Afrika hat mich schon immer fasziniert. Ich kann gar nicht richtig erklären warum aber es gibt einfach Länder und Kontinente, die mehr Anziehungskraft haben als andere. Vor allem die wilden Tiere Afrikas haben es mir angetan und so war es laut meinen Eltern nie eine Frage „ob“ ich irgendwann nach Afrika komme sondern „wann“.
Am 5. September war es dann soweit. Nach zwei Monaten zu Hause heißt es wieder Sachen packen und verabschieden. Es geht ab in Richtung Süden nach Johannesburg. Für knapp zwei Monate werden wir eine Ausbildung zum Field Guide (Safari Guide) machen. Nicht weil wir als Safari Guides arbeiten wollen sondern einfach so für uns für die Erlebnisse. Ein paar Tage Safari wäre mir einfach zu wenig gewesen. So sind wir acht Wochen mitten im Busch mitten drin in der Nähe von Elefanten, Löwen und jede Menge anderer wilden Tiere.
Nach einem kurzen Zwischenstopp in Doha kommen wir in Johannesburg an. Am ersten Tag heißt es erst mal ankommen bevor wir am nächsten Morgen abgeholt werden und mit dem Minibus rund fünf Stunden ins Karongwe Game Reserve fahren. In diesem rund 8.000 Hektar großen Schutzgebiet gibt es fast alle Tiere, die man sonst eigentlich nur aus Dokumentationen oder dem Zoo kennt.
Wir fühlen uns sofort wohl im Camp. Unsere neuen Nachbarn, die Nyalas (eine Antilopen-Art) haben erkannt, dass es im Camp ziemlich sicher ist. Auch mit den anderen neuen Kolleginnen und Kollegen kommen wir gut zurecht. Wir sind eine kleine Gruppe von acht angehenden Guides. Vier davon sind im einjährigen Programm und zwei andere sind so wie wir im zweimonatigen Programm, das gleichzeitig die ersten zwei Monate des anderen Programms darstellt.
Die ersten Ausfahrten sind aufregend. Wir entdecken jeden Tag etwas Neues. Zu den häufigsten Tieren zählen Giraffen, Impalas, Gnus und Zebras. Seltener sehen wir Büffel, Nashörner und Löwen, dafür jede Menge Vögel von denen wir bereits im Vorfeld als Vorbereitung die Rufe gelernt haben.
Immer abwechselnd machen wir jeden Tag eine Ausfahrt und einmal einen Buschwalk. Diese Spaziergänge durch den Busch sind ganz besonders. Wir sind besonders leise um keine Tiere zu verschrecken. Man sieht zwar nicht so viele Tiere wie mit dem Auto aber es ist noch einmal ein ganz anderes Gefühl einer Giraffe mit dem Auto oder zu Fuß zu begegnen. Außerdem kann man so besser Pflanzenerkennung und Spurenlesen üben.
Unser Tagesablauf sieht wie folgt aus:
Tagwache um 5:15, eine morgendliche Aktivität (Ausfahrt oder Bush-Walk) um 6:15, Frühstück um 10:00, danach Theorie-Lecture, Mittagessen um 14:30, Nachmittagsaktivität (wieder mit dem Pick-Up oder zu Fuß) und um 19:00 Abendessen. Da die Sonne bereits um 18 Uhr untergeht geht es nach dem Abendessen meist direkt ins Bett.
Neben den Infos über die Tiere und Pflanzen lernen wir auch eine Menge über die Guiding Fähigkeiten. Angefangen von der Begrüßung der Gäste über das Positionieren des Fahrzeugs bis hin zur richtigen Interpretation des Gesehenen. Schon nach wenigen Tagen werden wir ins kalte Wasser geschmissen und wir leiten eine der Aktivitäten als Guides an. Juliane war vor ihrer Fahrt besonders nervös aber sie macht das richtig gut und auch ich bekomme gutes Feedback. Es ist unglaublich, wir sind gerade erst eine Woche hier und wir leiten bereits unsere ersten Safari Ausfahrten.
Das Wetter ist bisher ganz unterschiedlich. Regen hatten wir noch keinen aber die Temperaturschwankungen sind sehr stark. An einem Tag haben wir fast 40 Grad und am nächsten nur 20. Besonders Krabbeltiere werden bei solchen Schwankungen aktiv und verkriechen sich und so bekommen wir an einem Abend neben unserem Zelt Besuch von einem Skorpion. Unter UV-Licht fluoreszieren diese Tiere sogar.
Ein besonderes Highlight hatten wir dann noch gestern Abend. Auf unserem ersten Nightdrive haben wir die Info bekommen, dass Löwen in der Nähe eine junge Giraffe gerissen haben. Als wir am „Tatort“ ankommen haben sich die Löwen bereits sattgefressen. Es ist das erste mal, dass wir Löwen zu Gesicht bekommen. Mir stockt der Atem. Auch wenn die Giraffe noch jung war, ist es schier unglaublich welche Kraft diese Raubtiere haben.
Heute mittag kommen wir nochmal beim Kadaver vorbei. Die Löwen sind immer noch da. Es sieht so aus, als ob sie beim All-you-can-eat Buffet deutlich zu viel gegessen hätten.
Auch wenn wir erst eine Woche hier sind, kann ich schon jetzt sagen, dass alle Erwartungen übertroffen sind. Das ganze Programm ist intensiv aber extrem gut organisiert. Wir haben immer zwei Instructor und einen Back-Up bei denen wir jederzeit alle Fragen stellen können. Das Essen ist der Hammer, auch für uns Vegetarier. Und die Erlebnisse draußen sind genau das, wovon ich schon lange geträumt habe. Ihr dürft gespannt sein auf viele weitere spannende Erlebnisse. Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf das was kommt.
Bis dann
Manuel