Wie von Juliane beschrieben hat uns die Wanderung am Rinjani ordentlich zugesetzt. Die anschließenden Tage am Pool auf Gili Air waren mehr als notwendig. Nach zwei, drei Tagen war der Muskelkater aber wieder weg und wir konnten ein bisschen mehr von der kleinen Insel sehen als den Pool von unserem Guesthouse. Viel gibt es da allerdings nicht.
Leon und Luise aus Deutschland, die wir in Thailand kennengelernt hatten und auch schon im Süden Lomboks wieder getroffen hatten, verbringen ebenfalls einige Tage hier und so gehen wir mehrmals gemeinsam Abendessen oder genießen den Sonnenuntergang am Strand.
Außerdem werden auf der Insel überall Schnorcheltouren angeboten. Da wir sonst keine Pläne haben, machen wir da gerne bei so einer Tour mit. Sollten wir keine Schildkröten sehen, würden wir unser Geld zurück bekommen. Die erste Schildkröte sehen wir schon vom Boot aus, also ist schnell klar, dass diese Garantie hier einfach zu geben ist. Am Boot sind allerdings fast 30 andere Touristen, so kann es selbst im großen weiten Meer eng werden.
Die Schnorchelspots sind zwar nett aber vor allem bei den viel beworbenen Unterwasserstatuen sind so viele Menschen, dass es keinen Spaß macht. Auch die Schildkröten sind nach wie vor schön anzusehen aber die 15. Schildkröte löst nicht mehr die gleiche Begeisterung aus wie die erste.
Nach mehreren ruhigen Tagen auf der Insel wird es dann Zeit weiter zu ziehen. Leon und Luise haben uns Tete Batu empfohlen. Das ist ein kleiner, wenig touristischer Ort inmitten der Reisterrassen wieder zurück in Lombok südlich vom Rinjani. Da wir sonst keine Pläne haben, wird das kurzerhand unser nächstes Ziel.
Schon auf dem Weg nach Tete Batu merken wir, dass dies noch nicht so bekannt ist. Die Straßen sind schlecht und der ältere Taxifahrer findet den Weg nicht. Trotz Google Maps hält er mehrmals an und fragt Passanten nach dem Weg. Sicher ist sicher. In Tete Batu gibt es dann tatsächlich nur ein paar Unterkünfte, einige Warungs (lokale Restaurants) und natürlich mehrere Moscheen, die fünfmal täglich mit Gebeten die ganze Umgebung beschallen. Der Ausblick von unserem Bungalow ist aber wirklich traumhaft schön und die Gastgeber super nett.
Am zweiten Tag machen wir gemeinsam mit einem deutschen Pärchen und zwei Guides eine Wanderung durch die Reisfelder. Gefühlt alles was es an Gewürzen, Obst und Gemüse gibt, wächst hier. Wir sehen Vanillepflanzen, Zimtbäume, Muskatnussbäume und vieles mehr.
Außerdem erfrischen wir uns bei zwei Wasserfällen und zum Abschluss haben wir noch Glück, denn im Black Monkey Forrest sehen wir tatsächlich eine ganze Gruppe dieser schwarzen Äffchen (Schwarze Haubenlanguren).
Am Abend nimmt uns unser Gastgeber Ron mit zu den lokalen Gladiatorenkämpfen. Diese Stickfights finden nur einmal im Jahr statt und dieses Spektakel wollen wir uns nicht entgehen lassen. Zuvor machen wir noch Halt in einem Weber-Dorf. Hier werden die traditionellen Saris noch mit der Hand und mit Naturfarben gewebt. Nach einer kurzen Führung probieren wir die Kleider gleich an.
Beim Stickfight später werden freiwillige Kämpfer jeweils mit einem Bambusstock und einem Schild ausgestattet und dann wird in drei Runden gegeneinander gekämpft. Entweder einer gibt auf, einer blutet oder es gibt nach drei Runden ein Unentschieden. Obwohl tatsächlich ordentlich zugeschlagen wird ist es aber zum Glück weniger brutal als erwartet/befürchtet. Die tapferen Kämpfer nehmen aber sicher den einen oder anderen blauen Fleck als Trophäe mit. An so manchem Körper kann man die Kampferfahrung am von Narben gezeichneten Oberkörper ablesen. Nach rund einer Stunde und ca. zehn Kämpfen ist das Spektakel dann auch schon wieder vorbei. Es sind kaum Touristen hier und wir fühlen uns als ob wir die Stars der Veranstaltung wären, denn auf dem Weg zum Auto werden wir mehrmals nach Fotos gefragt. Ganz schön anstrengend, das Leben als Berühmtheit.
Am letzten Tag in Tete Batu leihen wir uns einen Roller aus und fahren in Schlangenlinien zwischen den Schlaglöchern zum Benang Stokel Wasserfall. Obwohl wir schon viele Wasserfälle gesehen haben, ist dieser doch nochmal etwas Besonderes. Das kalte Wasser vom Rinjani kommt hier über die ganze Wand verteilt den Felsen herunter.
Am Abend steht noch ein Kochkurs am Programm. Oder besser gesagt, wir suchen uns ein Gericht von der Speisekarte aus und kochen es dann selbst. Das ist ebenfalls eine echte lokale Erfahrung. In der Küche ist es eng und wir schneiden das Gemüse auf einem kleinen Brett am Boden hockend. So wird hier eben gekocht.
Am nächsten Tag habe ich das erste Mal in sieben Monaten kleine Magenverstimmungen. Jetzt wo wir einen Einblick in die Küche bekommen haben wundert mich das nicht bzw. bin ich überrascht, dass mein Magen so lange ohne Probleme durchgehalten hat. Nach einem Tag ist aber zumindest bei mir alles wieder gut. Juliane nimmt die Kohletabletten noch ein paar Tage länger. Zumindest tragen wir sie nicht mehr mit nach Hause.
Für uns geht es dann wieder nach Kuta ins Surfcamp in dem wir schon vor der Rinjani Besteigung waren. Dort wollen wir nochmal unsere Surfkünste verbessern, bis wir ein paar Tage später zu einer Bootstour zu den Komodowaranen aufbrechen.
Wir nehmen nochmal eine Surfstunde, bevor wir es dann zwei Tage später ohne Surflehrer versuchen. Juliane hat den Dreh schnell heraussen und steht schon bald eine Welle nach der anderen. Ich hingegen blicke neidisch hinterher und werde zwei Stunden lang durchgewaschen. Mein Timing ist schlecht und ich paddle zu langsam aber ich bekomme es einfach nicht hin. Naja, kann leider nicht jeder so ein Naturtalent sein wie Juliane. Fürs erste war es das mit Surfen für uns aber in Zukunft werden wir das sicher nochmal versuchen.
Ansonsten geht Juliane in Kuta fleißig zum Yoga. Sie kauft sich gleich einen Pass für drei Yogastunden. Einmal sind allerdings schon alle Plätze voll und so komme ich an unserem letzten Tag in Kuta auch noch in den Genuss einer Yogastunde. Schaden tut es mir nicht aber ich bin so verkürzt, dass die Übungen für mich richtig schweißtreibend sind. Mir bleibt nichts anderes übrig, als dass auch ich mich auf biegen und brechen dehne, aber die traumhafte Aussicht vom Yogastudio kann ich dabei nur bedingt genießen.
Als letzte große Aktivität in Indonesien haben wir uns noch eine Bootstour nach Flores zu den Komodowaranen herausgesucht. Also geht es für uns für vier Tage und drei Nächte auf ein Boot. Der Start ist allerdings frustrierend. Die Agentur über die wir schon auf Gili Air gebucht haben, hat uns auf ein billigeres Boot gebucht als das, wofür wir bezahlt haben. Leider bemerken wir das erst am Boot und so sind wir statt mit 30, mit fast 70 anderen Abenteuerlustigen am Boot. Von der Differenz (knapp 40€) sehen wir natürlich nichts mehr. Blöd gelaufen aber gehört wohl dazu. Wir haben unsere Lektion zum Ende der Reise noch gelernt.
Luxus hatten wir sowieso keinen erwartet aber dass wir in der Kabine nicht mal die Füße ausstrecken können ist doch eine unerfreuliche Überraschung. Immerhin haben wir eine Kabine. Insgesamt herrscht am ersten Tag Chaos. Es gibt nicht genügend Schlafplätze und es wirkt alles improvisiert. Aber was soll’s, wir machen das Beste daraus.
Der Sonnenuntergang vom Boot ist traumhaft und Juliane wird entgegen aller Erwartungen nicht seekrank. Die erste Nacht schlafen wir nicht gut. Juliane bekommt Platzangst und ich ärgere mich, dass uns nicht früher aufgefallen ist, dass wir gescammt wurden.
Am zweiten Tag steht in der Früh Schnorcheln mit den Walhaien am Programm. Das ist zwar ein tolles Erlebnis, allerdings werden die Tiere mit reichlich Futter angelockt und es gibt viele kritische Stimmen, die über die Auswirkungen auf die Tiere besorgt sind. In den Phillipinen haben wir genau darum auch auf diese Aktivitäten verzichtet. Hier war es inkludiert und so springen auch wir mit gemischten Gefühlen zu den sanften Riesen ins Wasser. Die Walhaie sind die größten Fische und trotz ihres Namens und ihrer Größe sind sie vollkommen ungefährlich, da sie sich nur von Plankton und kleinen Fischen ernähren, die sie aus dem Wasser filtern. Drei bis fünf Walhaie tummeln sich zwischen den Touristen im Wasser. Man merkt, dass die Tiere an die Touristen gewöhnt sind.
Für den Rest des Tages ist sonst nichts mehr geplant. Wir holen ein bisschen Schlaf nach und unterhalten uns mit anderen Reisenden während wir zwischen den Inseln hindurch tuckern. Hin und wieder sieht man fliegende Fische aus dem Wasser springen und auch die eine oder andere Delfinschule lässt sich vom Boot aus erblicken. Sonst gibt es nicht viel zu tun außer die Aussicht zu genießen.
Tag 3 bringt uns schließlich zu den Komodowaranen. Im Nationalpark komme ich mir vor wie bei einem Schulausflug. Es dauert bis alle beisammen und bereit sind für den knapp einstündigen Spaziergang durch den Dschungel. Zuerst bobachten wir zwei der Riesenechsen am Strand. Sie sind wohl auch schon an die Touristengruppen gewöhnt, die hier täglich vorbei kommen, denn sie lassen sich auch überhaupt nicht aus der Ruhe bringen.
Vorsicht ist dennoch geboten. Der Biss mit dem gifitgen Bakterienmix der Reptilien kann tödlich enden. Das sei in den letzten 40 Jahren aber nur sieben Mal passiert, beruhigt uns der Guide. Rund 1.600 dieser Tiere sollen hier auf der Insel leben. Wir sehen noch zwei weitere davon und dann geht es wieder zurück aufs Boot.
Wir halten noch beim Pink Beach, der deutlich weniger pink ist als es auf so manchen Werbebildern scheint.
Am Abend steht dann noch eine kleine Wanderung für rund eine halbe Stunde auf die traumhaft schöne Padar Insel für den Sonnenuntergang am Programm. Die Fotos davon finden sich in fast allen Reisemagazinen, auf Plakaten und natürlich auf Social Media. Zurecht, wie wir nun wissen.
Am vierten und letzten Tag gibt es noch zwei Schnorchelstopps. Wir sehen kleine blau leuchtende Quallen und, wie auf den Phillipinen, kleine Schwarzspitzen Riffhaie. Dann kommen wir am frühen Nachmittag endlich auf Flores in Badjo an. Obwohl ich die letzten zwei Nächte am Boot halbwegs schlafen konnte freuen wir uns sehr auf ein echtes Bett und eine Dusche.
Was für ein Abenteuer. Für’s Erste haben wir aber nun genug vom Seemannsleben. In knapp zwei Wochen geht es für uns zurück nach Österreich. Die Vorfreude steigt mit jedem Tag mehr. Wir freuen uns schon jetzt auf viele Umarmungen. Gleichzeitig wollen wir aber auch die letzten Tage nochmal richtig genießen und das Maximum rausholen. Dabei versuchen wir uns unter anderem im Fliegerstoppen, zum Leidwesen von Juliane. Das darf sie dann aber im nächsten und wohl vorerst letzten Blogpost selbst erzählen.
Bis dann
Manuel