Geschafft! Alle Prüfungen sind erledigt und wir dürfen uns ab sofort Safari Guides nennen. Nun zurück in der Zivilisation in Johannesburg bleibt Zeit um zurück zu blicken auf zwei wunderbare Monate voll toller Erlebnisse. Es scheint so als würde sich hier am Blog eine Rollenteilung herauskristallisieren. Ich bin fürs Texten verantwortlich und Juliane für die Fotos. Wir ergänzen uns eben perfekt. Allerdings habe auch ich mehr und mehr Freude am Fotografieren umso öfter ich mich daran versuche. Einen ganzen Monat ist es schon her, seit wir den letzten Blogbeitrag geschrieben haben. Es gibt also viel zu berichten aber ich versuche mich kurz zu halten.
Unsere letzte Woche in Karongwe war geprägt von etwas Wehmut, weil wir das Personal und vor allem Craig unseren Instructor so lieb gewonnen haben. Er hat uns immer ermutigt unseren eigenen Guiding-Stil zu entwickeln und war wie ein Mentor für uns alle. Gleichzeitig waren wir voller Vorfreude auf das, was uns in Selati erwarten würde. So genießen wir die letzten Ausfahrten und Buschwalks. Gerade nach dem ersten Regen sprießen die ersten Blüten und Blumen und auch die Blätter sind plötzlich wieder deutlich grüner.
Bei einer zweiten Fahrt in den Norden sehen wir zwar keine Elefanten aber dafür richtig große Krokodile.
Auch die Löwen entdecken wir nach langer Suche. Das komische an dieser Begegnung: Unser Auto springt nicht mehr an und so muss ein anderer Guide nur 30 Meter von den Löwen entfernt aus dem Auto springen und uns anschieben, sehr zur Belustigung aller Beteiligten. Die Löwen lassen sich davon aber zum Glück nicht aus der Ruhe bringen.
Nach einigen Tränen zum Abschied übersiedeln wir schließlich am 6. November nach Selati, ein anderes Game Reserve nur knapp eine Stunde entfernt. Mit knapp 30.000 Hektar ist es fast vier Mal so groß wie Karongwe.
Unsere Euphorie wir dann leider etwas gebremst, da unser neuer Instructor nicht wirklich interessiert scheint uns etwas beizubringen. Zum Glück ist er nur ein paar Tage bei uns und danach bekommen wir wieder zwei neue Trainer, die richtig Spaß an ihrer Arbeit haben. Einer der beiden war sogar für zwei Jahre der persönliche Guide von Nelson Mandela. In seiner aktiven Zeit als Guide hatte er außerdem auch Persönlichkeiten wie Will Smith oder Morgan Freeman bei sich am Landrover. So hat er viel erlebt und viele Geschichten zu erzählen.
Ansonsten ist Selati ähnlich wie in Karongwe. Die Vegetation ist zum Teil sehr dicht, sodass es gar nicht so leicht ist, Tiere zu beobachten. Ein Unterschied zu Karongwe sind die Spitzmaulnashörner. Bisher hatten wir nur Breitmaulnashörner gesehen und in Selati gleich drei Spitzmaulnashörner an einem Tag. Diese sind noch mehr vom Aussterben bedroht als ihre breitmauligen Cousins, was diese Begegnungen noch besonderer macht.
Eines dieser Nashörner begegnet uns sogar auf einem Bush Walk, also zu Fuß. Es ist aber so überrascht, dass es einfach aufspringt und davon läuft.
Im Süden des Reserves gibt es das Lily Cycad Reserve. Diese speziellen seltenen Pflanzen kommen nur hier auf diesem einen Hügel und sonst nirgendwo auf der ganzen Welt vor. Daher werden sie ebenso streng bewacht wie so manche Tiere. Wilderer haben es hier also auch auf Pflanzen abgesehen. Mit unserem Instructor bekommen wir aber eine Sondergenehmigung und dürfen so kurzfristig diesen begehrten Ort besuchen. Uns begeistert der Ausblick zwar mehr als die „Palmen“ aber es fühlt sich dennoch besonders an, vor allem weil so manche Pflanzenliebhaber jahrelang auf so einen Besuch und eine Genehmigung warten.
Weiterhin machen wir jeden Tag zwei Ausfahrten und dazwischen gibt es noch ein paar letzte Lectures. Nachdem wir mit den Theorieeinheiten durch sind bleibt die Zeit tagsüber zum Lernen.
Auch die Tiere sind immer wieder für Überraschungen gut. Das Research Team hat einige Tiere mit GPS Halsbändern ausgestattet um ihre Bewegungen zu verfolgen. Alle zwei Stunden gibt es davon ein Update in einer App zu der unser Instructor Zugang hat. Einfach ist es aber dennoch nicht die Tiere zu finden aber es hilft in jedem Fall. Vor allem die Wildhunde sind viel unterwegs. Immer wieder brechen sie aus dem Park aus und müssen dann vom Research Team zurück gebracht werden. Eigentlich hatte ich mir keine großen Hoffnungen gemacht diese ebenfalls stark vom Aussterben bedrohten Tiere zu Gesicht zu bekommen. Eines Tages haben wir aber Glück und sie sind laut App gar nicht weit entfernt vom Camp. Ab ins Auto und los. Wir haben tatsächlich Glück und wir treffen auf das ganze Rudel mit 23 Tieren. Fast eine Stunde verbringen wir mit diesen wunderschönen Tieren.
Im ganzen Park gibt es einen einzigen Baobab Baum. Diese Giganten können bis zu 4.000 Jahre alt werden. Auch wenn dieser wohl erst einige hundert Jahre alt ist, so würde ich doch nur zu gern wissen, welche Geschichten dieser Baum schon erzählen kann.
An einem anderen Tag sehen wir unseren ersten Geparden. Es sollte leider der einzige bleiben. Dafür bekommen wir auch hier rund 20 Minuten mit dem schnellsten aller Tiere, bevor er sich schließlich aus dem Staub macht und im Unterholz verschwindet. So ein cooles Tier, richtige Athleten. Geparde waren und bleiben meine Lieblingstiere. Ich hoffe sehr, dass wir bei unserem Roadtrip in Namibia nochmal die Gelegenheit bekommen, diese einzigartigen Tiere zu sehen.
Ein weiteres Highlight ist unsere erste Begegnung mit einem ausgewachsenen männlichen Löwen. Juliane ist an diesem Tag unser Guide und wir fahren an einem ausgetrockneten Flussbett entlang. Auf einer kleinen Lichtung entdecken wir schließlich den König der Tiere. Als wir ihn wenig später brüllen hören, wissen wir auch, warum er der König der Tiere genannt wird. Obwohl wir rund 30 Meter entfernt sind, fühlt es sich an als ob die Erde beben würde. Ein unbeschreibliches Gefühl. Nach dieser Machtdemonstration verabschiedet sich der Löwe ins Dickicht. Wir hören ihn noch ein paar mal brüllen aber sehen tun wir ihn an diesem Abend nicht mehr.
Ein paar Tage später machen wir erneut einen Sleep-out. Dafür finden wir wieder eine Stelle am Fluss. Im Wasser reflektieren Krokodilaugen das Licht unserer Taschenlampe. Am Lagerfeuer machen wir erst Steckerlbrot, dann grillen wir Spieße (für uns mit Gemüse) und zum Abschluss Marshmallows. Dann teilen wir wieder unsere Schichten fürs Wachehalten ein. Juliane und ich sind von 00:30 bis 2 Uhr morgens dran. Als wir gegen halb 10 schlafen gehen, genießen wir den Sternenhimmel mit dem Sternbild Scorpius, später als wir aufwachen zeigt sich Orion. Auch die Sternbilder gehören zur Ausbildung als Guide dazu.
Während unserer Nachtschicht hören wir die Löwen in der Ferne brüllen. Es ist schwierig die Entfernung einzuschätzen. Ganz nahe sind sie aber zum Glück nicht. So können wir erneut den Sternenhimmel genießen und die eine oder andere Sternschnuppe beobachten.
Unsere Abschlussprüfung kommt immer näher. So gibt es nach unserer Morgensafari eigentlich nie Zeit zum entspannen. Immer wieder wiederholen wir die einzelnen Kapitel. André, unser Instructor, ist sich sicher, dass wir alle gut vorbereitet sind. Selten hat er eine so motivierte Gruppe wie uns gehabt. Die Prüfung am 24. Oktober ist dann tatsächlich einfacher als gedacht. Wir haben schon viel zu sehr im Detail gelernt. Juliane und ich schaffen beide jeweils 91% und damit deutlich mehr als die 75% die man zum Bestehen der Prüfung benötigt.
Am Tag darauf steht Slides & Sounds am Programm. Da müssen wir Pflanzen anhand der Bilder identifizieren, Vogel- und Froschrufe erkennen und Schlangen sowie andere Reptilien erkennen. Auch dafür haben wir uns gut vorbereitet und so bestehen wir auch hier mit Bravour. Fehlt nur mehr die praktische Prüfung.
Dazu müssen wir eigenständig eine Safari Tour planen und umsetzen. Das fängt beim Gäste-Briefing an und hört nach der Fahrt bei einer Feedback-Runde auf. Während der Fahrt sollte man zudem über die verschiedensten Themen sprechen um zu zeigen, dass man in allen Bereichen kompetent ist. Hört sich erstmal kompliziert an, ist aber in Wahrheit nichts anderes als das, was wir in den letzten zwei Monaten geübt haben. Juliane lässt sich von unserem externen Assessor ein bisschen stressen, schließlich haut sie uns mit ihrer Fahrt aber alle vom Hocker. Sie hat so viel vorbereitet und sich so viel überlegt, dass sie die Latte für alle anderen sehr hoch legt.
Ich bin etwas entspannter aber vor der Fahrt bin auch ich ein bisschen nervös. Es geht aber alles gut und auch ich bestehe und wir dürfen uns nun offiziell Safari Guides nennen. Auch wenn wir das nicht beruflich machen wollen, ist das doch eine coole Auszeichnung. Neben dem ganzen Wissen und den tollen Erlebnissen mit den Tieren haben wir auch eine Menge über uns und übers Leben gelernt. Wir identifizieren plötzlich Vögel am Ruf, erkennen Zusammenhänge zwischen Steinen, Pflanzen und Tieren, Pfotenabdrücke lassen sich fast wie eine Zeitung lesen und Kot gibt Aufschlüsse über Fressverhalten. Auch unsere Präsentations-Skills haben sich verbessert und vor einer Gruppe spontan Tierverhalten zu interpretieren ist kein Problem mehr. Außerdem haben wir viele Freundschaften geschlossen die hoffentlich ebenso wie unser Wissen noch lange bestehen bleiben.
An den letzten beiden Tagen können wir die Zeit im Busch dann ohne lernen genießen. Leider spielt das Wetter nicht ganz mit und es ist richtig kalt und windig. Dennoch machen wir noch zwei Ausfahrten und zwei Buschwalks. Am letzten Abend bei der letzten Ausfahrt haben wir nochmal eine besondere Begegnung. Auf der Suche nach einer Elefantenherde müssen wir kurz vor Sonnenuntergang erfolglos aufgeben. Während wir einen Drink zum Sonnenuntergang genießen hören wir plötzlich Äste im Gebüsch brechen. Die Elefantenherde ist zu uns gekommen. Wir klettern auf einen Termitenhügel und beobachten die sanften Riesen ganz in der Nähe und anders als auf den Buschwalks unbewaffnet. Leider gibt uns die hereinbrechende Dunkelheit nicht viel Zeit, diesen atemberaubenden Moment zu genießen. Was für ein schöner Abschied.
Am 31. Oktober geht es dann mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück nach Johannesburg. Einerseits sind wir traurig, dass es vorbei ist, andererseits freuen wir uns und sind dankbar für alles was wir erleben durften. Außerdem ist unsere Zeit in Afrika ja noch nicht zu Ende. Was wir als nächstes vorhaben erzählen wir im nächsten Blogpost. Nun genießen wir aber erstmal wieder ein echtes Bett und eine richtig warme Dusche.
Hier noch einige von Julianes besten Bildern der letzten zwei Monate:
Bis bald
Manuel