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Kambodscha, Land der Wunder

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Juliane hat ja bereits von unserer Zeit im Paradies auf der Insel Koh Rong Sanloem geschrieben. Es hat sich angefühlt wie Urlaub vom Reisen. Mit aufgeladenen Batterien geht es für uns mit dem Supply Boat weiter auf die etwas größere Nachbarsinsel Koh Rong. Mit dem Supply Boat wird, wie der Name verrät Nachschub auf die Inseln gebracht. Während wir warten, mache ich mich direkt beim Ausladen nützlich, sehr zu Freude der Einheimischen.

Die beiden Namen Koh Rong und Koh Rong Samloem haben nicht nur bei uns immer wieder mal zu Verwirrung geführt. Koh Rong ist etwas mehr für den Tourismus ausgelegt aber auch hier wird wie verrückt gebaut. Zwei Tage lang erkunden wir mit dem Roller die traumhaften Strände. Mein Onkel, der vor vier Jahren hier war, hatte schon recht, als er sagte: „Es fühlt sich an, wie in der Karibik.“ Dort waren wir zwar noch nie aber so stellen wir sie uns vor: Weiße Sandstrände und traumhafte Sonnenuntergänge.

Einfach zum Genießen…

Dann sagen wir dem Inselleben Adieu und fahren, wieder mit dem Supply Boat zurück aufs Festland. Diesmal hat das Boot aber den Müll der Inseln im Schlepptau. Der strömende Regen und die hohen Wellen machen die eigentlich wenig aufregende, da langsame Fahrt, zu einem echten Abenteuer. Im Gegensatz zu so manchem Einheimischen werden wir diesmal nicht seekrank sondern haben sogar Spaß, auch wenn wir immer wieder mal von den ans Boot schlagenden Wellen komplett durchnässt werden.

Nach vier aufregenden Stunden kommen wir in Sihanoukville an, wo wir eine Nacht verbringen.
Sihanoukville ist eigentlich nicht sonderlich schön, weil hier vor allem Hochhäuser und Casinos Reihe an Reihe stehen, viele davon wurden nie fertig gebaut. Einige Chinesen wollten hier ein zweites Las Vegas bauen. Als allerdings China das Glücksspiel von einem Tag auf den anderen auch im eigenen Land erlaubte, war Sihanoukville natürlich nicht mehr interessant und so zieren nun diese leerstehenden Betonriesen dieses früher florierende Hafenstädtchen. Das ist so verrückt, dass es schon fast wieder eine Sehenswürdigkeit für sich ist.

Am nächsten Tag geht’s mit dem Bus in die Hauptstadt Phnom Penh. Mit meinem immer besser werdenden Verhandlungsgeschick bekommen wir die Tickets nicht nur günstiger sondern werden auch noch von der Unterkunft abgeholt. Juliane ist begeistert.

Auch in Kambodscha beschäftigen wir uns wieder mit der Geschichte des Landes. Wie in vielen anderen Ländern ist diese schockierend. Nach dem Vietnam-Krieg haben hier die Roten Khmer die Macht an sich gerissen und in einer wahren Schreckensherrschaft zwischen 1975 und 1979 die Menschen unterdrückt. Mehr als 4 Millionen Menschen, fast ein Viertel der Einwohner, verloren in dieser Zeit ihr Leben. Viele wurden auf brutalste Weise gefoltert und hingerichtet, andere starben an den Folgen von Mangelernährung und Zwangsarbeit. In Phnom Penh besuchen wir das S21, ein ehemaliges Gefängnis, in dem Gefangene unter Folter zu Geständnissen gezwungen wurden, um sie später hinrichten zu können.

Dies geschah dann meist an den Killing Fields, rund 15 Kilometer außerhalb der Stadt, die wir ebenfalls besuchen. Wir der Name schon sagt wurden hier massenhaft Menschen hingerichtet. In Massengräbern hat man alleine hier rund 20.000 Männer, Frauen, Kinder und sogar wenige Monate alte Babys auf grausamste Art umgebracht. Wir sind fassungslos, wütend und entsetzt aber auch das gehört für uns zum Reisen dazu. Bis heute leiden die Menschen unter den Nachwirkungen von damals und das wird sich auch die nächsten Jahrzehnte nicht ändern. Vor allem bin ich aber auch traurig, dass wir Menschen aus solch schrecklichen Ereignissen nichts lernen. Man muss ja nur die Nachrichten lesen.

Nach Phnom Penh fahren wir wieder mit dem Bus weiter nach Battambang. Dieses kleine Städtchen haben wir von unseren Freunden aus England, Annabelle und Matt, ans Herz gelegt bekommen. Direkt beim Aussteigen vom Bus wartet eine Gruppe Tuktuk Fahrer auf uns. Gefühlt gibt es hier mehr Tuktuks als Touristen. Da in dieser ländlichen Gegend auch die Armut stärker sichtbar wird, haben sich hier viele NGOs niedergelassen. Viele Restaurants unterstützen wohltätige Zwecke und wir besuchen eine Zirkusschule für benachteiligte Kinder mit anschließender Aufführung. Da wir so spontan reisen wissen wir oft nicht, was uns in der nächsten Stadt erwartet. So ist das Erste was wir an einem neuen Ort tun oft: „Things to do in xy“ zu googeln. Bis jetzt sind wir noch nie enttäuscht worden.

Spontan sein heißt auch Dinge zu erleben, die man gar nicht planen kann. Als wir in unserer Unterkunft fragen, wo der bevorstehende Sonnenuntergang am schönsten ist, deutet der Besitzer auf den siebenstöckigen Rohbau gegenüber. Sein Schwager baut hier gerade eine neue Wohnanlage und wenn wir uns trauen, dürfen wir bis zur Dachterrasse hinauf. Ein traumhafter Platz für den Sonnenuntergang den man so in keinem Reiseführer finden kann.

Außerdem steht auch wieder ein Kochkurs auf dem Programm. Wieder lernen wir ein paar neue Speisen kennen. Ich bin gespannt, wie viel wir davon zu Hause nachkochen werden. Weiters machen wir eine halbtägige Tuktuk Tour. Wir fahren zu einer Pilzfarm, beobachten wilde Flughunde und sehen einen weiteren wunderschönen Sonnenuntergang.

Das sind keine Früchte am Baum, sondern Flughunde.

Das Highlight kommt aber erst nachdem die Sonne am Horizont verschwunden ist. Aus einer Höhle machen sich Millionen von Fledermäusen auf ihre nächtliche Futtersuche. Das Spektakel dauert eine ganze Stunde. Wie ein nie endender Vogelschwarm verlassen sie die Höhle. Es sieht so aus, als würden sie eine Choreographie aufführen. So etwas haben wir noch nie gesehen und ehrlich gesagt hier auch nicht erwartet.

Eine Sache, die wir schon erwartet haben sind Insekten als Snacks. Immer wieder sehen wir die fritierten „Leckerbissen“ auf den Märkten. Unser Tour Guide erzählt uns, dass auch er immer wieder die kleinen Tierchen isst und so legen wir am Weg nach Hause noch einen kurzen Stopp beim Markt ein. Wir kaufen Heuschrecken, Seidenraupen, kleine Frösche und eine Art Kakerlake, alles fritiert natürlich. Zurück im Hotel kämpfe ich mit mir selbst. Erst als ein weiterer Mitarbeiter vom Hotel genüsslich einen Frosch verschlingt kann ich mich überwinden. Wie erwartet haben die Tierchen kaum Eigengeschmack. Als Juliane sieht, dass ich mich nicht sofort übergebe, probiert sie schließlich auch. Unsere Begeisterung hält sich in Grenzen und so werden wir in Zukunft wohl doch wieder auf Kartoffelchips zurückgreifen.

Unser letzter Stopp in Kambodscha ist Siem Reap. Etwas außerhalb der Stadt liegt mit der Tempelanlage von Angkor Wat die größte und meistbesuchte Attraktion des Landes. Wir kommen am Nachmittag in Siem Reap an. Zu Fuß spazieren wir ein bisschen durchs Zentrum. Bei der Pub Street wird wieder die Fischmassage angepriesen. Nachdem Juliane in Vietnam so einen Spaß dabei hatte, lasse ich mich diesmal überreden. Obwohl ich die kitzligste Person bin, die ich kenne. Die ersten fünf Minuten sind der Horror für mich aber dann schaffe ich es doch, meine Füße im Becken zu lassen. Nach einiger Zeit traue ich mich sogar zu Juliane ins Becken mit den etwas größeren Fischen. Ein verrücktes Erlebnis.

Bevor wir uns die Tempelanlagen ansehen, erkunden wir aber noch einen Tag lang die Gegend. Eigentlich nur einen halben Tag lang, denn nachdem wir am Vormittag noch eine Auffangstation für Wildtiere besucht haben, geht uns am Nachmittag unser Roller ein. Wir werden immer langsamer und bleiben schließlich nicht unweit einer Werkstatt ganz stehen. Nachdem so viele Male alles gut gegangen ist, war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis uns so etwas einmal passiert. Statt einem gemütlichen Nachmittag am Pool verbringen wir den Rest des Tages bei zwei verschiedenen Werkstätten, weil unser Vermieter darauf besteht, dass die Einspritzpumpe nur gereinigt und nicht getauscht werden soll. Jedes mal kommen wir ein paar Kilometer und dann werden wir wieder immer langsamer. Beim dritten Mal, kurz bevor die Sonne untergeht werden wir schließlich endlich abgeholt. Gut, dass wir keine andern Pläne hatten.

Am nächsten Tag holen wir die Zeit am Pool nach, bevor wir uns abends auf den Weg zu Angkor Wat machen. Wenn man das Ticket nämlich nach 17 Uhr kauft, kann man den Sonnenuntergang dort bewundern und das Ticket ist dann auch noch am nächsten Tag gültig. So bekommen wir schon einen kleinen Vorgeschmack darauf, was uns am nächsten Tag erwarten sollte. Schon am Abend sind wir begeistert von dem fast 1.000 Jahre alten Monument.

Am nächsten Tag wartet unser Tuktuk Fahrer Panama, den uns auch Annabelle und Matt empfohlen haben, schon um fünf Uhr morgens vor dem Hotel auf uns. In einer Tuktuk Kolonne geht es in absoluter Dunkelheit wieder Richtung Angkor Wat. Unglaublich wie viele Touristen schon um die Zeit dort sind. Es dauert eine weitere Stunde bis schließlich die Sonne direkt über dem Haupttempel der Anlage aufgeht. Was für ein Anblick. Panama zeigt uns die besten Fotospots und so haben wir viele tolle Erinnerungsbilder. Dennoch ist es fast unmöglich, dieses architektonische Kunstwerk auf einem Foto festzuhalten. Es ist kaum zu glauben, wie die Menschen vor knapp eintausend Jahren so ein Bauwerk errichten konnten. Und Angkor Wat ist zwar der Haupttempel, aber dennoch nur einer von vielen auf der riesigen Tempelanlage. Nicht umsonst kann man auch Dreitages- oder Siebentages-Pässe kaufen. Es gibt zwei Touren aber wir haben uns für den kleineren Kreis mit den fünf bekanntesten Tempeln entschieden. Bis zum frühen Nachmittag erkunden wir einen Tempel nach dem anderen bis wir vor lauter Steinen den Tempel nicht mehr sehen können.

Hier ein paar unserer unzähligen Fotos:

Am Nachmittag besuchen wir außerdem noch die Hero Rats Führung der NGO Apopo. Hier werden Ratten trainiert um Sprengstoff wie zum Beispiel Landminen und untetonierte Bomben aufzuspüren. Aufgrund ihrer Größe lösen sie nämlich die Bomben nicht aus, wenn sie darauf treten. So konnten schon mehrere Tausend Sprengsätze entschärft und wohl auch viele Leben gerettet werden. Es ist spannend zu sehen, wie mit den Tieren gearbeitet wird und meine Omas werden es nicht glauben aber wir haben die Ratten sogar gestreichelt und gehalten. War gar nicht ekelig oder gruselig.

Am 7. März läuft unser Visum in Kambodscha auch schon wieder aus. Da es jeweils für ein Monat vergeben wurde haben wir ein paar Tage verloren, weil der Februar so kurz war. Nichtsdestotrotz hatten wir eine unglaublich abwechslungsreiche Zeit in dem Land, über das wir vor unserer Reise kaum etwas wussten. Wieder einmal durften wir viele neue Erfahrungen sammeln, wurden überrascht aber auch schockiert aber genau das macht das Reisen ja auch aus. Ich möchte keines der Erlebnisse missen, sogar unser Nachmittag bei den Mechanikern war irgendwie eine aufregende Erfahrung. Einzig ein paar weniger Moskitos hätten mir nichts ausgemacht.

Wir freuen uns, dass Du unseren Blog verfolgst. Wenn du es bis hierher geschafft hast, bist du entweder wirklich interessiert an unseren Berichten oder dir ist richtig langweilig. So oder so, wir danken für das Durchhaltevermögen. 😉
Wir wünschen ganz liebe Grüße von weit weg. Wo es als nächstes hingeht wird dann Juliane im nächsten Beitrag verraten.

Manuel