenden Beinen. Ich kann dir Redewendungen, die Beine fühlen sich an wie Blei so gut nachvollziehen wie noch nie in meinem Leben. Wir haben geschwitzt, geschimpft, geflucht, gezweifelt aber es war jede einzelne Blase an den Fersen und jede Emotion wert.

Eins kann ich aber auch sagen: „Noch einmal, machen wir das nicht.“

Wir liegen am mehr als verdienten Pool im Schatten auf der Insel Gili Air und ich verdrehe die Augen beim Gedanken daran, dass unsere Träger wohl schon wieder erneut Schritt für Schritt in Richtung Gipfel unterwegs sind.

Mehr von unserer restlichen Zeit in Indonesien dann wieder von Manuel, wenn wir es je wieder schaffen aufzustehen.

Bis dahin

Eure liegende Juliane