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Japan im Schnelldurchlauf

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Seit dem Beitrag von Juliane ist viel Zeit vergangen und es gibt viel zu berichten aber ich versuche mich kurz zu halten. Juliane meinte in ihrem Beitrag letztens, dass sie in Japan noch nichts gegessen hatte, was ihr nicht geschmeckt hat. Nun bei ihr hat sich das einen Tag später geändert und auch ich kann das schon lange nicht mehr behaupten. Japans Supermärkte bieten nämlich doch ein größtenteils anderes Sortiment als bei uns zu Hause. Nach den Ländern in Südostasien sind wir aber froh, dass es überhaupt wieder Supermärkte gibt und nicht nur Mini Märkte, während der Rest auf der Straße verkauft wird. Experimentierfreudig wie wir eben sind probieren wir natürlich das eine oder andere aus und wie im Sport gilt auch hier: Manchmal gewinnt man und manchmal verliert man. Zu den Gewinnern zählen diverse leckere Süßigkeiten, eine Art Soda Zitron mit Alkohol und überraschend günstiges Sushi. Im Gegensatz dazu gab es aber auch Reis gefüllt mit sauren Pflaumen und schlatzigen Algensalat, bei dem ich schon nach dem ersten Bissen genug hatte. Auch die hier übliche Speise Reis mit Omelett und Ketchup konnte uns nicht überzeugen. Auch wenn das Essen insgesamt meist super lecker war, bleiben vor allem Lowlights in Erinnerung. So auch ein Restaurantbesuch, bei dem wir direkt am Tisch eine eigene Fritteuse hatten und dann vom Buffet die Spieße holen und anschließend frittieren konnten. Den Geruch unserer Kleidung danach könnt ihr euch denken.

Hier ein paar mehr Bilder unserer kulinarischen Experimente:

Sicherheitshalber mit Latzerl
Omlette mit Reis, kurz Omurice

Nun aber genug vom Essen, wir haben schließlich auch noch eine Menge anderer Dinge seit Julianes letzten Beitrag erlebt. Nach den Bekanntschaften mit den Rehen in Nara ging es für uns weiter nach Kyoto, eine Stadt die ich vor allem aus der Schulzeit wegen dem Kyoto Protokoll kannte. Es gibt hier aber auch ganz schön viel zu sehen und dementsprechend viele Touristen. Daher stehen wir jeden Tag früh auf, um den Menschenmassen zu entfliehen, auch wenn das in einem Land wie Japan natürlich nie ganz möglich ist.
Wir besuchen die Hauptattraktionen wie den Bamboo Forrest, den Tempel mit goldenem Dach und der Fushimi Inari-Taisha Schrein. Letzterer ist über die Landesgrenzen hinaus bekannt, weil der Weg mit hunderten traditionellen roten Toren eines der beliebtesten Fotomotive in ganz Japan ist. Obwohl wir meistens schon vor 7 Uhr morgens dort sind, kommen uns immer auch schon wieder Menschen entgegen, die, wie man meinen könnte, vom Vorabend übrig geblieben sind.

Juliane hat sich das perfekte Outfit für diesen Tag ausgesucht…

Außerdem steht bei uns eine Sake (japanischer Reiswein) Verkostung und eine Wanderung am Programm. Der Sake schmeckt Juliane deutlich besser als mir. Nach dem Reis Schnaps in Südostasien, haben wir jetzt dann wirklich alles probiert, was man aus Reis herstellen kann.

Bei der Wanderung genießen wir bei traumhaften Wetter einen tollen Ausblick über die Stadt. Sieht ein bisschen aus wie Wien, wenn man am Kahlenberg steht.

Juliane probiert in Kyoto außerdem ein weiteres verrücktes Café aus: Das Pig Café. Wie der Name schon verrät, darf man hier ausgiebig mit kleinen Schweinchen kuscheln. Ich lasse diese „Schweinerei“ aus und gehe in der Zwischenzeit lieber in eine Buchhandlung.

Im Anschluß besuchen wir ein Ninja & Samurai Museum. Nach einer kurzen Führung dürfen wir selbst Ninjasterne werfen (auf Zielscheiben natürlich) und in ein Samurai Kostüm schlüpfen. Das lassen wir uns nicht entgehen.

Nach Kyoto nehmen wir wieder einmal einen Shinkansen nach Hiroshima. In dieser geschichtsträchtigen Stadt erinnert auch heute noch vieles an den 6. August 1945, als die ganze Stadt von der Atombombe zerstört wurde. Auch wir sind unter anderem deshalb hergekommen, weil wir uns das Friedensmuseum anschauen wollten. In herzzerreißenden Beiträgen werden Geschichten von jenem Tag erzählt, als rund 70.000 Menschen ihr Leben verloren. Mindestens noch einmal so viele erlagen dann in weiterer Folge den Strahlenschäden oder anderen Verletzungen. Die Überreste eines der Gebäude von damals lassen erahnen, welche Wucht der Einschlag hatte, vor dem es kein Entkommen gab. Ein weiteres Mal werden wir auf dieser Reise mit Grausamkeiten konfrontiert und sind wieder aufs Neue schockiert.

Um das zu verarbeiten machen wir am nächsten Tag eine Wanderung auf einer kleinen Insel Miyajima vor Hiroshima. Dort lockt der Itsukushima Schrein täglich Scharen an Touristen an. Die Wanderung nehmen aber nur wenige in Angriff und so haben wir den Weg größtenteils für uns.

Juliane bei ihrer Lieblingsbeschäftigung

Am Abend besuchen wir noch ein traditionelles Theater, hier Kagura genannt. In aufwendigen Kostüme werden hier alte, nur mündlich überlieferte Theaterstücke zum Besten gegeben. Auch wenn wir wie bei der Water Puppet Show in Hanoi nichts verstehen, so ist es dennoch unterhaltsam. Vor allem die Maskenwechsel sind spannend. Danach machen die Darsteller noch bereitwillig Fotos mit den Zusehern. So wie dieser blonde zottelige Fuchs… Und das andere ist ein Bösewicht aus dem Theaterstück.

Ein Fixpunkt auf Julianes To Do Liste in Japan war der Besuch eines Ryokan. Diese Unterkünfte sind meist im japanischen Stil sehr einfach eingerichtet und bieten neben einem Onsen auch volle Verpflegung an. Es war gar nicht einfach, einen zu finden, der auch vegetarisches Essen anbietet. Auf einem Tempelgelände mitten im Nirgendwo verbringen wir also zwei Tage mit purer Entspannung, heißem Bad und Meditation. Am Abend bekommen wir jeweils ein fantastisches vegetarisches 9 Gänge Menü serviert. Eine japanische Spezialität folgt der nächsten. Ein Traum. Genau so hatte Juliane es sich vorgestellt.

Nach zwei Tagen entspannen sind wir wieder bereit für mehr Bewegung. Mit dem Zug gehts zurück nach Osaka und dann die Küste hinunter nach Tanabe. Dort beginnt nämlich der Kumano Kodo Pilgerweg. Neben dem Jakobsweg in Spanien ist dieser der einzige Pilgerweg mit dem Weltkulturerbe Status. Wir gehen aber nur zweieinhalb Tagesetappen des über 300 Kilometer langen Wegnetzwerks.
Die ganze Gegend ist außerdem bekannt für die heißen Quellen. So haben wir nicht nur jeden Abend ein heißes Bad, wir können auch bevor es los geht Eier in einer heißen Quelle fürs Frühstück kochen. Die dauern nur 12 Minuten.

Juliane feiert am ersten Tag der Wanderung ihren Geburtstag. Zum Glück ist der erste Tag weniger anspruchsvoll und so kommen wir schon früh im Quartier an und können noch in aller Ruhe ein heißes Bad nehmen und danach mit einem wohlverdienten Bier auf ihren Geburtstag anstoßen. Genau an ihrem Geburtstag vor fünf Jahren haben wir uns kennengelernt. Ein kleines Jubiläum also.

Der zweite Tag der Wanderung ist ein bisschen anspruchsvoller. Nach dem Frühstück machen wir uns bereits um 7 Uhr morgens auf den Weg. Die ersten drei Stunden geht es nur bergauf. Dabei kommen wir ganz schön ins schwitzen. Dafür kommen wir am Rest der Route schneller voran als gedacht und so erreichen wir schon kurz nach 14 Uhr unser Tagesziel Nachi Taicha. Dort gibt es mit einer Höhe von 133 Metern den höchsten Wasserfall Japans. Zusammen mit einer Pagoda davor ist dieser Ort ein beliebtes Fotomotiv und lockt nicht nur Wanderer an.

Erschöpft freuen wir uns wieder auf ein heißes Bad. Wir verbringen eine Nacht in Kii Katsuura, ein kleines Städtchen an der Küste. Katsuura ist bekannt für den Thunfisch und zeigt uns eine andere Seite Japans. Jeden Morgen werden hier am Fischmarkt Hunderte, ja sogar Tausende Fische an Land gebracht und verkauft. 2018 wurde sogar ein Rekord-Thunfisch mit einem Gewicht von 450 Kilogramm hier gefangen.

Da unser 21-tägiges Zug Ticket bald ausläuft machen wir uns am nächsten Tag auf den Weg zurück Richtung Tokio. Etwas nördlich von Wakayama machen wir nochmal für eine Nacht Halt in einem Hotel an der Küste mit Blick aufs Meer. Auch vom Onsen aus genießen wir den Blick in die Ferne. Das besondere am Hotel war aber das Ein- und Auschecken. Das macht man nämlich selbst am Computer und statt vom Hotelpersonal wird man dabei von zwei Dinosaurier-Robotern unterstützt. Japan überrascht uns immer wieder aufs Neue.

Bevor es für uns in eine neues Land geht, verbringen wir noch ein paar Tage in Tokio. Wir besuchen den Schwager von meinem ehemaligen Chef. Dieser ist nämlich nach Japan ausgewandert und restauriert und poliert hauptberuflich alte japanische Samuraischwerter. Wir besuchen ihn bei ihm zuhause und lernen alles über die Kunst der Schwertrestauration.

Wir sind begeistert. Nachdem wir in Kyoto im Museum die alten Schwerter nur aus der Ferne sehen konnten, dürfen wir jetzt sogar einige angreifen. Wir verbringen einen gamzen Nachmittag mit Hendrik und seiner Familie. Es ist uns eine große Ehre so herzlich aufgenommen zu werden.

Einen weiteren Tag in Tokio plane ich. Das habe ich Juliane zum Geburtstag geschenkt. Wir gehen spät frühstücken, dann flanieren wir ein bisschen durchs Touristenviertel und zu Mittag gibt es den ganz zu Beginn erwähnten Omurice, der uns beide nicht überzeugt. Am Nachmittag besuchen wir eine traditionelle Tee Zeremonie, wo wir lecker Matcha zubereiten und am Abend gehen wir in ein ganz feines Sushi Lokal.

Juliane isst ein kleines Stück Rindfleisch Sushi um 12€ aber sie schwört, dass es das beste Rindfleisch ihres Lebens war. Vielleicht hat auch der Blick über die Dächer Tokios zum Geschmack beigetragen.

Sonst besuchen wir noch ein Planetarium, machen eine Free Walking Tour und genießen den Ausblick vom 45. Stock des Metropolitan Government Building. Von 14 bis 16 Uhr darf dort jeder der möchte am Klavier seine Künste zum Besten geben. Da meine Kenntnisse schon etwas eingerostet sind überlasse ich das hier den Profis. Das Klavierkonzert ist noch das Tüpfelchen auf dem i bei diesem Ausblick.

Am letzten Tag steht noch das Teamlabs Borderless Museum am Programm. Hier werden neue Technologien eingesetzt um ein Erlebnis mit allen Sinnen zu ermöglichen. Man schreitet hier barfuß durchs Museum. Mal ist man knietief im Wasser und mal ist man in einem verspiegelten Raum mit unzähligen LED Lichtern. Meist ist das Museum auf mehrere Tage ausgebucht, daher haben wir uns gleich zu Beginn quasi für den Abschluss unserer Zeit in Japan die Tickets reserviert.

Das wars von unseren Abenteuern aus Japan. Die vier Wochen sind wieder einmal verflogen und so fliegen auch wir weiter. Wohin genau erfahrt ihr dann im nächsten Blogpost von Juliane.

Arigato gozaimasu fürs Lesen
Manuel