Drei Wochen sind wir nun schon im Camp. Es ist verrückt, wie schnell das Leben im Busch „normal“ wird. Nachts mit Taschenlampe bewaffnet aufs Klo gehen oder eine Paviangruppe mitten im Camp werden zum Alltag. Dennoch hatten wir auch in den letzten zwei Wochen einige außergewöhnliche Erlebnisse.
Kurz nachdem ich den letzten Beitrag hier veröffentlicht habe, sind wir das erste Mal in den Norden von Karongwe gefahren. Dort gibt es einen Fluss, der ganzjährig Wasser führt und gerade jetzt, zum Ende der Trockenzeit halten sich die Tiere eher dort auf. Es dauert aber rund zweieinhalb Stunden in eine Richtung und daher ist bei unseren morgendlichen oder abendlichen Aktivitäten zu wenig Zeit dafür, deshalb bleiben wir diesmal gleich den ganzen Tag dort. Im Norden sind auch einige Lodges, die Safaris anbieten. Ein weiterer Grund, warum wir uns meist im Süden aufhalten. Da treffen wir nur ganz selten auf andere Autos.
Im Norden treffen wir auf eine Menge neuer Tiere. Bei einem großen Damm sehen wir neben einer Herde Nilpferde auch einige Krokodile. Schon zuvor wurde uns immer wieder gesagt, dass wir Wasserlöchern nicht zu nahe kommen dürfen.
Das für mich bisher schönste Erlebnis war das Zusammentreffen mit den Elefanten. Auch die halten sich zumeist im Norden auf und so haben wir die sanften Riesen bisher nur dieses eine Mal zu Gesicht bekommen. Man hört die Gruppe von weiten durch die knackenden Äste die sie von den Bäumen reißen und fressen.
Wir parken an einer Kreuzung und die Herde kommt uns immer näher. Neugierig kommen sie dem Auto ganz nahe. Ein Elefant kommt so nahe ans Auto, wenn ich meine Hand ausgestreckt hätte, hätte ich ihn berühren können. Alle sind sprachlos.
Im Laufe des Tages entdecken wir sogar noch einen Leoparden. Besser könnte er nicht positioniert sein. Wie aus einem meiner Bücher, die ich früher gesammelt habe. Die Kamera, die Juliane kurz vor unserer Reise nach Afrika gekauft hat, hat sich spätestens jetzt ausgezahlt. Somit komplettieren wir die Big Five. Hoffentlich bleibt es nicht bei dieser einen Begegnung.
Ansonsten machen wir weiterhin unsere zwei Aktivitäten täglich. Dabei lernen wir immer mehr Bäume, Sträucher und Blumen kennen. Außerdem lernen wir mit jeder Fahrt mehr über Spuren, Kot und andere Markierungen (für Territorien). Umso mehr wir wissen, umso interessanter werden die Ausfahrten. Außerdem haben wir fast jeden Tag Theorie-Lektionen zu verschiedenen Themen. Unser Instructor hat fast 40 Jahre Erfahrung im Busch und kann zu fast jedem Thema spannende Anekdoten erzählen.
Jeder von uns sammelt weiterhin Erfahrungen als Guide. Nachdem wir uns mehr ans Fahrzeug gewöhnt haben, können wir uns mehr auf das Rundherum konzentrieren. Juliane ist zwar immer noch sehr nervös vor ihren Fahrten aber sie macht das richtig gut. Auch die anderen sind begeistert von ihrem Enthusiasmus.
Eine besondere Aktivität ist der sogenannte Sleep Out. Im Vorfeld freue ich mich sehr darauf aber ich habe gleichzeitig auch großen Respekt davor. Es ist schon ein mulmiges Gefühl mitten in der Wildnis einfach so im Schlafsack zu übernachten. In einem Flussbett, das aktuell ausgetrocknet ist schlagen wir unser kleines Lager auf. In rund 200 Metern Entfernung kommt uns noch eine Giraffe „Gute Nacht“ sagen. Wir sitzen noch eine Weile ums Lagerfeuer. Dann werden Gruppen für die Nachtwache eingeteilt. In Paaren werden wir eingeteilt um für jeweils eineinhalb Stunden Wache zu halten. Dabei muss einerseits das Feuer am Leben gehalten werden und alle 15 Minuten mit der Taschenlampe eine Runde ums Lager gemacht werden. Juliane und ich sind von 3 Uhr morgens bis halb 5 an der Reihe.
Die Hyänen die wir hören kommen zum Glück nicht vorbei. Ansonsten ist es eine ruhige Nacht. Das Einzige, was uns vom Schlafen abhält ist das Schnarchen unserer Kollegen. Dennoch schlafen wir halbwegs gut und auch die eineinhalb Stunden wachehalten gehen schnell vorbei.
So genießen wir am nächsten Tag den Sonnenaufgang. Mit jeder Minute nimmt die Kraft der Sonne zu und die kalte Nacht weicht einem weiteren heißen Tag. Man merkt, dass Tiere wie Pflanzen auf den Regen warten. Ein paar Tage später ist es dann so weit. Eine dichte Wolkendecke kündigt den langersehnten Regen an. Man sieht die Blitze in der Ferne zucken. Keine halbe Stunde später spüren wir die ersten Tropfen. Wir kommen gerade noch rechtzeitig zurück ins Camp. Kurz darauf hagelt es sogar kurz.
Es bleibt kühl und feucht für rund zwei Tage. Es fühlt sich an, als würde der Busch aufatmen. Es dauert keine zwei Tage und das braun-gelb färbt sich in ein saftiges Grün. Ich bin gespannt, wie sich das in den nächsten Wochen weiter wandelt. Leider kommen mit dem Regen auch die Moskitos. Bislang hatte ich in einem Monat nur ein einziges dieser unliebsamen Vieher zu Gesicht bekommen. Daran hätte ich mich schon gewöhnen können.
In einer Woche wechseln wir in ein anderes Camp. Ich freue mich schon darauf, eine neue Gegend kennenzulernen, auch wenn die Tiere ähnlich sein werden. Wlan haben wir dort dann aber keines, also wird es die nächsten Wochen wahrscheinlich eher ruhig hier am Blog aber spätestens im November, nach dem Ende des Kurses melden wir uns dann wieder. Unser Afrika-Abenteuer ist dann ja noch nicht vorbei.
Bis dann
Manuel
Hier noch ein paar weitere Bilder von den letzten Tagen: