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Alles Rodger in Kambodscha

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Den Spannungsbogen hat Manuel in seinem letzten Beitrag ja bereits gespannt und ich darf ihn jetzt loslassen.

Für den Weg nach Kambodscha gab es für uns zwei Optionen:

Die leichte Variante: mit dem Bus von Can Tho direkt nach Phnom Penh (der Hauptstadt von Kambodscha) inklusive Grenzübergang.

Die abenteuerliche Variante: mit dem Bus in den Süden zum Ort Ha Tien (letzte Ortschaft vor der Grenze) von dort müssen wir ein Taxi nehmen, die Grenze selbst überqueren und dann hoffen den Bus von dort weiter nach Kep, der ersten Ortschaft in Kambodscha, zu erwischen.

Und wie ihr Manuel und mich aus den letzten Beiträgen nun kennen gelernt habt, gab es für uns Abenteurer nur eine Option, auch weil wir planen auf den Inseln im Süden Kambodschas zuerst unsere Fußabdrücke zu hinterlassen. Und wie es beim Reisen auch oft der Fall ist, einen Plan zu haben ist gut, aber Flexibilität und Gelegenheiten wahrnehmen ist wichtiger. Also: auch wenn der Bus den wir eigentlich reserviert haben nicht kommt, wir spontan ein Moped-Taxi über die Grenze nehmen müssen, es von dort keinen Bus weiter ins Landesinnere gibt oder wir dem Taxifahrer den falschen Namen der Unterkunft geben und so wo anders landen. So haben wir es doch geschafft und das mit einer Gelassenheit die ich vor der Reise nicht für möglich gehalten hätte.

Die falsche Unterkunft

Die unbeabsichtigte Unterkunft stellt sich als kleines Paradies heraus (auch wenn aus den geplanten 11 Euro pro Nacht 20 werden). Für 3 Tage dürfen wir ein Bungalow im Grünen unser Eigen nennen, und daneben ein Restaurant mit leckerem Essen und einem Ausblick zum Sonnenuntergang. Aber Bungalow, das klingt leider auch romantischer als es die Realität zulässt. Denn im Dach treiben einige Geckos ihr Unwesen, die anscheinend auf einem Ego Trip sind, da sie die ganze Nacht ihrem Namen alle Ehre machen müssen. Wer es nicht kennt, an dieser Stelle bitte „Gecko Ruf“ googeln und auch die ein oder andere Jagd nach Fröschen ist eben der Preis für das Bungalow-Leben.

Was gleich auffällt einige Meter über der Grenze, Casinos, so weit die Aussicht es zulässt. Da Glücksspiele in Vietnam verboten sind und man (auch wir) in Cafés, auch nicht zum Spaß Karten spielen darf, wird hier der Sünde Einkehr gehalten. Und das im großen Stil, mit Plakaten für Slotmachines, Box- und Hahnenkämpfen.

Auch die Straßen hier, bestehen oft nur aus Steinen, roter Erde und vielen Schlaglöchern. Aber das hat uns in den anderen Ländern auch noch nicht aufgehalten. Und so fahren wir über Stock und Stein bis dorthin wo der Pfeffer wächst. Im wahrsten Sinne des Wortes, wir besuchen eine Pfefferfarm und erfahren, dass auch das mit viel mehr Arbeit verbunden ist, als man beim Verzehr glauben würde. Apropos Verzehr, wir durften an einer kleinen Pfefferverkostung teilnehmen, was durch die Reihe Hustenanfälle auslöste, weil wir kein Wasser dazu bekommen haben. Fazit: egal welche Pfeffersorte, Pfeffer schmeckt als Gewürz in diversen Gerichten deutlich besser als alleinstehend.

Kep ist ein kleines Dörfchen das bekannt ist für den Krabbenmarkt und die vielen Restaurants, in denen die Krabbe als kulinarisches Highlight gepriesen wird. Und obwohl wir fast ausschließlich vegetarisch unterwegs sind, ist diese Reise für mich auch ein Grund Neues zu probieren und so versuche ich zum ersten Mal dieses weiße Fleisch in meinem Leben. Das war das erste Mal, dass ich Krabbe gegessen habe und auch mein letztes Mal, da der Geschmack mich nicht überzeugen konnte.

Das Schöne an den Restaurants entlang des Ufers: der tägliche Sonnenuntergang über dem wellenschlagenden Horizont. Durch Manuels neue Routine, des frühen Aufstehens gönnen wir uns den hart verdienten Luxus des Sonnenauf- und untergangs an einem Tag.

Der zweite Ort im neuen Land für uns: Kampot. Das erste was einem dort ins Auge fällt, ein Kreisverkehr mit einer riesen Durian Statue. Wer die Durian nicht kennt, das ist eine Frucht die für mich zu den ekelhaftesten Dingen gehört, die je meine Zunge berührt haben. Aber in Asien ist sie eine der beliebtesten Früchte.

Auch hier haben wir wieder ein Bungalow als unsere Bleibe gewählt. Der Eigentümer ist ein sehr freundlicher Herr und er gibt uns am ersten Tag eine gratis Tour durch die Umgebung zum Sonnenuntergang. Neben dem wunderschönen Farbenspiel des Himmels, fahren wir vorbei an barackenähnlichen Häusern vor denen die Leute am Abend ihre Zeit verstreichen lassen. Besonders verrückt an dieser Tour, wir machen einen Halt bei einer Freundin von ihm die ab März ihre eigenen Bungalows vermietet und so werden wir ungefragterweise zu Fotomodels für ihr Booking-Profil.

Tour

Da es so unglaublich heiß ist jeden Tag (ca 33 C°), entfliehen wir dieser Hitze auf den Hausberg, auf 1000 Meter, wo sich die Makaken tummeln. Wir erleben, wie soll es anders sein, wie der menschliche fehlende Respekt vor wilden Tieren dazu führt, dass ein Herr am Arm gebissen wird. In diesem Fall, wollte der Herr ein Selfie mit dem Makaken Männchen machen. Was uns am meisten wundert, der Verletzte stiegt danach in sein Auto mit der Aufschrift: Police.

Auf dem Berg entdecken wir, verlassene Gebäude (manche die nur so scheinen) und Tempel die versteckt im Nebel liegen. Wir fahren vorbei an riesen Flächen wo Wald gerodet und neue Wohnungen gebaut werden, in denen nie jemand wohnen wird. Das alles inmitten des Nationalparks. Für uns ein schockierender Kontrast von Natur und Kapitalismus.

Einen anderen Weg mit der Hitze umzugehen haben wir am Valentinstag ausprobiert. Wir haben uns mal so richtig gegönnt und einen Spa Tag eingelegt. Für Manuel war es einer der entspanntesten Tagen auf der Reise. Wir durften hausgemachten, eisgekühlten Kombucha unter einem Cashewbaum schlürfen, am Fluss heißen Brie mit caramlisiertem Zwiebel genießen, uns bei einer Paarmassage entspannen und im Dampfbad unsere Körper mit Salzpeeling babyweich schrubben. Mein persönliches Highlight, die finnische Sauna mit Blick auf den Fluss. Zuvor hätte ich nicht geglaubt, dass sich die 30°C Außentemperatur irgendwann kühl für mich anfühlen könnten, aber nach den 90°C in der Sauna, geht auch das. Natürlich gab es auch ein eiskaltes Becken um die echte Abkühlung zu erleben.

Wir hatten auch das Glück, unsere neuen/alten Freunde, Annabelle und Matt, die wir in Laos kennen gelernt haben wieder zu sehen. Aber wie schön es auch ist, heißt es irgendwann wieder Abschied nehmen. Nicht nur von ihnen, nein auch von diesem Ort. Weil unser nächstes Ziel wartet schon sehnlichst auf uns.

Wir begeben uns auf die Insel Koh Rong Sanloem. Auch dieser Ort entpuppt sich als Paradies, mit dem Namen Sunset Beach. Der Name ist Programm und so dürfen wir jeden Tag der Sonne beim verschwinden hinter dem wellenschlagenden Horizont zusehen. Zu unserem Paradies gehören noch saubere Strände, gemütliche Hängematten und eine Atmosphäre wo die Zeit keine Rolle spielt. Was für ein Glück wir haben, wir können es selbst kaum fassen. Und so werden aus den drei gebuchten Nächten, schnell mal sechs. Auch an den zwei Halbtagen mit Regen, können wir es sehr genießen, denn es gibt kaum beruhigenderes, als dem Regen über dem Meer zu lauschen und das Spektakel auch noch zu beobachten. Wie selten ist es doch, dass man sich Zuhause für so etwas Schönes und doch Einfaches die Zeit nimmt.

Sunset beach

Es ist ein äußerst ruhiger Strand, der aus insgesamt vier Unterkünften und einem Adventure Café besteht. Das Café hört sich doch, wie ihr wisst, genau nach unserem Geschmack an.

Die Kellnerin in unserer Unterkunft ist nicht nur ein unglaublich netter Mensch, sondern auch eine begnadete Boxlehrerin. Diese Gelegenheit darf ich mir nicht entgehen lassen und so nehme ich bei ihr, die erste Boxstunde meines Lebens. Nach 30 Minuten bin ich komplett k.o. und sie begeistert von meinem versteckten Talent. Ich muss ihr dort versprechen, dass ich Zuhause weiter machen werde und sie nimmt mich für zwei weitere Stunden unter ihre Fittiche. Aber neben dem Powersport suche ich einen Ausgleich in den täglichen Yoga-Stunden. Da stoße nicht nur ich, sondern auch Manuel an die Grenzen unserer körperlichen Flexibilität.

Und nicht nur das, als die Nacht herein bricht, machen wir uns mit einer Gruppe mit den Kajaks auf den Weg ins Meer hinaus. Warum? Weil es hier ein Spektakel gibt, das wir uns keinesfalls entgehen lassen wollen. Und zwar gibt es hier lumineszierendes Plankton. Es ist wirklich magisch, als wir mit den Taucherbrillen und den Schnorcheln vom Kajak ins Wasser hüpfen. Das Plankton reagiert auf jede Bewegung. Sprich, wenn man still im Meer liegt und in die darunter liegende unendliche Dunkelheit blickt und dann die Hände vor den Augen bewegt, sieht es aus, als ob man zaubern könnte und der Feenstaub von den Händen fällt. Wie im Märchen von Peter Pan, es bräuchte nur noch schöne Gedanken, um zu fliegen und im Wasser fühlt es sich fast so an. Was zu der schönen Stimmung noch beiträgt ist, wenn man den Blick nach oben richtet. Dann sieht man die Sterne fast in der selben Konstellation stehen, die man gerade gezaubert hat.

Wir machen auf der Insel natürlich auch wieder eine Wanderung zum Leuchtturm. Wir werden zwar vorgewarnt, aber es ist doch verrückt zu sehen, wie die Insel zurzeit fit für den Massentourismus gemacht wird. Das bedeutet, dass auf diese zuvor nur per Fuß erkundbare Insel eine Straße in Autobahngröße gebaut wird. Es ist kaum zu glauben, dass diese Idylle in ein paar Jahren nicht mehr existieren wird und so wird sie bei einem möglichen nächsten Besuch in einigen Jahren, nicht mehr wiederzuerkennen sein.

Aber auch an diesem Ort werden wir nicht für immer bleiben, mehr dazu dann wieder von Manuel.

Bis dahin,

Alles Liebe

Juliane