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Zurück in der Zivilisation

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Nach langer langer Zeit bin ich wieder mal an der Reihe euch von unseren Abenteuern, konkret unseren zwei Wochen in Südafrika nach den zwei Monaten im Busch, zu berichten.

Zwischen Löwen, Elefanten und Lernen blieb kaum Zeit für etwas anderes und da, wie ihr ja alle wisst, meine Beiträge öfter etwas ausschweifen, habe ich Manuel die Ehre gelassen euch liebe Leserinnen und Leser zu informieren.

Ja das echte Bett, war wirklich wie der Regen nach einer langen Dürre für uns. Und auch auf eine Dusche die nicht in einer konstanten Identitätskrise zwischen brühend heiß und Eiszapfen steckt, haben wir uns gefreut.

Als wir in unserer Unterkunft, geführt von einem lieben Pärchen in ihren 70ern, ankommen bekommen wir eine kurze Einführung in die Realität des Lebens in Afrika. Wasser steht leider aktuell nicht zur Verfügung, da es derzeit ein Problemchen gibt, das aber hoffentlich bald behoben sein sollte. Weiter gibt es hier „Loadshedding“, was soviel heißt wie ein paar Stunden am Tag wird der Strom abgeschalten. Da Energie hier knapp ist wechselt der Stromanbieter seine Zufuhr von Stadtteil zu Stadtteil. Auch auf der Straße ist an den nicht funktionierenden Ampeln schnell zu erkennen, in welchem Teil gerade kein Strom fließt. Hier gilt dann, wer zuerst kommt der malt auch zuerst.

Nach dem Leben zwischen den Bäumen ist die Stadt ein starker Kontrast. Südafrika ist sowieso ein Land voller Kontraste und Diversität, bezüglich Hautfarbe, Religion, Kulturen und 11 verschiedenen Sprachen. Also viel Platz für Reibungen und diesen wollen wir im Apartheid Museum auf den Grund gehen. Die Infos und Bilder sind wieder mal überwältigtend und es ist für mich kaum greifbar, dass das alles erst vor 30 Jahren sein offizielles Ende genommen hat.

Die Kluft zwischen Arm und Reich ist stark zu erkennen, denn jedes Stück Eigentum wird mit einem meterhohen Zaun voller Überwachungskameras eingerahmt. Viele Leute gehen hier weite Strecken neben den dicht befahrenen Straßen zu Fuß und manche von ihnen winken mit Schildern die „Job“ zeigen. Was auch über die zwei Wochen auffällt, egal ob in der Hauptstadt oder entlang der Garden Route, obwohl nur 8% der Bevölkerung in Südafrika weiß sind, sind auch all unsere Hosts in diversen Unterkünften weiß.

Nach unseren ersten Tagen der Ruhe in Johannesburg cruisen wir entlang der Klippen, von Kapstadt ausgehend, mit unserem ausgeliehenen Hyundai und erkunden andere Teile des Landes. Den Start machen wir am Kap der guten Hoffnung, dem südwestlichsten Punkt des Landes. Dort spazieren wir entlang der Klippen, die uns sehr stark an unseren Urlaub in Irland erinnern. Mit dem Unterschied, dass wir hier Robben beim Wellenreiten beobachten können.

Auf dem Weg zurück zu unserer Unterkunft, erleben wir noch etwas zum ersten Mal. Zuhause ist es mir schon ein paar Mal passiert, dass Kühe die Straße blockiert haben, aber von einem Strauß auf der Straße würde ich noch nie angehalten.

Wir haben dort auch das Privileg mit Pinguinen in die Wellen zu hüpfen. Allerdings nur kurz, denn das Wasser ist doch dank der Nähe zum Südpol sehr erfrischend. Dies stört die flugunfähigen Tiere aber nicht, die so unelegant wie sie an der Oberfläche scheinen, blitzschnell durch das Wasser gleiten.

Hier ein paar Bilder meiner Lieblingsvögel:

In Kapstadt erklimmen wir DIE zwei Hausberge, den Lionshead und natürlich den Tafelberg. Dies hatte sich in unseren Köpfen leichter dargestellt, als die Realität es zulassen wollte. Die zwei Monate in der Natur waren zwar ein Genuß für die Seele, aber die Regel im Bush nicht laufen zu dürfen und die zwei Ausfahrten pro Tag haben unser Fitness Level doch mehr als gedacht herabgestuft. So schaffen wir es zwar auf beide Gipfel aber mit viel Schweiß und innerlichem Fluchen. Die Aussicht, die uns von oben gewährt wird, ist im Nachhinein aber wie immer jede Anstrengung wert.

Manuel erfüllt sich endlich den Traum eines echten Gospelchores und so buchen wir eine Township Tour mit inkludiertem Besuch einer echten Kirche. Hier wird Gospel wirklich gelebt. Bereits vor den Toren strömt uns die mächtige Musik entgegen. Wir verstehen leider nichts da alles in der Klicksprache Xhosa gesungen wird, aber nichtsdestotrotz ein Gänsehaut Moment.

Die Townships selbst bereiten einen Gänsehaut Moment andere Art, denn hier lebt die untere Schicht auf engstem Raum. Dennoch gibt es einen Einblick in das wahre Leben vieler Einheimischer.

Alle unsere Hosts haben sich wieder und wieder an Freundlichkeit übertroffen. Im Süden des Landes in dem Dörfchen Hermanus kommen wir einmal im „Funky Cottage“ unter, dessen Name Programm ist. Die Besitzer haben nicht nur eine bunte Bleibe für uns, sondern auch einen „Funky Shop“, wo sich Manuel gleich zu einer CD, mit Empfehlung des ebenfalls bunt gekleideten Besitzers, überreden lässt.

Das Dörfchen ist aber nicht nur bekannt für nette Unterkünfte sondern generell für das Wale-beobachten. Als wir zur Küste hinfahren und unser Auto parken, sehen wir bereits Leute in die Ferne zeigen. Manuel sagt freudig „die sehen schon was“. Woraufhin ich nur ein „jaja, eine Wunschvorstellung“ erwidere. Aber dann doch der erste Blick ins Meer und schon sehen wir, wie sich ein mächtiger Wal über die Wasseroberfläche wuchtet und mit einem großen Spritzer sich der Schwerkraft wieder geschlagen gibt. Wir können es beide nicht fassen und später erfahren wir auf einer Bootstour, dass dieser Anblick etwas seltenes ist, was uns noch mehr ins Staunen versetzt. Bei der Bootstour sehen wir zwar auch einige Wale, allerdings meist nur den Buckel und hin und wieder eine Flosse.

Dennoch ein tolles Erlebnis. Da wir ja bereits den südwestlichsten Punkt gesehen haben, fahren wir natürlich auch zum südlichsten Punkt Afrikas, wo sich der indische Ozean und der Atlantik die Hände schütteln.

Auch in dem Ort Plattenburg Bay haben wir wieder Hosts die netter nicht sein hätten können mit drei süßen Hunden. Diese ziehen meine ganze Aufmerksamkeit auf sich, also eine Pause für Manuel.

Einer meiner persönlichen Lieblingsmomente war das Schwimmen mit den Seebären. Mit dem Boot ging es zu diesen süßen Tieren, die uns, als wir uns ins Wasser gleiten lassen, mit neugierigem Blick beobachten. Ein wirklich magischer Moment wenn man auf Augenhöhe mit diesen verspielten Lebewesen ist und das zum Anfassen nahe. Obwohl mit Neoprenanzug ausgestattet, treibt es ein paar aus unserer Gruppe gleich wieder aus dem kalten Wasser zurück ins warem Boot. Wir halten die halbe Stunde aber locker durch. Es kitzelt richtig wenn einen die Tiere mit Luftblasen anpusten und einem danach tief in die Augen schauen. Danach konnte ich gar nicht mehr aufhören zu grinsen.

Wie ihr uns in den anderen Beiträge ja schon kennen gelernt habt, schrecken wir kaum vor einer neuen Erfahrung zurück. Wie sollte es auch anders kommen, konnten wir natürlich nicht beim höchsten Bungee Sprung der Welt von einer Brücke aus vorbeifahren. Bereits auf dem Weg dorthin werde ich schon nervös während Manuel im Autoradio, „Free falling“ und „Jump“, aufdreht. Dort angekommen wird einem gleich das Geschirr angelegt, denn um zum Absprung zu kommen, muss man erst noch mit einer Zipline hingleiten. Auf der Brücke dröhnt heitere Musik aus den Lautsprechern, damit man die Autos darüber und wahrscheinlich auch die Schreie der anderen nicht hört. Manuel darf zuerst und cool wie immer ohne einen Gedanken daran zu verschwenden springt er schon. Der Fall selbst dauert nur ein paar Sekunden aber es ist definitiv genug Adrenalin für einen ganzen Tag. Natürlich stürze auch ich mich hinunter. Ein verrücktes Gefühl den Boden auf sich zurasen zu sehen. Man tut nichts und denkt nichts und ist voll gepumpt mit Emotionen. So fühlt es sich an, am Leben zu sein, ist einer meiner ersten Gedanken.

Für uns besonders spannend ist die Flora und Fauna die sich von unserem vorherigen Schauplatz im Busch komplett unterscheidet. Ich hätte vor unserer Reise nach Afrika nie gedacht, dass ich je vor Begeisterung juchze, wenn ich einen Vogel sehe.

Und wie ich gejuchzt habe, kann euch Manuel bestätigen, bei einem unserer Highlights dem Addo Elephant Park. Es ist unsere erste Safari bei der wir nur zu zweit unterwegs sind. Neben vielen Elefanten, wie der Name schon sagt, haben wir auch Löwen, Antilopen, Warzenschweine, Zebras und zu unserem freudigen Aufschrei einen Secretary Bird gesehen. In zwei Tagen haben wir insgesamt 20 Stunden im Park verbracht und jede einzelne Minute davon genossen.

Auch hier wieder ein paar unserer Eindrücke:

Die Küstenregion hat insgesamt so viel zu bieten, dass zwei Wochen bei weitem nicht genug sind. Was wir uns aber auf keinen Fall entgehen lassen wollten ist eine Weinverkostung da die Gegend auch ein perfektes Anbaugebiet für Wein ist. Manuel und ich werden ja langsam immer mehr zu Feinschmeckern und so lassen wir uns auch dieses Abenteuer auf der Zunge zergehen. Dabei holen wir uns aber Verstärkung von unserem Freund Edward der seinen Urlaub vom Jahreskurs (Safariguide Ausbildung) in Kapstadt verbringt. Wir gönnen uns eine Olivenöl-, eine Käse- und natürlich auch eine Weinverkostung. Geölt lassen wir uns dann vom Geschmack von Sauvignon, Rose, Pinonoir und Shiraz verzaubern.

Rückblickend haben wir schon wieder viel erlebt in Südafrika und es gäbe noch so viel mehr in diesem Land zu bestaunen aber….

…wenn man an einem Ort bleibt, sieht man steht’s die selben Sterne, die einem wunderschön, aber wohlgeordnet und alltäglich erscheinen, doch wenn man durch die Welt reist, beginnt man, die größte Komplexität des Universums zu erfassen.

-(Zitat aus Homers Odyssey)-

Und auf diese Sterne freue ich mich schon unter dem Dach Namibias.

Bis zum nächsten Mal

Juliane

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