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Tierische Abenteuer auf den Phillipinen

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Wieder einmal schreibe ich diese Zeilen während ich im Flugzeug sitze. Unser 30-tägiges Visum in den Phillipinen geht zu Ende und so ziehen wir erneut weiter. Aber schön der Reihe nach: Juliane hat euch ja bereits über die erste Hälfte unseres Abenteuers in diesem Land erzählt. Nach dem Tauchen mit Fuchshaien und Schnorcheln mit Schwarzspitzen Riffhaien, ging es für uns tierisch weiter. Nach vier Tagen auf der kleinen Insel Malapascua machten wir uns auf den Weg nach Bohol, einer weiteren der über 1.000 Inseln hier.

Bekannt ist die Insel vor allem wegen der Chocolate Hills. Diese einzigartige Landschaft wurde über Jahrtausende durch Korallenablagerungen und Erosion geformt. Das Gras auf den Hügeln färbt sich in der Trockenzeit bräunlich, daher der Name Chocolate Hills.

Außerdem gibt es hier ein Schutzgebiet für Tarsier, die kleinste Primatenart der Welt. Ein Guide führt uns durch ein kleines Waldstück und wie bei einer Schatzsuche machen wir uns vorsichtig auf die Suche nach den nachtaktiven Äffchen. Zu zweit wären wir vermutlich einfach an den Tierchen vorbeigegangen, ohne sie zu bemerken.

Zwei Funfacts über Tarsier, wir wollen euch, werte Leserinnen und Leser ja auch einen Mehrwert bieten: 1. Jedes der beiden Augen ist größer als das Gehirn. 2. Proportional zur Körpergröße der Mutter sind die Neugeborenen der Tarsier die Größten unter allen Säugetieren.

Gut versteckt…
Noch ein Tarsier

Es gibt aber auf Bohol auch noch andere spektakuläre Sehenswürdigkeiten. So baden wir unter zwei Wasserfällen, die wir beide fast für uns alleine haben. Bei einem der beiden legen wir unsere Taschen in einem Ameisenhaufen ab, was zu einem weiteren – unerwünschten – tierischen Aufeinandertreffen führt.

In einem natürlichen Pool in einer Höhle schwimmen wir unter den Flügelschlägen der Fledermäuse. Nicht mit offenem Mund nach oben schauen, wird uns geraten.

Über ein paar Löcher fallen Sonnenstrahlen in die Höhle, was zu perfekten Fotospots führt. Wir haben uns richtig erleuchtet gefühlt.

Beim Schnorcheln an einem ruhigeren Strand entdeckt Juliane zwischen den Korallen einen Feuerfisch. Sie ist so aufgeregt, dass sie sich fast am Salzwasser verschluckt, als sie mich darauf aufmerksam macht. Außerdem beobachten wir die Fischer dabei, wie sie ihr Abendessen frisch fangen. Juliane inspiziert als Expertin den frischen Fang.

An unserem letzten Abend in Bohol machen wir noch eine Firefly Tour. Mit dem Kajak brechen wir nach Anbruch der Dunkelheit gemeinsam mit einem Guide auf. Am Ufer eines Flusses der ins Meer mündet, gibt es drei Mangroven, an denen man das ganze Jahr über tausende von Glühwürmchen beobachten kann. Leider sind unsere Handykameras nicht gut genug um dieses Spektakel festzuhalten. Nicht eine Handvoll, sondern tausende dieser kleinen Tierchen schwirren um die Äste. Es sieht so aus, als ob jemand vergessen hätte, die Weihnachtslichterketten zu entfernen. Wir haben Glück und im Wasser kann man zudem Plankton leuchten sehen, wie wir es schon in Kambodscha erlebt hatten. In der Ferne blitzt ein Gewitter, es leuchtet also von allen Seiten. Was müssen sich wohl die Menschen gedacht haben, die dieses Phänomen zum ersten Mal gesehen haben? Hier ein Bild aus dem Internet von jemandem mit besserer Kamera.

Quelle: https://philstarlife.com/living/768097-travel-guide-bohol?page=2

Nach fünf Tagen geht es weiter nach Siquijor. Dort soll es nämlich schöne Tauchspots geben. Direkt am ersten Tag melden wir uns auch gleich für eine Tour mit drei Tauchgängen an. Zwar waren die Tauchgänge mit den Fuchshaien noch abenteuerlicher, so ist es hier einfach nur zum Genießen. Wir sind zwar beide noch nicht viel getaucht aber noch nie haben wir ein so schönes, intaktes Korallenriff gesehen. Außerdem entdecken wir mehrere Meeresschildkröten, eine rund zwei Meter lange Seeschlange und einen Steinfisch. Unser Divemaster weist uns zudem mehrmals auf kleine Krebse hin. Die sind wohl sehr selten und besonders bei Unterwasserfotografen sehr beliebt wie wir später erfahren. Für uns Unterwasserbanausen sind es bloß weitere Krebse. Da finden wir die Schildkröten und einen großen Schwarm Fische, deren Namen ich vergessen habe, schon interessanter.

Leider keine Unterwasserbilder

Auf Siquijor treffen wir auch unsere Freunde aus England Annabelle und Matt wieder. Die beiden sind als Reisegefährten schon fast ein Fixpunkt in jedem Land geworden. Einzig in Thailand und in Japan haben wir uns nicht getroffen. Gemeinsam werden wir nun rund eine Woche verbringen, bevor sich unsere Reiserouten dann endgültig trennen. Dann werden wir uns eben in England oder in Österreich das nächste Mal treffen.

Gemeinsam erkunden wir die Insel. Wir halten bei einem Wasserfall, wo wir mit den Einheimischen Jungs wagemutig ins Wasser springen. Wir schnorcheln mit Schildkröten und Riesenmuscheln. Juliane freundet sich mit Lokals an und probiert frisch gefangenen Seeigel. Wie eine Kiwi löffelt man diese stacheligen Tierchen aus. Sie beschreibt es als „salzig-schmeckenden Schlatz“. Da passe ich lieber.

Um Siquijor ranken sich so einige Sagen und Mythen. So ist die Insel auch für seine Heiler bekannt, die mit jahrhundertealten Künsten Menschen von allen möglichen Krankheiten und anderen Sorgen heilen können. Das sagt man zumindest. Annabelle und Juliane wollen es ausprobieren. Irgendwo im Dschungel bringt uns Google Maps dann tatsächlich zu so einem sogenannten „Faith Healer“. In ihrem nicht sehr modern eingerichteten Wohnzimmer steht eine Art Friseurstuhl und Annabelle nimmt zuerst Platz. Auf die Frage, was sie denn gerne haben möchte, fragt Annabelle die Heilerin, was sie denn überhaupt anbiete. Da gibt es alles von einfacher Massage bis hin zu einem General Healing. Na das hört sich doch ganz gut an. Zuerst wird eine Schüssel mit qualmender Kohle unter den Sessel gestellt und dann ein Tuch darüber gelegt. Dann werden ein paar Gebete gesprochen, anschließend wird die Decke entfert und es folgt eine kurze Massage mit einem duftenden Öl aus alten Flaschen. Wir können nicht erkennen, was darin eingelegt ist aber vielleicht ist das auch besser so. Nach rund 15 Minuten ist Annabelle fertig geheilt, dann ist Juliane an der Reihe. Auch bei ihr das gleiche Prozedere. Immer wieder bläst die Dame in den 50ern, die angeblich seit ihrem 13. Geburtstag als Heilerin aktiv ist, Rauch in Julianes Nacken. Mittendrin läuft irgendwann ein Huhn durchs Wohnzimmer und Juliane muss sich das Lachen verkneifen. Matt und ich verzichten auf eine Turboheilung. Einerseits brennen uns bereits die Augen vor lauter Rauch, andererseits wollen wir lieber den Sonnenuntergang erwischen. Hoffentlich strahlt das mit dem Heilen so ab, wie der Duft nach Räucherkammer.

An einem anderen Abend stoßen wir mit einem Monat Verspätung auf Julianes Geburtstag an. Annabelle und Matt besorgen sogar Kuchen und ein kleines Geburtstagsgeschenk. Wirklich nett von den beiden. Das Bier ist günstig und kostet in der 1-Liter Flasche im Restaurant umgerechnet gerade mal 2,50€. Mit 6,9% Alkoholgehalt braucht man davon auch nicht viele Flaschen, gerade wenn man so viel Übung im Biertrinken hat wie ich.

Am nächsten Tag gehen wir es etwas ruhiger an. Am Abend in einem Restaurant treffen wir Brian wieder. Er ist hier in Siquijor aufgewachsen und wir hatten ihn am Abend davor, bei der kleinen Geburtstagsfeier kennengelernt. Wir unterhalten uns gut und er fragt uns, ob wir schon diverse Spezialitäten probiert haben. So lässt er uns zum Beispiel eine selbstgemachte Chilisauce probieren. Außerdem soll es zum Frühstück beim Markt Reis mit Kakaocreme zu kaufen geben. Da wir bisher meist im Restaurant gefrühstückt hatten, haben wir das noch nie gesehen. Er fragt uns wo wir wohnen und meint, er bringt es uns in der Früh vorbei. Wir sind uns nicht sicher, ob er scherzt oder nicht, aber tatsächlich klopft es um 6 Uhr morgens am nächsten Tag an unsere Zimmertür. Wer steht draußen? Brian natürlich und er drückt mir ein Papiersackerl mit dem noch warmen Reis und der Kakaosauce in die Hand. Die Menschen sind hier einfach alle unglaublich nett und auch wenn sie nicht viel materiellen Besitz haben sind sie offen und großzügig.

Abendessen mit Brian

Bevor es zurück nach Cebu geht, machen wir noch einen Stopp in Moalboal. Dort kann man mit Sardinen schwimmen und das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Um dem Touristenandrang auszuweichen starten wir um 6 Uhr morgens los. Unsere Unterkunft ist nicht weit vom Strand und so sind wir fast die ersten am Wasser. Diesmal haben wir auch eine GoPro gemietet um dieses Naturschauspiel für uns und natürlich auch für euch, festzuhalten. In riesigen Schwärmen schwimmen sie die Küste entlang auf und ab. Es sieht so aus als würden sie einer Choreographie folgen. Außerdem drängen sie sich so dicht aneinander, dass man fast meinen könnte, sie würden schon mal üben, um später in der Dose keine Platzangst zu bekommen.

Aber Spaß beiseite, es ist wirklich ein Genuss, den Fischen hinterher zu tauchen. Auch eine Meeresschildkröte lässt sich nicht von der zunehmenden Anzahl an Schnorchlern und Tauchern aus der Ruhe bringen. Scheinbar mühelos schwimmt sie gegen die Strömung an, während unsere Energie, ähnlich schnell wie die Batterie der GoPro dem Ende zu geht. Um 8 Uhr schwimmen wir wieder gegen den Strom, nämlich den Touristenstrom in Richtung Strand, während wir schon auf dem Rückweg zum wohlverdienten Frühstück sind. Perfekt erwischt.

Nach einem Nickerchen beobachten wir am Nachmittag von einer Strandbar aus das aufziehende Gewitter. Juliane liebt dieses Wetter und genießt es richtig, als es am Abend dann wie aus vollen Kübeln schüttet.

Auch am nächsten Tag meldet der Wetterbericht Regen, doch wir haben das perfekte Schlechtwetterprogramm: Canyoneering! Zu viert folgen wir unserem Guide über Wasserfälle und Klippen durch die Schlucht. Mehrere Sprünge aus 5 bis 10 Metern Höhe machen die Tour interessant für Touristen von nah und fern. Unser Guide ist zudem ein talentierter Fotograf, der alle Fotospots kennt und all unsere Sprünge festhält. So werden die drei Stunden ein actionreiches Fotoshooting. Hier ein paar Eindrücke davon:

Am Abend stoßen wir nochmal mit Annabelle und Matt auf unseren letzten gemeinsamen Abend an. Juliane hat nun endlich jemanden gefunden, der mit ihr Feiern geht, nachdem sie mit mir in dieser Hinsicht nicht den passenden Reisepartner gewählt hat. Die Musik ist so laut, dass man sich zum Verständigen nur mehr anschreien kann. Da bin ich „alter Mann“ lieber um 10 Uhr im Bett. Juliane bleibt noch ein bisschen und kommt dann um 2 Uhr Früh nach Hause.

Zurück in Cebu haben wir noch einen Tag bei Joys in der gleichen Unterkunft, in der wir schon bei unserem ersten Aufenthalt waren. Wieder werden wir mit diversen selbstgemachten Süßigkeiten verköstigt. Habe ich schon erwähnt, dass die Menschen hier einfach unglaublich nett sind? Vor dem Abflug bringt sie uns noch mit dem Auto zum nächsten Taxistand. Ich hatte schon fast befürchtet, sie würde uns den ganzen Weg zum Flughafen bringen… Nun ja unser Fazit von den Phillipinen ist, dass wir in jedem Fall wieder kommen wollen. Wir haben uns bewusst nur ein paar Orte herausgepickt um dort mehr Zeit verbringen zu können. Das war auch gut so, bedeutet aber gleichzeitig, dass es auch noch tolle Orte gibt, die wir uns für zukünftige Reisen vorbehalten haben.

Apropos zukünftige Reisen: Wir haben einen Rückflug nach Österreich gebucht. Wer, wie, was und wann verrät euch vielleicht Juliane im nächsten Blogpost.

Bis dann
Manuel

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Reif für die Inseln

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Egal, wo wir hinkommen, Manuel findet überall Ähnlichkeiten zu Österreich. Ob wir durch den Wald in Japan wandern oder über unser Land Nummer 6 fliegen, die Philippinen.

Ja, die Philippinen. Was kann ich sagen? Wir führen jetzt ein Inselleben. Das bedeutet, es häufen sich die Sonnenauf- und Sonnenuntergänge und Tauchgänge. Auch die Dinge, die wir nicht vermissen, nehmen wieder zu: Sonnenbrände, Sand im Gepäck und der Kampf gegen Mücken oder ganze Ameisenvölker.

Nach Japan ist es ein richtiger Kulturschock: das rohe Fleisch auf den Straßen, die Hitze in der Stadt und die Armut der Menschen. Aber trotz allem stoßen wir hier auf viel Freundlichkeit und viele lächelnde Gesichter.

Wir landen erstmal in Manila, der Hauptstadt. Die Autos fahren wieder rechts, die Buchstaben können wir zumindest entziffern, es gibt mehr vegetarische Optionen und das Wetter ist unglaublich heiß. All diese Dinge lassen Manuels Herz höher schlagen.

Was meinen lieben Gefährten auch erfreut, ist endlich wieder mehr Spontanität. Es ist wieder egal, wohin die nächste Abzweigung uns hinbringt, denn egal wo wir landen, es wird uns dort gefallen.So stellt sich trotz allem die gleiche Frage wie überall: Was wollen wir jetzt machen?

(Hier ein Dank an Ralph, meinen Ex-Arbeitskollegen, für die Tipps.)

Also erstmal eine Free Walking Tour in Makati, einem Stadtteil. Diese funktioniert hier aber nicht so, wie wir sie kennen. Sie besteht nur aus vier Personen, uns beiden und zwei Angestellten der Regierung. Sie erzählen uns, was Makati alles zu bieten hat. Eigentlich versuchen sie die Stadt zu promoten, auch mal was anderes. Danach geht es in die Old Town von Manila. Dort lernen wir ein bisschen über Jose Rizal, der für die Unabhängigkeit der Philippinen von Spanien gekämpft hat und hier als Nationalheld verehrt wird.

Ja, und weil die Spanier hier waren, besuchen wir seit langem wieder mal eine katholische Kirche. Es ist schon irgendwie verrückt, dass die Kirchen überall im Land sind, nachdem die Spanier vor 500 Jahren das Christentum hier verbreitet haben. Da kommen Heimatgefühle auf.

Die 500 Jahre alte Kirche.

Aber dann reicht es uns eigentlich auch schon mit der Hauptstadt. Also geht es ab nach Tagaytay, eine Ortschaft, die für den Vulkan im See bekannt ist. Wir schlafen in einem Hochhaus, auf dem „In God we trust“ ganz groß steht. Nicht nur das, auf Taxis steht die ein oder andere Bibelstelle und auf einem Boot liest man „We dive with God“. Auch daran muss man sich mal gewöhnen.

Der Vulkan im See
Wir und der Vulkan im See

Was ich noch nicht erwähnt habe, das meiste steht hier auf Englisch, womit wir gar nicht gerechnet haben. Denn Englisch ist hier die Zweitsprache, warum konnte uns aber noch niemand erklären. Die Amerikaner waren hier und haben anscheinend einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das zeigt sich auch bei den Fast-Food-Ketten, die in Unmengen überall vertreten sind. Es spricht fast jeder zumindest ein paar Sätze Englisch, dadurch wird das Reisen plötzlich viel leichter. Als ich den ersten Taxifahrer hier frage, was sein Lieblingsrestaurant ist, bekomme ich die Antwort: Jollibee’s (eine der Fast-Food-Ketten). Das dürfte erklären, warum es hier mehr Übergewichtige gibt als in den anderen asiatischen Ländern bis jetzt.

Da Manuel ja bekanntlich ein ganz Süßer ist, probieren wir die National-Nachspeise. Der Name Halo Halo lässt noch nicht vermuten was sich im Becher verbirgt. Ein Eis garniert mit getrockneten Früchten, Gelatineklumpen, weißen Bohnen und eine Art Pudding. Eines der Gerichte die es nicht in unser Kochrepertoire Zuhause schaffen wird.

Wir nehmen hier auch die öffentlichen Verkehrsmittel in Anspruch. In jeder Stadt gibt es sogenannte Jeepneys, die als Busersatz fungieren. Es sind umgebaute Jeeps, auf deren Ladefläche zwei Sitzbänke geschraubt wurden und so kann man für ein paar Cent von A nach B gelangen. Aber nicht, wie ihr euch vielleicht denkt, denn das Vehikel wird so voll gemacht wie möglich, man stapelt sich auf- und nebeneinander wie bei einem guten Tetris-Spiel bei 35°C oder wie Sardinen in der Dose.

Jeepney

Apropos Transport: Was gehört noch zum Inselleben? Natürlich Island Hopping, also ab nach Cebu.

Und das auf einem alten Kreuzfahrtschiff mit ca. 1500 Passagieren und nur 7 davon sind westliche Touristen. Das Schiff trägt den einfallsreichen Namen „St. Therese of the Child Jesus“. Auch wenn Titanic-Erinnerungen hochkommen, kann bei diesem Namen ja wohl nichts schief gehen. Die Fahrt dauert 30 Stunden und daher ist es auch gleichzeitig unsere Bleibe für eine Nacht, die wir in der luxuriösen 8-Bett-Kabine verbringen. Warum Luxus? Weil die andere Option ein Schlafsaal mit hunderten Betten gewesen wäre. Jeder lächelt uns an und grüßt uns, da wir offensichtlich auffallen. So freundet sich Manuel gleich mit den Musikern an. Diese veranstalten einen Karaoke-Wettbewerb, bei dem Manuel uns gleich anmeldet. Karaoke ist hier genauso beliebt wie in Vietnam, der einzige Unterschied ist, dass die Menschen hier besser singen können. So haben wir keine Chance auf den Sieg, aber Spaß bei der Sache. Auf einem Schiff gibt es nicht viele Auswege, daher freunden wir uns auch gleich mit dem Friseur an, der beeindruckt ist von Manuels Schönheit und uns beim nächsten Besuch auf den Philippinen einlädt, seine Gäste zu sein.

In Cebu angekommen, erfahren wir wieder die Freundlichkeit dieses Landes und so gibt uns unser Host eine Tour per Auto durch die Stadt. Und am Abend sitzen wir noch mit ihr, einer Flasche Rotwein und den restlichen Gästen am Tisch.

Ein weiteres Transportmittel ist der Bus. Dieser bringt uns unserem nächsten Ziel näher. Wir steigen am Terminal ein, also dem Startpunkt. Wir fragen, wie lange die Reise dauert und bekommen als Antwort: „zwei bis fünf Stunden“. Hier ticken die Uhren anders. Und so bleibt der Bus ohne Aircon in für uns scheinbar willkürlichen Abständen stehen, um Menschen ein- und aussteigen zu lassen. Manchmal in der Stadt oder mitten im Nirgendwo. Nach ’schnellen‘ 4,5 Stunden haben wir es geschafft und sind am Hafen von Maya angekommen.

Aber da wir hier nicht bleiben wollen, geht’s mit dem Boot auf die Insel Malapascua.

Es ist traumhaft schön und authentisch. Bekannt ist die Insel für die Möglichkeit beim Tauchen Fuchshaie zu beobachten. Und natürlich packen wir die Gelegenheit beim Schopfe, schmeißen uns in den Neoprenanzug, schnallen die Sauerstoffflaschen an und machen einen großen Schritt in die Tiefe. Bei zwei von drei Tauchgängen haben wir die Chance, mit diesen erstaunlichen aber ungefährlichen Kreaturen Blicke auszutauschen. Es ist ein wirklich magischer Moment wie sie nahe, in aller Ruhe, einfach an einem vorbeigleiten. Aber leichter gesagt als getan. Denn die starke Strömung versucht dem ruhigen Beobachter hier einen Strich durch die Rechnung zu machen. Für uns eine neue Challenge und so müssen wir versuchen, unter Wasser dagegen anzukämpfen. Manuel treibt einmal auf den Hai zu, doch sein Held und unser Dive-Master zieht ihn am Gewichtsgürtel wieder zurück. Wir versuchen uns auch an Steinen festzuhalten, um zu bleiben wo wir sind. Dabei berührt Manuel unabsichtlich eine Koralle, woraufhin er, zurück an Land Bläschen an der Stelle entdeckt. Und als kleines Extra werden wir auf dem Rückweg von Delfinen begleitet.

Auf der Insel ist auch Schnorcheln bei so klarem Wasser ein Muss. Dabei dürfen wir uns, unglaublicherweise, den Schwarzspitzen-Riffhaien (ca. einen Meter lang) beim Schwimmen an die Flossen heften. Ich kann nicht glauben, dass ich vor den süßen Tieren mal Angst hatte.

Aber das war es bestimmt noch nicht mit unserer Entdeckungsreise durch die Tierwelt. In Manuels Beitrag warten sicher noch die ein oder anderen Lebewesen auf euch.

Bis dahin alles Liebe

Juliane

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Japan im Schnelldurchlauf

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Seit dem Beitrag von Juliane ist viel Zeit vergangen und es gibt viel zu berichten aber ich versuche mich kurz zu halten. Juliane meinte in ihrem Beitrag letztens, dass sie in Japan noch nichts gegessen hatte, was ihr nicht geschmeckt hat. Nun bei ihr hat sich das einen Tag später geändert und auch ich kann das schon lange nicht mehr behaupten. Japans Supermärkte bieten nämlich doch ein größtenteils anderes Sortiment als bei uns zu Hause. Nach den Ländern in Südostasien sind wir aber froh, dass es überhaupt wieder Supermärkte gibt und nicht nur Mini Märkte, während der Rest auf der Straße verkauft wird. Experimentierfreudig wie wir eben sind probieren wir natürlich das eine oder andere aus und wie im Sport gilt auch hier: Manchmal gewinnt man und manchmal verliert man. Zu den Gewinnern zählen diverse leckere Süßigkeiten, eine Art Soda Zitron mit Alkohol und überraschend günstiges Sushi. Im Gegensatz dazu gab es aber auch Reis gefüllt mit sauren Pflaumen und schlatzigen Algensalat, bei dem ich schon nach dem ersten Bissen genug hatte. Auch die hier übliche Speise Reis mit Omelett und Ketchup konnte uns nicht überzeugen. Auch wenn das Essen insgesamt meist super lecker war, bleiben vor allem Lowlights in Erinnerung. So auch ein Restaurantbesuch, bei dem wir direkt am Tisch eine eigene Fritteuse hatten und dann vom Buffet die Spieße holen und anschließend frittieren konnten. Den Geruch unserer Kleidung danach könnt ihr euch denken.

Hier ein paar mehr Bilder unserer kulinarischen Experimente:

Sicherheitshalber mit Latzerl
Omlette mit Reis, kurz Omurice

Nun aber genug vom Essen, wir haben schließlich auch noch eine Menge anderer Dinge seit Julianes letzten Beitrag erlebt. Nach den Bekanntschaften mit den Rehen in Nara ging es für uns weiter nach Kyoto, eine Stadt die ich vor allem aus der Schulzeit wegen dem Kyoto Protokoll kannte. Es gibt hier aber auch ganz schön viel zu sehen und dementsprechend viele Touristen. Daher stehen wir jeden Tag früh auf, um den Menschenmassen zu entfliehen, auch wenn das in einem Land wie Japan natürlich nie ganz möglich ist.
Wir besuchen die Hauptattraktionen wie den Bamboo Forrest, den Tempel mit goldenem Dach und der Fushimi Inari-Taisha Schrein. Letzterer ist über die Landesgrenzen hinaus bekannt, weil der Weg mit hunderten traditionellen roten Toren eines der beliebtesten Fotomotive in ganz Japan ist. Obwohl wir meistens schon vor 7 Uhr morgens dort sind, kommen uns immer auch schon wieder Menschen entgegen, die, wie man meinen könnte, vom Vorabend übrig geblieben sind.

Juliane hat sich das perfekte Outfit für diesen Tag ausgesucht…

Außerdem steht bei uns eine Sake (japanischer Reiswein) Verkostung und eine Wanderung am Programm. Der Sake schmeckt Juliane deutlich besser als mir. Nach dem Reis Schnaps in Südostasien, haben wir jetzt dann wirklich alles probiert, was man aus Reis herstellen kann.

Bei der Wanderung genießen wir bei traumhaften Wetter einen tollen Ausblick über die Stadt. Sieht ein bisschen aus wie Wien, wenn man am Kahlenberg steht.

Juliane probiert in Kyoto außerdem ein weiteres verrücktes Café aus: Das Pig Café. Wie der Name schon verrät, darf man hier ausgiebig mit kleinen Schweinchen kuscheln. Ich lasse diese „Schweinerei“ aus und gehe in der Zwischenzeit lieber in eine Buchhandlung.

Im Anschluß besuchen wir ein Ninja & Samurai Museum. Nach einer kurzen Führung dürfen wir selbst Ninjasterne werfen (auf Zielscheiben natürlich) und in ein Samurai Kostüm schlüpfen. Das lassen wir uns nicht entgehen.

Nach Kyoto nehmen wir wieder einmal einen Shinkansen nach Hiroshima. In dieser geschichtsträchtigen Stadt erinnert auch heute noch vieles an den 6. August 1945, als die ganze Stadt von der Atombombe zerstört wurde. Auch wir sind unter anderem deshalb hergekommen, weil wir uns das Friedensmuseum anschauen wollten. In herzzerreißenden Beiträgen werden Geschichten von jenem Tag erzählt, als rund 70.000 Menschen ihr Leben verloren. Mindestens noch einmal so viele erlagen dann in weiterer Folge den Strahlenschäden oder anderen Verletzungen. Die Überreste eines der Gebäude von damals lassen erahnen, welche Wucht der Einschlag hatte, vor dem es kein Entkommen gab. Ein weiteres Mal werden wir auf dieser Reise mit Grausamkeiten konfrontiert und sind wieder aufs Neue schockiert.

Um das zu verarbeiten machen wir am nächsten Tag eine Wanderung auf einer kleinen Insel Miyajima vor Hiroshima. Dort lockt der Itsukushima Schrein täglich Scharen an Touristen an. Die Wanderung nehmen aber nur wenige in Angriff und so haben wir den Weg größtenteils für uns.

Juliane bei ihrer Lieblingsbeschäftigung

Am Abend besuchen wir noch ein traditionelles Theater, hier Kagura genannt. In aufwendigen Kostüme werden hier alte, nur mündlich überlieferte Theaterstücke zum Besten gegeben. Auch wenn wir wie bei der Water Puppet Show in Hanoi nichts verstehen, so ist es dennoch unterhaltsam. Vor allem die Maskenwechsel sind spannend. Danach machen die Darsteller noch bereitwillig Fotos mit den Zusehern. So wie dieser blonde zottelige Fuchs… Und das andere ist ein Bösewicht aus dem Theaterstück.

Ein Fixpunkt auf Julianes To Do Liste in Japan war der Besuch eines Ryokan. Diese Unterkünfte sind meist im japanischen Stil sehr einfach eingerichtet und bieten neben einem Onsen auch volle Verpflegung an. Es war gar nicht einfach, einen zu finden, der auch vegetarisches Essen anbietet. Auf einem Tempelgelände mitten im Nirgendwo verbringen wir also zwei Tage mit purer Entspannung, heißem Bad und Meditation. Am Abend bekommen wir jeweils ein fantastisches vegetarisches 9 Gänge Menü serviert. Eine japanische Spezialität folgt der nächsten. Ein Traum. Genau so hatte Juliane es sich vorgestellt.

Nach zwei Tagen entspannen sind wir wieder bereit für mehr Bewegung. Mit dem Zug gehts zurück nach Osaka und dann die Küste hinunter nach Tanabe. Dort beginnt nämlich der Kumano Kodo Pilgerweg. Neben dem Jakobsweg in Spanien ist dieser der einzige Pilgerweg mit dem Weltkulturerbe Status. Wir gehen aber nur zweieinhalb Tagesetappen des über 300 Kilometer langen Wegnetzwerks.
Die ganze Gegend ist außerdem bekannt für die heißen Quellen. So haben wir nicht nur jeden Abend ein heißes Bad, wir können auch bevor es los geht Eier in einer heißen Quelle fürs Frühstück kochen. Die dauern nur 12 Minuten.

Juliane feiert am ersten Tag der Wanderung ihren Geburtstag. Zum Glück ist der erste Tag weniger anspruchsvoll und so kommen wir schon früh im Quartier an und können noch in aller Ruhe ein heißes Bad nehmen und danach mit einem wohlverdienten Bier auf ihren Geburtstag anstoßen. Genau an ihrem Geburtstag vor fünf Jahren haben wir uns kennengelernt. Ein kleines Jubiläum also.

Der zweite Tag der Wanderung ist ein bisschen anspruchsvoller. Nach dem Frühstück machen wir uns bereits um 7 Uhr morgens auf den Weg. Die ersten drei Stunden geht es nur bergauf. Dabei kommen wir ganz schön ins schwitzen. Dafür kommen wir am Rest der Route schneller voran als gedacht und so erreichen wir schon kurz nach 14 Uhr unser Tagesziel Nachi Taicha. Dort gibt es mit einer Höhe von 133 Metern den höchsten Wasserfall Japans. Zusammen mit einer Pagoda davor ist dieser Ort ein beliebtes Fotomotiv und lockt nicht nur Wanderer an.

Erschöpft freuen wir uns wieder auf ein heißes Bad. Wir verbringen eine Nacht in Kii Katsuura, ein kleines Städtchen an der Küste. Katsuura ist bekannt für den Thunfisch und zeigt uns eine andere Seite Japans. Jeden Morgen werden hier am Fischmarkt Hunderte, ja sogar Tausende Fische an Land gebracht und verkauft. 2018 wurde sogar ein Rekord-Thunfisch mit einem Gewicht von 450 Kilogramm hier gefangen.

Da unser 21-tägiges Zug Ticket bald ausläuft machen wir uns am nächsten Tag auf den Weg zurück Richtung Tokio. Etwas nördlich von Wakayama machen wir nochmal für eine Nacht Halt in einem Hotel an der Küste mit Blick aufs Meer. Auch vom Onsen aus genießen wir den Blick in die Ferne. Das besondere am Hotel war aber das Ein- und Auschecken. Das macht man nämlich selbst am Computer und statt vom Hotelpersonal wird man dabei von zwei Dinosaurier-Robotern unterstützt. Japan überrascht uns immer wieder aufs Neue.

Bevor es für uns in eine neues Land geht, verbringen wir noch ein paar Tage in Tokio. Wir besuchen den Schwager von meinem ehemaligen Chef. Dieser ist nämlich nach Japan ausgewandert und restauriert und poliert hauptberuflich alte japanische Samuraischwerter. Wir besuchen ihn bei ihm zuhause und lernen alles über die Kunst der Schwertrestauration.

Wir sind begeistert. Nachdem wir in Kyoto im Museum die alten Schwerter nur aus der Ferne sehen konnten, dürfen wir jetzt sogar einige angreifen. Wir verbringen einen gamzen Nachmittag mit Hendrik und seiner Familie. Es ist uns eine große Ehre so herzlich aufgenommen zu werden.

Einen weiteren Tag in Tokio plane ich. Das habe ich Juliane zum Geburtstag geschenkt. Wir gehen spät frühstücken, dann flanieren wir ein bisschen durchs Touristenviertel und zu Mittag gibt es den ganz zu Beginn erwähnten Omurice, der uns beide nicht überzeugt. Am Nachmittag besuchen wir eine traditionelle Tee Zeremonie, wo wir lecker Matcha zubereiten und am Abend gehen wir in ein ganz feines Sushi Lokal.

Juliane isst ein kleines Stück Rindfleisch Sushi um 12€ aber sie schwört, dass es das beste Rindfleisch ihres Lebens war. Vielleicht hat auch der Blick über die Dächer Tokios zum Geschmack beigetragen.

Sonst besuchen wir noch ein Planetarium, machen eine Free Walking Tour und genießen den Ausblick vom 45. Stock des Metropolitan Government Building. Von 14 bis 16 Uhr darf dort jeder der möchte am Klavier seine Künste zum Besten geben. Da meine Kenntnisse schon etwas eingerostet sind überlasse ich das hier den Profis. Das Klavierkonzert ist noch das Tüpfelchen auf dem i bei diesem Ausblick.

Am letzten Tag steht noch das Teamlabs Borderless Museum am Programm. Hier werden neue Technologien eingesetzt um ein Erlebnis mit allen Sinnen zu ermöglichen. Man schreitet hier barfuß durchs Museum. Mal ist man knietief im Wasser und mal ist man in einem verspiegelten Raum mit unzähligen LED Lichtern. Meist ist das Museum auf mehrere Tage ausgebucht, daher haben wir uns gleich zu Beginn quasi für den Abschluss unserer Zeit in Japan die Tickets reserviert.

Das wars von unseren Abenteuern aus Japan. Die vier Wochen sind wieder einmal verflogen und so fliegen auch wir weiter. Wohin genau erfahrt ihr dann im nächsten Blogpost von Juliane.

Arigato gozaimasu fürs Lesen
Manuel

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Japan: Ein Traum wird konnichiwa(hr)!

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Ich bedanke mich bevor ich richtig starte nochmal bei Manuel für den diesmal wirklich kurz und knackigen Post. Also fangen wir an…

Japan, eines der Länder, die bei mir ganz oben auf der Liste standen. Die ersten zwei Tage kann ich es noch gar nicht fassen, dass wir wirklich hier sind. Aber am dritten Tag stellt sich die Realität und die hohen Rechnungen eines entwickelten Landes dar.

Wir wussten, es würde teuer werden, aber wir hatten nicht erwartet, dass dieses Land uns im Bereich spontanes Reisen auf die Knie zwingen würde. Denn wer hier zu langsam ist oder wartet, verliert/bezahlt.

Also müssen wir uns zum ersten Mal seit langem einen echten Plan überlegen. Aber wo soll man da nur anfangen in einem Land, welches mehr zu bieten hat als ein großes Interspar-Regal?

Komplett überfordert mit der neuen Situation, geht es uns beiden an die, und wir uns auf die Nerven. Aber wir wären nicht wir, wenn wir dafür keine Lösung fänden. Also, was tun?

Eine Route planen und alle Unterkünfte für Japan im Voraus buchen. Wir versuchen es.

Unsere Route für Teil 1: Tokio – Nagano – Osaka – Nara.

Es gibt verschiedene Optionen in Japan, um von A nach B zu kommen. Wir haben uns für den JR Railpass entschieden mit einem stolzen Preis von knapp 1000€ gesamt für uns beide für 21 Tage. Dieses Investment und die gebuchten Unterkünfte lassen unseren Tagesdurchschnitt in die Höhe schnellen. Damit können wir den Zug in diesem Zeitraum in ganz Japan so oft benutzen, wie es uns lieb ist und es unser Sitzfleisch mitmacht.

Apropos Zug, hier hat Manuel die meiste Vorfreude gezeigt. Denn in unserem Pass inkludiert ist auch der Shinkansen-Zug. Der berühmte Hochgeschwindigkeitszug erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 320 km/h. Zugegeben, wir sind beide begeistert, denn er ist zusätzlich noch gemütlich und sehr ruhig… wahrscheinlich liegt es auch daran, dass Telefonieren und Reden in den öffentlichen Verkehrsmitteln in Japan nicht sehr populär ist.

Wir beginnen ja in Tokio, der größten Stadt der Welt, also Einwohnertechnisch, aber das Verrückte ist, dass in den Straßen davon kaum etwas zu merken ist. Auf den unglaublich sauberen Straßen fahren nur ein paar Menschen vorbei, die Maske tragen, egal ob sie am Rad oder alleine im Auto sitzen. Daneben ein paar Fußgänger und wir. So mischen wir uns unter die 37 Millionen Menschen. Das Mischen ist leichter gesagt als getan. Hier tragen die Leute nicht so farbenfrohe Kleidung wie im Rest von Asien und da stechen wir zwei mit unseren bunten Jacken natürlich gleich heraus. Also machen wir als Twinni die Stadt unsicher, da verstecken sowieso keinen Sinn hätte, besonders mit meinen blonden Haaren und blauen Augen nicht.

Und ja, auch wenn es meist nicht so wirkt, es gibt wirklich so viele Menschen. Das wird deutlich klar beim berühmten Shibuya Crossing. Hier verlaufen die Zebrastreifen nicht nur wie üblich sondern auch diagonal über die Kreuzung. Sobald die Ampel die Farbe wechselt sieht man die Straße vor lauter Menschen nicht mehr. Dort befindet sich auch die Statue von Hachiko, wer ihn kennt und so erweisen auch wir hier unsere letzte Ehre.

Die Kirschblüte, auch bekannt als „Sakura“, ist ein wichtiger Teil der japanischen Kultur und somit ganz oben auf unserer To-do- oder besser gesagt To-see-Liste. Also spazieren wir von einem Baum zum nächsten, vorbei an Schreinen und erkunden zu Fuß die Stadt.

Auf unserem Weg verirren wir uns in ein sogenanntes Maid Café. Was die Vietnamesen in der Menge der Cafés haben, haben die Japaner an Ausgefallenem. Das wollen wir natürlich genauer ergründen und so werden wir von einer Frau im Zimmermädchenkostüm bedient. Mit der üblichen Kaffeehaus-Etikette kommt man hier nicht weit. Wenn man möchte, dass die Kellnerin zum Tisch kommt, zum Beispiel, muss man die Geräusche einer Katze machen und wenn sie die Bestellung bringt, muss man mit ihr einen Zauberspruch aufsagen. Auch wenn es komisch klingt, wurden wir sehr gut unterhalten und wie in Japan üblich hat auch diese Erfahrung einen Preis, bei dem man zweimal hinschauen muss.

Nach der großen Stadt geht’s für uns Richtung Osten nach Nagano. Obwohl sie immer noch groß Werbung machen mit der Winterolympiade 1998, hat dieser Ort doch eher touristische Bekanntheit wegen der japanischen Makaken, die hier im Winter in die heißen Quellen flüchten. Dieses natürlich vorkommende heiße Wasser mit einer Temperatur zwischen 38°C und 42°C wird in der Regel in ein Badehaus gespeist und das wird in Japan als Onsen bezeichnet. Auch dieser hier wurde eigentlich für die Menschen im Jahre 1874 angelegt, aber da auch die Affen die Wirkung für sich entdeckt haben, wurde er ihnen überlassen, die ihn nun besonders im Winter nutzen, um der Kälte zu entfliehen.

Doch wir haben Glück, denn nicht nur die Affen können entspannen, sondern auch wir haben in diesem Ort einen Onsen in unserem Hotel inkludiert. Da die Japaner eine große Badetradition pflegen, tauchen auch wir wortwörtlich hier in die Kultur ein.

Es gibt jedoch einige Regeln, die beim Besuch eines Onsens zu beachten sind. So ist es üblich, dass hier vor dem Baden jeder Zentimeter Haut mit einem Waschlappen und Seife geschrubbt wird. Manuel meint danach: So sauber war er noch nie. Auch das Tragen von Badekleidung ist untersagt, da die Reinheit des Wassers höchste Priorität hat. Diese Regel zieht mit sich, dass ein Onsen aus geschlechtergetrennten Bereichen besteht.

Von Nagano geht es weiter zum Wahrzeichen des Landes bzw. zum ersten Bild, wenn man auf Google Bilder Japan sucht: dem Mount Fuji. Unsere Unterkunft hier, in einem der bekannten Kapsel-Hotels (auch geschlechtergetrennt). Manuels Zimmer bestand aus 106 einzelnen Kapseln und er durfte eine davon beziehen. Für zwei volle Tage haben wir versucht, den Berg in seiner vollen Pracht zu sehen, aber leider war das Wetter nicht auf unserer Seite. Wir wissen dennoch unsere Zeit gut zu nutzen und besuchen einen öffentlichen Onsen. So schwitzen wir Seite an Seite mit den nackten Japanern und Japanerinnen jeden Alters. Am Morgen des dritten Tages treten wir dem Berg nun endlich von Angesicht zu Angesicht gegenüber und das umgeben von Bäumen in voller Kirschblüte. Ein wirklich magischer Moment, die perfekte Form dieses Vulkans in unseren Erinnerungen speichern zu dürfen.

Auf der Reise geht’s weiter in die drittgrößte Stadt Japans: Osaka. Wie überall gibt es viel zu tun, also los. Wir schauen uns die Burg an, nur von außen. Eigentlich wollten wir auch einen Blick ins Innere werfen, aber wie es hier in Japan nun mal üblich ist, stehen die Leute anscheinend wirklich gerne in der Schlange. Ich meine wirklich, wirklich gerne. Bei der Ankunft am Flughafen stehen wir drei Stunden, für das Zugticket zwei, bei den guten Restaurants stehen die Leute fast um den ganzen Block, und das, obwohl ein anderes Restaurant daneben komplett frei ist. Wo wir Europäer schon lange aufgegeben hätten, fangen die Japaner gerade erst zum Stehen an. Wirklich verrückt, sogar bei den öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es Markierungen am Boden, wo man sich in zwei Reihen anstellen muss, und Vordrängeln gibt es hier nicht. So steigt jeder brav im Gänsemarsch in seinen/ihren Zug ein.

Jedenfalls haben wir uns mit einer Freundin von Manuel von seinem Solo-Trip getroffen, die gerade zufällig mit einer Freundin hier im Urlaub ist. So klein ist die Welt. Auf unserer Liste besuchen wir noch ein Nudel Museum, wo wir selbst unsere Nudeln gestalten dürfen (innerhalb und außerhalb der Verpackung), verbringen einen Tag in einer mehrstöckigen Spiele Arena und einen Nachmittag im Reptilien Café. Ja, wieder eines dieser ausgefallenen Cafés.

Als guten Schluss für den ersten Teil haben wir uns Nara ausgesucht. Eine Ortschaft mit einem großen Park, in dem 1.600 Rehe und Hirsche frei leben und so irgendwie zu Einwohnern dieser Stadt geworden sind. Wir übernachten in einem der wenigen Hotels im Park, wo wir vom Bett aus den Tieren beim Grasen zusehen können. Aber da dort alles früh schließt, verspeisen wir am Abend unsere erstklassige selbst zusammengestellte Nudelsuppe. Das Coole neben dem eindrucksvollsten Buddha in Japan sind die zutraulichen Vierbeiner. Überall kann man spezielles Futter kaufen und die Tiere hautnah, also wirklich manchmal schon etwas aufdringlich, erleben. Ich habe einen Riesenspaß dabei und Manuel lacht, weil mich die Tiere nach einmal füttern schon nachstellen. Ein zusätzliches Highlight dort, dass den Tieren antrainiert wurde, ganz im Stile der Japaner, sich höflich zu verneigen und somit danke zu sagen oder sich einen leckeren Keks zu verdienen. Herrlich!

Also das war nun mal die erste Hälfte in einem Land, wo ich Manuel sogar ein „Schon sehenswert!“ entlocke.

Natürlich wird man auch hungrig vom ganzen Herumreisen, aber von unseren kulinarischen Entdeckungen darf euch Manuel im nächsten Post einen Einblick geben. Nur kurz vorweg, ich habe hier noch nichts gegessen, was mir nicht geschmeckt hat. Hoffentlich ändert sich das nicht bis zu Manuels Beitrag.

Also drückt mir die Daumen!

Bis zum nächsten Mal.

Eure Juliane

general

Letzter Stopp in Südostasien

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Diesmal halte ich mich wirklich kurz und kündige es nicht nur an, so wie meine Co-Autorin. Wie ihr bereits wisst haben wir mit unserer Reise in den Norden Vietnams quasi unser Südostasien Quartett vervollständigt. Natürlich gibt es noch viele Orte die wir nicht besucht haben und die auch noch noch sehenswert wären aber man kann eben nie alles sehen. Wir genießen einfach das, was wir sehen und erleben dürfen.

Wie schon von Juliane angekündigt sind wir also mit dem Nachtbus nach Cat Ba gefahren. Auf dieser Insel, nicht weit von der bekannten Ha Long Bucht verbringen wir drei Tage. Am ersten Tag entspannen wir und erholen uns von den Strapazen der Motorrad-Tour und der Nacht im Bus. Für den zweiten Tag steht eine Bootstour in die Lan Ha und Ha Long Bucht am Programm.

Wir fahren bei einem schwimmenden Dorf vorbei, machen eine Kajakfahrt und besichtigen am Nachmittag eine schwimmende Fischfarm – sehr interessant.

Leider ist das Wasser sehr verschmutzt, was es zum Schwimmen nicht wirklich einladend macht und die Schönheit der Felsformationen im Wasser etwas trübt. Es ist für uns nicht verständlich, wie nicht mal bei der bekanntesten Attraktionen des Landes zumindest ein bisschen darauf geachtet wird, Müll im Wasser zu vermeiden.

Am Boot lernen wir Eran aus Isreal kennen. Er hat ebenfalls seinen Job gekündigt und reist jetzt herum. Für den nächsten Tag verabreden wir uns zu einer gemeinsamen Wanderung im Nationalpark.

Dann geht es für uns weiter zu unserem vorletzten Stopp in Vietnam: Ninh Bin oder besser gesagt Tam Coc. Ninh Bin ist nämlich ziemlich ausgestorben, während in Tam Coc (ein paar Kilometer weiter) der Touristenbär steppt. Dort treffen wir auch Annabelle und Matt, unsere Freunde aus England wieder. Für die Leserinnen und Leser die unseren Blog nicht abonniert haben und bisher nicht jeden Beitrag gelesen haben: Die beiden haben wir in Laos kennengelernt und seither an verschiedenen Orten in Kambodscha, Laos und jetzt auch Vietnam wieder getroffen. Jedesmal versorgen wir uns gegenseitig mit Tipps über die jeweiligen Destinationen.


Wir verbringen zwei Tage gemeinsam, klettern auf einen Viewpoint und machen gemeinsam eine Bootsfahrt durch die beeindruckende Landschaft. Auch in Hanoi sollten wir die beiden dann nochmal für einen Nachmittag und eine gemeinsame Pizza treffen.

Fast jede Unterkunft in Tam Coc hat auch einen Pool dabei. Bei rund 35 Grad nehmen wir das gerne und so verbringen wir auch zwei Tage am Pool.

Bis auf eine Fahrradtour ins Bird Valley haben wir nicht mehr viel auf unserer To Do Liste. Die Fahrräder sind nicht die neuesten und so springt mir die Kette herunter und klemmt sich so fest ein, dass wir sie ohne Werkzeug nicht mehr hinauf bekommen. Hilfe bei den Einheimischen ist schnell gefunden und so ist das Fahrrad nach einigen Minuten auch wieder fahrtüchtig. So freundlich meine Helfer auch sind, machen sie mir unverständlich klar, dass sie sich über Zigaretten als Dank freuen würden. Den Wunsch erfülle ich ihnen gern, auch wenn ich mich komisch dabei fühle, Zigaretten zu kaufen.

Im Bird Valley tummeln sich, wie sich so manche/r schlaue Leser/in schon gedacht hat, jede Menge Vögel. Neben Enten und Fischreihern nisten hier auch jede Menge Störche. Mit dem Boot kann man sie auch aus der Nähe beobachten.

Dann gehts für uns zurück nach Hanoi, wo wir noch ein paar Tage verbringen bevor es für uns nach Japan geht. Juliane übt schon fleißig japanisch. Mit Sätzen wie: „Ich bin kein Kugelfisch“ werden wir die Japaner begeistern, da bin ich mir sicher.

Für uns steht dann noch das Ho Chi Minh Museum auf dem Programm. Dort lernen wir weniger über das Leben des Mannes, der hier im ganzen Land verehrt wird, sondern mehr über unseren eigenen Geduldsfaden. Das Mausoleum ist aufgrund der Menschenmassen für uns uninteressant, aber im Museum geht es einigermaßen. Nachdem wir aber von jedem Kind persönlich mit einem lauten „Hello“ begrüßt werden, werden bei Juliane Erinnerungen an ihren Besuch im Tempel der Literatur (siehe letzter Beitrag) geweckt. Fast traumatisiert wandert sie durchs Museum. Auch bei mir ist die Geduld irgendwann zu Ende und ich bin dankbar, dass ich nicht berühmt bin. Hiermit spreche ich allen Promis und anderen berühmten Personen meinen Respekt aus, wie man dennoch lächeln kann, wenn man überall erkannt wird und alle Menschen Aufmerksamkeit bekommen wollen. Zumindest muss ich keine Autogramme schreiben.

Das Museum ist außerdem kaum auf Englisch übersetzt und so reicht es uns nach nicht mal einer Stunde und wir suchen das Weite.

Als Abendprogramm haben wir noch einen Jazzclub ausgewählt. Als Geheimtipp wurde dieser von mehreren Reisebloggern empfohlen, mit dem Hinweis frühzeitig dort zu sein um einen Platz zu bekommen. Die Live Musik beginnt jeden Abend um 21 Uhr. Wir wundern uns ein bisschen, als wir um 20 Uhr die ersten dort sind. Nach und nach füllt sich der Laden und bei einem Glas Rotwein lauschen wir den Jazz-Klängen. So richtig begeistert wirken die Musiker jedoch leider nicht und so springt der Funke auch aufs Publikum nicht über. In der Halbzeit ist Schluss für uns, da die Vorstellung vom Bett den Jazzclub in der imaginären Prioritätenliste überholt hat.

Am letzten Tag in Hanoi besuchen wir noch eine Waterpuppet Show. Diese mehrere Jahrhunderte alte Kunst findet täglich viermal statt. Für rund eine Stunde werden wir von Puppen und anderen Figuren mit Choreographien im Wasserbecken bespaßt. Juliane meint es ist wie Kasperl und Petzi aber auf einem höheren Level. Wir verstehen zwar nichts vom Text und den Liedern aber es ist dennoch unterhaltsam. Gefragt wurden wir zu Beginn aber nicht, ob schon alle da sind…

Julianes Nervosität steigt während die Temperaturen in Hanoi sinken. Beides ist eine gute Vorbereitung auf Japan. Von dort wird euch dann aber wieder Juliane im nächsten Blogpost berichten.
Manuel

adventuregeneralpeoplephotography

Ein wilder Ritt

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Da Manuels letzter Beitrag eher einem Buch ähnelt werde ich versuchen mich diesmal kürzer zu halten.

Unser Plan war eigentlich direkt von Kambodscha in den Norden Vietnams zu reisen, aber die teuren Flugpreise haben uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Daher haben wir herum getüftelt und uns eine billigere aber längere Route überlegt.

Also zurück nach Bangkok, wo alles begann: So gesagt schließen wir den ersten Kreis unserer Reise. Es ist irgendwie ein heimeliges Gefühl für mich auf der selben Strecke wie vor dreieinhalb Monaten zu fahren. Damals noch völlig perplex von den unendlich vielen neuen Eindrücken. Es ist verrückt so manche Häuser und Straßen wieder zu erkennen, obwohl ich nur einmal daran vorbei gefahren bin. Aber diesmal mit einem ganz anderen Blick, einem mit mehr Detailreichtum. Wie viel mir damals entgangen ist, erstaunlich. Es scheint, als hätte ich mich an die Straßen Asiens mehr gewöhnt. Im Vergleich zu damals fühle ich mich irgendwie sehr verändert. Ich habe das Gefühl reifer geworden zu sein, mit mehr Erfahrung und einem weiteren Horizont. Inzwischen bin ich mit viel mehr Ruhe und Gelassenheit unterwegs und mit dem Vertrauen darauf, dass alles seinen Weg findet.

Es bleibt uns jedoch nur eine Nacht um auf den selben Straßen zu wandern und die damaligen Erinnerungen Revue passieren zu lassen. Zugegeben habe ich mich schon sehr auf das echte Street Food Pad Thai gefreut. Obwohl die Länder nebeneinander liegen, ist es doch erstaunlich wie unterschiedlich die Küche trotz der nahen Lage zueinander ist. Daher schlemmen wir genüsslich gleich drei Teller von diesem ersehnten Gericht hinunter. Ach, wie lecker, aber die belebte Khao San Road habe ich trotzdem nicht vermisst.

pad thai

Dann geht es für uns zum zweiten Mal nach Vietnam, diesmal nach Hanoi. Dieses Land ist für uns Liebe auf den zweiten Blick. Nicht als hätte es uns beim ersten Mal gar nicht zugesagt, aber wir sind einfach mit einer anderen Erwartungshaltung eingereist. Jetzt kannten wir ja bereits die Sitten und Gebräuche. Zumindest beinahe, wir haben trotz der kurzen Pause schon wieder viel vergessen. Zum Beispiel, dass es hier keine Tuktuks gibt, überall immer Menschen sind und der Verkehr der Wahnsinn ist. Aber zum Glück können wir uns schnell an den Rhythmus der Straßen erinnern.

Für alle zukünftigen Reisegäste nur eine kurze Einführung: wie gesagt viel los, jede Stadt oder jedes Dorf ist voll!, selten findet man einen Platz für sich, das Landesgericht ist eine Suppe, die Leute lachen nur selten zurück, aber es verbirgt sich viel Schönheit hinter der Fassade… man muss nur genau hinschauen. Achja und der Gehsteig ist hier nicht für Fußgänger sondern für parkende Mopeds gedacht.

Man muss einfach einen genaueren Blick darauf werfen. So erkennt man die Gelassenheit der Menschen (auch im Verkehr) und kann, nach ein paar Sekunden Augenkontakt, auch hier das Lächeln finden.

Hanoi ist da nicht anders. Das besondere an der Hauptstadt, neben den schmalen hohen Gebäuden mit französischem Einfluss, sind die Themenstraßen in der Altstadt. Das bedeutet, dass es in der jeweiligen Straße alles, aber nur von einer Sache gibt. So schlendert man durch eine Gasse voll mit Dingen die ein Bastlerherz höher schlagen lässt und hinter der nächsten Kreuzung entdeckt man dann einen Sonnenbrillenladen gereiht an den nächsten.

Wie es für Vietnam üblich ist, gibt es natürlich unzählige spezielle Cafés. So besuchen wir eines voll mit Post it’s und jeder Gast darf sich darin auf einem davon verewigen.

Einige andere Cafés liegen direkt an der Train Street. Wie der Name bereits vermuten lässt, fährt hier einmal am Tag eng an den Häusern der Zug vorbei. Bis vor einem Jahr durften die Touristen hier noch Kaffeehaus-hopping betreiben. Doch die Regierung (oder wer auch immer) hat es als zu gefährlich eingestuft und so für die neugierigen Touristen gesperrt. An den Eingängen wurden daher Securitys positioniert, die den grimmigen Blick und die Unfreundlichkeit perfektioniert haben und so jeden verscheuchen. Für die ganzen Café Besitzer ist dieser Zustand jedoch suboptimal und so kann man sagen, wo ein Wille ist, da auch ein Weg. Eine Taktik aus Schmiergeld und die Touristen zu sich winken reicht aus und so kommen auch wir durch die Kontrolle. Leider fährt bei uns kein Zug durch, aber dennoch eine interessante Erfahrung.

Da wir nun fast vier Monate jedes unserer Abenteuer zusammen bestritten haben und das auf teilwiese engsten Raum, beschließen wir, dass der Tag gekommen ist. Jeder erkundet die Stadt einmal für sich.

Mein erstes Ziel an meinem Tag: der Tempel der Literatur, 700 jahrelang diente er als Universität zu Ehren des Konfuzius und seinen Lehren. Der im Jahre 1070 erbaute Tempel dient heute als Hochburg für Kinder, um dort für gute Noten zu beten. Und so tummeln sich hier täglich mehrere Dutzend Schulgruppen. Für mich mit Audioguide bewaffnet der reine Wahnsinn, denn für die lieben Kleinen bzw. Großen ist es gang und gebe jeden Touristen mit einem lauten und schrillen „Hello!!“, zu begrüßen. An diese Regel hält sich fast jedes Kind, welches den Mut aufbringt die Aufmerksamkeit der fremden Menschen auf sich zu ziehen und das sind überraschend viele! So, ohne irgendeine Info vom Audioguide zu hören, grüße ich jeden in einer so hohen Frequenze wie noch nie in meinem Leben zurück. Was bis jetzt am nähesten für mich heran kommt, ist mein erster Ausflug in die große Stadt als Kind vom Land, wo ich noch nicht wusste, dass man nur im Ort die Leute grüßt. Fast schon verzweifelt von der im Sekundentakt stattfindenden Unterbrechung meines Audioguides, bin ich auf der Suche nach einem ruhigen Platz und verstecke mich vor den Gruppen hinter einer Steinmauer am Boden um mich endlich durch die Informationen zu hören. Nach einer Stunde tauche ich mit schmerzenden Rücken wieder auf und stoße gleich wieder auf unzählige Kinderstimmen.

Obwohl wir einen Tag ohne den anderen machen bin ich kaum alleine. Ich frühstücke mit einem Amerikaner, trinke mit den Vietnamesen Smoothies und lunche mit einem Engländer. Nur den Kaffee am Nachmittag habe ich nur für mich und mein Buch.

Manuel verbringt den Vormittag mit seinem Buch und den gesamten Nachmittag in einer Buchhandlung, ganz alleine und nur für sich. Er genießt jeden Moment davon.

Wie es wohl zu erwarten war, treffen wir uns natürlich wieder und berichten von unseren Abenteuern.

Nach den ersten Eindrücken von Hanoi beschließen wir aufgrund günstiger Wetterbedingungen mit dem Bus nach Ha Giang zu fahren. Warum gutes Wetter?

Unser Plan ist es, uns für vier Tage auf ein Moped zu schwingen und den 400 km langen Ha Giang Loop auf unserer Liste abzuhacken. Doch bevor wir das machen können nehmen wir uns davor noch einen Tag Zeit um zu entscheiden wie wir den Loop überhaupt machen wollen.

Wie es beim spontanen Reisen nun Mal der Fall ist, ist das kurzfristige Planen ein großer Teil davon. Wir entscheiden uns den Loop mit einer Gruppe zu absolvieren. Es gäbe die Möglichkeit den Weg auf eigene Faust zu machen, aber nach den täglichen und ständigen Überlegungen was wir wie machen sollen, nehmen wir diesmal die gemütlichere Variante. Die Route ist bereits entschieden, die Übernachtungen gebucht, das Essen vorbestellt und was für uns bleibt ist nur noch die Fahrt zu genießen und hinter dem Guide zu bleiben.

Es muss nur vorher angegeben werden, ob man selber den Lenker in der Hand haben oder sich lieber an einen Fahrer klammern möchte. Wir entscheiden uns in gewisser Weise für beides, da wir ein Moped gemeinsam nehmen. So können wir uns abwechseln beim Staunen über die Landschaft und beim Herausfinden, wie sich das semi-automatic Moped am besten fahren lässt.

Es ist wirklich schwer eine so atemberaubende Landschaft in Worte zu fassen, daher lasse ich hier lieber Bilder sprechen:

Ich kann nur eines sagen, an manchen Stellen konnte ich, so überwältigt von der Schönheit, gar nicht aufhören der Welt mein eingefrorenes Grinsen zu zeigen.

Unsere Gruppe besteht aus 10 Mitreisenden und 6 Fahrern. Wir haben einen riesen Spaß gemeinsam, besonders Abends, wenn es heißt auf den Tag anzustoßen mit dem lokalen „Happy water“. Dieses Wasser ist eigentlich Reisschnaps, aber mit dem Alkoholgehalt ist es nicht überraschend, dass es einen glücklich machen soll. Abends teilen wir Geschichten, singen Karaoke, tanzen und stoßen des öfteren mit einer neuen Runde Happy Water an. Danach verkrümeln wir uns in unser gemeinsames Matratzenlager und dort lernt man sich Schulter an Schulter noch besser kennen.

Es ist spannend und aufregend durch die Bergdörfer zu fahren. Besonders erstaunlich in welchen Holz- bzw. Steinhütten die Menschen hier leben. Auf den steilen Hängen wird hier angebaut und so wird jeder Meter der zur Verfügung steht genutzt. Alle helfen bei der Arbeit am Feld mit, vom Kind bis zur alten buckeligen Oma. Egal welches Alter, sie tragen alles Mögliche gekonnt die Hänge hoch und runter. Und beinahe jeder Einheimische ist hier in die bunten traditionellen Kleider gehüllt, so sehen sie aus wie Farbtupfer in der sonst einfärbigen Landschaft. Die wenigen die sich ein Moped leisten, be-/überladen diese mit den unmöglichsten Gegenständen und Lebewesen.

Nicht nur bei den holprigen Stellen waren wir im Nachhinein sehr froh, die Guides dabei gehabt zu haben, die diese Strecken zu jeder Jahreszeit bestreiten.Bei den Straßenverhältnissen ist von perfekt zu durchwachsen wirklich alles dabei. An dieser Stelle sind die Eltern froh, erst später zu erfahren in welches Wagnis wir uns hier gestürzt haben. Aber keine Sorge, alles ist gut gegangen Mama.

Nach den 4 Etappen mit jeweils um die 100 Kilometer pro Tag waren wir sehr froh unserem Hintern endlich eine Pause zu gönnen.

Es war auf jeden Fall ein wilder Ritt. Das kann man auch über die 11 stündige Busfahrt nach Cat Ba am selben Tag der Rückkehr sagen. Mehr dazu wieder von Manuel.

Bis zum nächsten Mal meine Lieben

Eure Juliane

adventuregeneralpeoplephotography

Kambodscha, Land der Wunder

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Juliane hat ja bereits von unserer Zeit im Paradies auf der Insel Koh Rong Sanloem geschrieben. Es hat sich angefühlt wie Urlaub vom Reisen. Mit aufgeladenen Batterien geht es für uns mit dem Supply Boat weiter auf die etwas größere Nachbarsinsel Koh Rong. Mit dem Supply Boat wird, wie der Name verrät Nachschub auf die Inseln gebracht. Während wir warten, mache ich mich direkt beim Ausladen nützlich, sehr zu Freude der Einheimischen.

Die beiden Namen Koh Rong und Koh Rong Samloem haben nicht nur bei uns immer wieder mal zu Verwirrung geführt. Koh Rong ist etwas mehr für den Tourismus ausgelegt aber auch hier wird wie verrückt gebaut. Zwei Tage lang erkunden wir mit dem Roller die traumhaften Strände. Mein Onkel, der vor vier Jahren hier war, hatte schon recht, als er sagte: „Es fühlt sich an, wie in der Karibik.“ Dort waren wir zwar noch nie aber so stellen wir sie uns vor: Weiße Sandstrände und traumhafte Sonnenuntergänge.

Einfach zum Genießen…

Dann sagen wir dem Inselleben Adieu und fahren, wieder mit dem Supply Boat zurück aufs Festland. Diesmal hat das Boot aber den Müll der Inseln im Schlepptau. Der strömende Regen und die hohen Wellen machen die eigentlich wenig aufregende, da langsame Fahrt, zu einem echten Abenteuer. Im Gegensatz zu so manchem Einheimischen werden wir diesmal nicht seekrank sondern haben sogar Spaß, auch wenn wir immer wieder mal von den ans Boot schlagenden Wellen komplett durchnässt werden.

Nach vier aufregenden Stunden kommen wir in Sihanoukville an, wo wir eine Nacht verbringen.
Sihanoukville ist eigentlich nicht sonderlich schön, weil hier vor allem Hochhäuser und Casinos Reihe an Reihe stehen, viele davon wurden nie fertig gebaut. Einige Chinesen wollten hier ein zweites Las Vegas bauen. Als allerdings China das Glücksspiel von einem Tag auf den anderen auch im eigenen Land erlaubte, war Sihanoukville natürlich nicht mehr interessant und so zieren nun diese leerstehenden Betonriesen dieses früher florierende Hafenstädtchen. Das ist so verrückt, dass es schon fast wieder eine Sehenswürdigkeit für sich ist.

Am nächsten Tag geht’s mit dem Bus in die Hauptstadt Phnom Penh. Mit meinem immer besser werdenden Verhandlungsgeschick bekommen wir die Tickets nicht nur günstiger sondern werden auch noch von der Unterkunft abgeholt. Juliane ist begeistert.

Auch in Kambodscha beschäftigen wir uns wieder mit der Geschichte des Landes. Wie in vielen anderen Ländern ist diese schockierend. Nach dem Vietnam-Krieg haben hier die Roten Khmer die Macht an sich gerissen und in einer wahren Schreckensherrschaft zwischen 1975 und 1979 die Menschen unterdrückt. Mehr als 4 Millionen Menschen, fast ein Viertel der Einwohner, verloren in dieser Zeit ihr Leben. Viele wurden auf brutalste Weise gefoltert und hingerichtet, andere starben an den Folgen von Mangelernährung und Zwangsarbeit. In Phnom Penh besuchen wir das S21, ein ehemaliges Gefängnis, in dem Gefangene unter Folter zu Geständnissen gezwungen wurden, um sie später hinrichten zu können.

Dies geschah dann meist an den Killing Fields, rund 15 Kilometer außerhalb der Stadt, die wir ebenfalls besuchen. Wir der Name schon sagt wurden hier massenhaft Menschen hingerichtet. In Massengräbern hat man alleine hier rund 20.000 Männer, Frauen, Kinder und sogar wenige Monate alte Babys auf grausamste Art umgebracht. Wir sind fassungslos, wütend und entsetzt aber auch das gehört für uns zum Reisen dazu. Bis heute leiden die Menschen unter den Nachwirkungen von damals und das wird sich auch die nächsten Jahrzehnte nicht ändern. Vor allem bin ich aber auch traurig, dass wir Menschen aus solch schrecklichen Ereignissen nichts lernen. Man muss ja nur die Nachrichten lesen.

Nach Phnom Penh fahren wir wieder mit dem Bus weiter nach Battambang. Dieses kleine Städtchen haben wir von unseren Freunden aus England, Annabelle und Matt, ans Herz gelegt bekommen. Direkt beim Aussteigen vom Bus wartet eine Gruppe Tuktuk Fahrer auf uns. Gefühlt gibt es hier mehr Tuktuks als Touristen. Da in dieser ländlichen Gegend auch die Armut stärker sichtbar wird, haben sich hier viele NGOs niedergelassen. Viele Restaurants unterstützen wohltätige Zwecke und wir besuchen eine Zirkusschule für benachteiligte Kinder mit anschließender Aufführung. Da wir so spontan reisen wissen wir oft nicht, was uns in der nächsten Stadt erwartet. So ist das Erste was wir an einem neuen Ort tun oft: „Things to do in xy“ zu googeln. Bis jetzt sind wir noch nie enttäuscht worden.

Spontan sein heißt auch Dinge zu erleben, die man gar nicht planen kann. Als wir in unserer Unterkunft fragen, wo der bevorstehende Sonnenuntergang am schönsten ist, deutet der Besitzer auf den siebenstöckigen Rohbau gegenüber. Sein Schwager baut hier gerade eine neue Wohnanlage und wenn wir uns trauen, dürfen wir bis zur Dachterrasse hinauf. Ein traumhafter Platz für den Sonnenuntergang den man so in keinem Reiseführer finden kann.

Außerdem steht auch wieder ein Kochkurs auf dem Programm. Wieder lernen wir ein paar neue Speisen kennen. Ich bin gespannt, wie viel wir davon zu Hause nachkochen werden. Weiters machen wir eine halbtägige Tuktuk Tour. Wir fahren zu einer Pilzfarm, beobachten wilde Flughunde und sehen einen weiteren wunderschönen Sonnenuntergang.

Das sind keine Früchte am Baum, sondern Flughunde.

Das Highlight kommt aber erst nachdem die Sonne am Horizont verschwunden ist. Aus einer Höhle machen sich Millionen von Fledermäusen auf ihre nächtliche Futtersuche. Das Spektakel dauert eine ganze Stunde. Wie ein nie endender Vogelschwarm verlassen sie die Höhle. Es sieht so aus, als würden sie eine Choreographie aufführen. So etwas haben wir noch nie gesehen und ehrlich gesagt hier auch nicht erwartet.

Eine Sache, die wir schon erwartet haben sind Insekten als Snacks. Immer wieder sehen wir die fritierten „Leckerbissen“ auf den Märkten. Unser Tour Guide erzählt uns, dass auch er immer wieder die kleinen Tierchen isst und so legen wir am Weg nach Hause noch einen kurzen Stopp beim Markt ein. Wir kaufen Heuschrecken, Seidenraupen, kleine Frösche und eine Art Kakerlake, alles fritiert natürlich. Zurück im Hotel kämpfe ich mit mir selbst. Erst als ein weiterer Mitarbeiter vom Hotel genüsslich einen Frosch verschlingt kann ich mich überwinden. Wie erwartet haben die Tierchen kaum Eigengeschmack. Als Juliane sieht, dass ich mich nicht sofort übergebe, probiert sie schließlich auch. Unsere Begeisterung hält sich in Grenzen und so werden wir in Zukunft wohl doch wieder auf Kartoffelchips zurückgreifen.

Unser letzter Stopp in Kambodscha ist Siem Reap. Etwas außerhalb der Stadt liegt mit der Tempelanlage von Angkor Wat die größte und meistbesuchte Attraktion des Landes. Wir kommen am Nachmittag in Siem Reap an. Zu Fuß spazieren wir ein bisschen durchs Zentrum. Bei der Pub Street wird wieder die Fischmassage angepriesen. Nachdem Juliane in Vietnam so einen Spaß dabei hatte, lasse ich mich diesmal überreden. Obwohl ich die kitzligste Person bin, die ich kenne. Die ersten fünf Minuten sind der Horror für mich aber dann schaffe ich es doch, meine Füße im Becken zu lassen. Nach einiger Zeit traue ich mich sogar zu Juliane ins Becken mit den etwas größeren Fischen. Ein verrücktes Erlebnis.

Bevor wir uns die Tempelanlagen ansehen, erkunden wir aber noch einen Tag lang die Gegend. Eigentlich nur einen halben Tag lang, denn nachdem wir am Vormittag noch eine Auffangstation für Wildtiere besucht haben, geht uns am Nachmittag unser Roller ein. Wir werden immer langsamer und bleiben schließlich nicht unweit einer Werkstatt ganz stehen. Nachdem so viele Male alles gut gegangen ist, war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis uns so etwas einmal passiert. Statt einem gemütlichen Nachmittag am Pool verbringen wir den Rest des Tages bei zwei verschiedenen Werkstätten, weil unser Vermieter darauf besteht, dass die Einspritzpumpe nur gereinigt und nicht getauscht werden soll. Jedes mal kommen wir ein paar Kilometer und dann werden wir wieder immer langsamer. Beim dritten Mal, kurz bevor die Sonne untergeht werden wir schließlich endlich abgeholt. Gut, dass wir keine andern Pläne hatten.

Am nächsten Tag holen wir die Zeit am Pool nach, bevor wir uns abends auf den Weg zu Angkor Wat machen. Wenn man das Ticket nämlich nach 17 Uhr kauft, kann man den Sonnenuntergang dort bewundern und das Ticket ist dann auch noch am nächsten Tag gültig. So bekommen wir schon einen kleinen Vorgeschmack darauf, was uns am nächsten Tag erwarten sollte. Schon am Abend sind wir begeistert von dem fast 1.000 Jahre alten Monument.

Am nächsten Tag wartet unser Tuktuk Fahrer Panama, den uns auch Annabelle und Matt empfohlen haben, schon um fünf Uhr morgens vor dem Hotel auf uns. In einer Tuktuk Kolonne geht es in absoluter Dunkelheit wieder Richtung Angkor Wat. Unglaublich wie viele Touristen schon um die Zeit dort sind. Es dauert eine weitere Stunde bis schließlich die Sonne direkt über dem Haupttempel der Anlage aufgeht. Was für ein Anblick. Panama zeigt uns die besten Fotospots und so haben wir viele tolle Erinnerungsbilder. Dennoch ist es fast unmöglich, dieses architektonische Kunstwerk auf einem Foto festzuhalten. Es ist kaum zu glauben, wie die Menschen vor knapp eintausend Jahren so ein Bauwerk errichten konnten. Und Angkor Wat ist zwar der Haupttempel, aber dennoch nur einer von vielen auf der riesigen Tempelanlage. Nicht umsonst kann man auch Dreitages- oder Siebentages-Pässe kaufen. Es gibt zwei Touren aber wir haben uns für den kleineren Kreis mit den fünf bekanntesten Tempeln entschieden. Bis zum frühen Nachmittag erkunden wir einen Tempel nach dem anderen bis wir vor lauter Steinen den Tempel nicht mehr sehen können.

Hier ein paar unserer unzähligen Fotos:

Am Nachmittag besuchen wir außerdem noch die Hero Rats Führung der NGO Apopo. Hier werden Ratten trainiert um Sprengstoff wie zum Beispiel Landminen und untetonierte Bomben aufzuspüren. Aufgrund ihrer Größe lösen sie nämlich die Bomben nicht aus, wenn sie darauf treten. So konnten schon mehrere Tausend Sprengsätze entschärft und wohl auch viele Leben gerettet werden. Es ist spannend zu sehen, wie mit den Tieren gearbeitet wird und meine Omas werden es nicht glauben aber wir haben die Ratten sogar gestreichelt und gehalten. War gar nicht ekelig oder gruselig.

Am 7. März läuft unser Visum in Kambodscha auch schon wieder aus. Da es jeweils für ein Monat vergeben wurde haben wir ein paar Tage verloren, weil der Februar so kurz war. Nichtsdestotrotz hatten wir eine unglaublich abwechslungsreiche Zeit in dem Land, über das wir vor unserer Reise kaum etwas wussten. Wieder einmal durften wir viele neue Erfahrungen sammeln, wurden überrascht aber auch schockiert aber genau das macht das Reisen ja auch aus. Ich möchte keines der Erlebnisse missen, sogar unser Nachmittag bei den Mechanikern war irgendwie eine aufregende Erfahrung. Einzig ein paar weniger Moskitos hätten mir nichts ausgemacht.

Wir freuen uns, dass Du unseren Blog verfolgst. Wenn du es bis hierher geschafft hast, bist du entweder wirklich interessiert an unseren Berichten oder dir ist richtig langweilig. So oder so, wir danken für das Durchhaltevermögen. 😉
Wir wünschen ganz liebe Grüße von weit weg. Wo es als nächstes hingeht wird dann Juliane im nächsten Beitrag verraten.

Manuel

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Alles Rodger in Kambodscha

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Den Spannungsbogen hat Manuel in seinem letzten Beitrag ja bereits gespannt und ich darf ihn jetzt loslassen.

Für den Weg nach Kambodscha gab es für uns zwei Optionen:

Die leichte Variante: mit dem Bus von Can Tho direkt nach Phnom Penh (der Hauptstadt von Kambodscha) inklusive Grenzübergang.

Die abenteuerliche Variante: mit dem Bus in den Süden zum Ort Ha Tien (letzte Ortschaft vor der Grenze) von dort müssen wir ein Taxi nehmen, die Grenze selbst überqueren und dann hoffen den Bus von dort weiter nach Kep, der ersten Ortschaft in Kambodscha, zu erwischen.

Und wie ihr Manuel und mich aus den letzten Beiträgen nun kennen gelernt habt, gab es für uns Abenteurer nur eine Option, auch weil wir planen auf den Inseln im Süden Kambodschas zuerst unsere Fußabdrücke zu hinterlassen. Und wie es beim Reisen auch oft der Fall ist, einen Plan zu haben ist gut, aber Flexibilität und Gelegenheiten wahrnehmen ist wichtiger. Also: auch wenn der Bus den wir eigentlich reserviert haben nicht kommt, wir spontan ein Moped-Taxi über die Grenze nehmen müssen, es von dort keinen Bus weiter ins Landesinnere gibt oder wir dem Taxifahrer den falschen Namen der Unterkunft geben und so wo anders landen. So haben wir es doch geschafft und das mit einer Gelassenheit die ich vor der Reise nicht für möglich gehalten hätte.

Die falsche Unterkunft

Die unbeabsichtigte Unterkunft stellt sich als kleines Paradies heraus (auch wenn aus den geplanten 11 Euro pro Nacht 20 werden). Für 3 Tage dürfen wir ein Bungalow im Grünen unser Eigen nennen, und daneben ein Restaurant mit leckerem Essen und einem Ausblick zum Sonnenuntergang. Aber Bungalow, das klingt leider auch romantischer als es die Realität zulässt. Denn im Dach treiben einige Geckos ihr Unwesen, die anscheinend auf einem Ego Trip sind, da sie die ganze Nacht ihrem Namen alle Ehre machen müssen. Wer es nicht kennt, an dieser Stelle bitte „Gecko Ruf“ googeln und auch die ein oder andere Jagd nach Fröschen ist eben der Preis für das Bungalow-Leben.

Was gleich auffällt einige Meter über der Grenze, Casinos, so weit die Aussicht es zulässt. Da Glücksspiele in Vietnam verboten sind und man (auch wir) in Cafés, auch nicht zum Spaß Karten spielen darf, wird hier der Sünde Einkehr gehalten. Und das im großen Stil, mit Plakaten für Slotmachines, Box- und Hahnenkämpfen.

Auch die Straßen hier, bestehen oft nur aus Steinen, roter Erde und vielen Schlaglöchern. Aber das hat uns in den anderen Ländern auch noch nicht aufgehalten. Und so fahren wir über Stock und Stein bis dorthin wo der Pfeffer wächst. Im wahrsten Sinne des Wortes, wir besuchen eine Pfefferfarm und erfahren, dass auch das mit viel mehr Arbeit verbunden ist, als man beim Verzehr glauben würde. Apropos Verzehr, wir durften an einer kleinen Pfefferverkostung teilnehmen, was durch die Reihe Hustenanfälle auslöste, weil wir kein Wasser dazu bekommen haben. Fazit: egal welche Pfeffersorte, Pfeffer schmeckt als Gewürz in diversen Gerichten deutlich besser als alleinstehend.

Kep ist ein kleines Dörfchen das bekannt ist für den Krabbenmarkt und die vielen Restaurants, in denen die Krabbe als kulinarisches Highlight gepriesen wird. Und obwohl wir fast ausschließlich vegetarisch unterwegs sind, ist diese Reise für mich auch ein Grund Neues zu probieren und so versuche ich zum ersten Mal dieses weiße Fleisch in meinem Leben. Das war das erste Mal, dass ich Krabbe gegessen habe und auch mein letztes Mal, da der Geschmack mich nicht überzeugen konnte.

Das Schöne an den Restaurants entlang des Ufers: der tägliche Sonnenuntergang über dem wellenschlagenden Horizont. Durch Manuels neue Routine, des frühen Aufstehens gönnen wir uns den hart verdienten Luxus des Sonnenauf- und untergangs an einem Tag.

Der zweite Ort im neuen Land für uns: Kampot. Das erste was einem dort ins Auge fällt, ein Kreisverkehr mit einer riesen Durian Statue. Wer die Durian nicht kennt, das ist eine Frucht die für mich zu den ekelhaftesten Dingen gehört, die je meine Zunge berührt haben. Aber in Asien ist sie eine der beliebtesten Früchte.

Auch hier haben wir wieder ein Bungalow als unsere Bleibe gewählt. Der Eigentümer ist ein sehr freundlicher Herr und er gibt uns am ersten Tag eine gratis Tour durch die Umgebung zum Sonnenuntergang. Neben dem wunderschönen Farbenspiel des Himmels, fahren wir vorbei an barackenähnlichen Häusern vor denen die Leute am Abend ihre Zeit verstreichen lassen. Besonders verrückt an dieser Tour, wir machen einen Halt bei einer Freundin von ihm die ab März ihre eigenen Bungalows vermietet und so werden wir ungefragterweise zu Fotomodels für ihr Booking-Profil.

Tour

Da es so unglaublich heiß ist jeden Tag (ca 33 C°), entfliehen wir dieser Hitze auf den Hausberg, auf 1000 Meter, wo sich die Makaken tummeln. Wir erleben, wie soll es anders sein, wie der menschliche fehlende Respekt vor wilden Tieren dazu führt, dass ein Herr am Arm gebissen wird. In diesem Fall, wollte der Herr ein Selfie mit dem Makaken Männchen machen. Was uns am meisten wundert, der Verletzte stiegt danach in sein Auto mit der Aufschrift: Police.

Auf dem Berg entdecken wir, verlassene Gebäude (manche die nur so scheinen) und Tempel die versteckt im Nebel liegen. Wir fahren vorbei an riesen Flächen wo Wald gerodet und neue Wohnungen gebaut werden, in denen nie jemand wohnen wird. Das alles inmitten des Nationalparks. Für uns ein schockierender Kontrast von Natur und Kapitalismus.

Einen anderen Weg mit der Hitze umzugehen haben wir am Valentinstag ausprobiert. Wir haben uns mal so richtig gegönnt und einen Spa Tag eingelegt. Für Manuel war es einer der entspanntesten Tagen auf der Reise. Wir durften hausgemachten, eisgekühlten Kombucha unter einem Cashewbaum schlürfen, am Fluss heißen Brie mit caramlisiertem Zwiebel genießen, uns bei einer Paarmassage entspannen und im Dampfbad unsere Körper mit Salzpeeling babyweich schrubben. Mein persönliches Highlight, die finnische Sauna mit Blick auf den Fluss. Zuvor hätte ich nicht geglaubt, dass sich die 30°C Außentemperatur irgendwann kühl für mich anfühlen könnten, aber nach den 90°C in der Sauna, geht auch das. Natürlich gab es auch ein eiskaltes Becken um die echte Abkühlung zu erleben.

Wir hatten auch das Glück, unsere neuen/alten Freunde, Annabelle und Matt, die wir in Laos kennen gelernt haben wieder zu sehen. Aber wie schön es auch ist, heißt es irgendwann wieder Abschied nehmen. Nicht nur von ihnen, nein auch von diesem Ort. Weil unser nächstes Ziel wartet schon sehnlichst auf uns.

Wir begeben uns auf die Insel Koh Rong Sanloem. Auch dieser Ort entpuppt sich als Paradies, mit dem Namen Sunset Beach. Der Name ist Programm und so dürfen wir jeden Tag der Sonne beim verschwinden hinter dem wellenschlagenden Horizont zusehen. Zu unserem Paradies gehören noch saubere Strände, gemütliche Hängematten und eine Atmosphäre wo die Zeit keine Rolle spielt. Was für ein Glück wir haben, wir können es selbst kaum fassen. Und so werden aus den drei gebuchten Nächten, schnell mal sechs. Auch an den zwei Halbtagen mit Regen, können wir es sehr genießen, denn es gibt kaum beruhigenderes, als dem Regen über dem Meer zu lauschen und das Spektakel auch noch zu beobachten. Wie selten ist es doch, dass man sich Zuhause für so etwas Schönes und doch Einfaches die Zeit nimmt.

Sunset beach

Es ist ein äußerst ruhiger Strand, der aus insgesamt vier Unterkünften und einem Adventure Café besteht. Das Café hört sich doch, wie ihr wisst, genau nach unserem Geschmack an.

Die Kellnerin in unserer Unterkunft ist nicht nur ein unglaublich netter Mensch, sondern auch eine begnadete Boxlehrerin. Diese Gelegenheit darf ich mir nicht entgehen lassen und so nehme ich bei ihr, die erste Boxstunde meines Lebens. Nach 30 Minuten bin ich komplett k.o. und sie begeistert von meinem versteckten Talent. Ich muss ihr dort versprechen, dass ich Zuhause weiter machen werde und sie nimmt mich für zwei weitere Stunden unter ihre Fittiche. Aber neben dem Powersport suche ich einen Ausgleich in den täglichen Yoga-Stunden. Da stoße nicht nur ich, sondern auch Manuel an die Grenzen unserer körperlichen Flexibilität.

Und nicht nur das, als die Nacht herein bricht, machen wir uns mit einer Gruppe mit den Kajaks auf den Weg ins Meer hinaus. Warum? Weil es hier ein Spektakel gibt, das wir uns keinesfalls entgehen lassen wollen. Und zwar gibt es hier lumineszierendes Plankton. Es ist wirklich magisch, als wir mit den Taucherbrillen und den Schnorcheln vom Kajak ins Wasser hüpfen. Das Plankton reagiert auf jede Bewegung. Sprich, wenn man still im Meer liegt und in die darunter liegende unendliche Dunkelheit blickt und dann die Hände vor den Augen bewegt, sieht es aus, als ob man zaubern könnte und der Feenstaub von den Händen fällt. Wie im Märchen von Peter Pan, es bräuchte nur noch schöne Gedanken, um zu fliegen und im Wasser fühlt es sich fast so an. Was zu der schönen Stimmung noch beiträgt ist, wenn man den Blick nach oben richtet. Dann sieht man die Sterne fast in der selben Konstellation stehen, die man gerade gezaubert hat.

Wir machen auf der Insel natürlich auch wieder eine Wanderung zum Leuchtturm. Wir werden zwar vorgewarnt, aber es ist doch verrückt zu sehen, wie die Insel zurzeit fit für den Massentourismus gemacht wird. Das bedeutet, dass auf diese zuvor nur per Fuß erkundbare Insel eine Straße in Autobahngröße gebaut wird. Es ist kaum zu glauben, dass diese Idylle in ein paar Jahren nicht mehr existieren wird und so wird sie bei einem möglichen nächsten Besuch in einigen Jahren, nicht mehr wiederzuerkennen sein.

Aber auch an diesem Ort werden wir nicht für immer bleiben, mehr dazu dann wieder von Manuel.

Bis dahin,

Alles Liebe

Juliane

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Abseits vom Touristentroubel im Süden Vietnams

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Wir bleiben länger als gedacht in Ho Chi Minh. Einerseits weil es uns die viele süßen Cafés angetan haben, in denen man locker ein paar gemütliche Tage verbringen kann. Andererseits aber, weil wir auf Huyen warten. Huyen ist die Schwester von Hoa, einer guten Freundin von mir, die aus Vietnam kommt, aber mittlerweile seit einigen Jahren in Österreich lebt. Ihre Schwester wohnt in Ho Chi Minh und nach dem sie vom Neujahrsfest bei der Familie wieder zurück in der Stadt ist, nimmt sie sich ein ganzes Wochenende lang Zeit, um uns die Gegend zu zeigen.

Gemeinsam machen wir eine Tagestour nach Tay Ninh. Dort gibt es eine Pagoda (Tempelanlage) auf einem Hügel, zu der nach dem Neujahrsfest (siehe letzter Beitrag) Menschen aus allen Himmelsrichtungen kommen, um für das neue Jahr zu beten. Tausende von Menschen und zwei Touristen und das sind wir.

Zusammen mit unzähligen Einheimischen machen wir uns bei gefühlt 40 Grad zu Fuß auf den Weg zur Pagoda. Wir fühlen uns durch unsere Begleiterin aber wie Locals. Wie alle anderen auch, zünden wir Räucherstäbchen an, als wir den Tempel betreten. Außerdem kaufen auch wir einen Lottoschein, um unser Glück zum Jahresbeginn herauszufordern. Keine Sorge Mama, wir haben nicht gewonnen und werden somit doch früher oder später wieder nach Hause kommen.

Den Rückweg ersparen wir uns und mit einer Art Sommerrodelbahn geht es wieder zurück zum Ausgangspunkt. Damit hätten wir hier auch nicht gerechnet.

Weiters besichtigen wir in Tay Ninh einen Tempel der hier speziellen Caodaismus Religion. Obwohl wir mittlerweile schon viele Tempel gesehen haben, ist der doch nochmal anders und besonders.

Am letzten Tag in Ho Chi Minh führt uns Huyen noch in der Stadt herum. Wir fahren nach China Town und beobachten auch dort das emsige Treiben und die Gebete zum Neujahrsfest. Wieder tauchen wir ein, zünden erneut Räucherstäbchen an und sammeln Karma Punkte mit einer anderen typischen Aktion zu Neujahr: Vögel kaufen und freilassen. In kleinen Käfigen sitzen hunderte Spatzen und Tauben, die nur darauf warten endlich gekauft und wieder in Freiheit entlassen zu werden. Das soll Glück bringen und so erlösen auch wir drei kleine Spatzen aus ihrem Gefängnis. Wie die Locals eben. Wenn es schon nicht hilft, schaden tut es auch nicht. Am Nachmittag spazieren wir noch über einen Markt und gehen gemeinsam Essen. Wir haben es genossen, mit Huyen nochmal eine andere Seite der Stadt, abseits von Touristenströmen kennenzulernen.

Dann ging es für uns weiter nach Can Tho. Das liegt drei Stunden südlich von Ho Chi Minh im Mekong Delta und ist bekannt für die schwimmenden Märkte. Gleich für den Tag nach unserer Ankunft buchen wir eine Tour zu eben diesen. Es ist beeindruckend wie viel Obst und Gemüse man auf kleinen Booten stapeln kann. Der Markt ist entstanden, weil auf dem Wasser keine Standgebühren zu zahlen sind und ist bis heute jeden Tag belebt. Hai, unser Tour-Guide versorgt uns mit Kostproben von den kleinen Booten nebenan und allen wichtigen Infos. Abends verkauft er Smoothies am Night-Market. Dort haben wir ihn dann jeden Abend wieder besucht.

Am darauffolgenden Tag erkunden wir mit geliehenem Roller die Gegend. Bei einem kleinen Waldstück mit Bäumen, die mehrere hundert Jahre alt sind, machen wir Halt. Es sieht so aus, als ob die Gebrüder Grimm den Wald so gestaltet hätten.

Außerdem probieren wir eine Art Pancakes, eine regionale Spezialitat. Als wir das Essen dann aber serviert bekommen, müssen wir erst die Nebentische beobachten um herauszufinden, wie das ganze zu essen gedacht ist. Kleine Stücke abreißen, dann in mehrere Blätter einrollen, in die Soße dippen und ab in den Mund. Gar nicht so einfach aber nach ein paar Versuchen haben wir wortwörtlich den Dreh raus.

Als nächstes Ziel haben wir die Insel Con Dao gewählt. Ein kleines Paradies mit trauriger Vergangenheit. Über viele Jahrzehnte wurden hier Gefangene festgehalten und unter widrigsten Bedingungen grausam gefoltert, damals bekannt als „hell on earth“. Diese Vergangenheit ist einerseits der Grund dafür, dass viele Einheimische hierhin kommen um vor allem für Frieden zu beten. Andererseits ist es dementsprechend noch nicht sehr für internationale Touristen ausgebaut. Kaum jemand spricht Englisch und schon die Anreise stellte sich als abenteuerlich heraus. Die einzige Fähre ging um 8 Uhr morgens und ein Bus davor fährt natürlich nicht. Zum Glück war die Besitzerin von unserem Hostel so nett und hat uns einen ihrer Scooter für die paar Tage für ein paar Euro zur Verfügung gestellt.

Für uns hieß das um 4:30 aufstehen und um 5 Uhr Abfahrt mit dem Scooter. Nach zwei Stunden Rollerfahrt kommen wir erleichtert bei der Fähre an. Die Erleichterung war schnell vergessen, da die zweieinhalb Stunden mit der Fähre alles andere als angenehm waren. Der hohe Wellengang machte nicht nur uns zu schaffen. Ungefähr jeder Fünfte machte von den schwarzen Plastiksackerl Gebrauch, die wir gleich zu Beginn bekommen hatten. Juliane hat knapp zwei Stunden gekämpft und ist dann doch ins Team der Plastiksackerl-Benützer gewechselt. Auf der Insel angekommen werden wir schon erwartet. Hai, unser Guide aus Can Tho hat das für uns organisiert und uns einen Platz im Hotel seiner Tante reserviert.

Den Rest des Tages verbringt Juliane im Bett mit den Nachwehen der Anreise während ich mir ein bisschen das kleine Örtchen auf der Insel anschaue. Es leben nur 5.000 Menschen dort. Die darauffolgenden zwei Tage leihen wir uns wieder mal ein Moped aus und erkunden die Insel. Wir bewundern Sonnenauf- und untergänge, genießen menschenleere Strände und klettern im Nationalpark auf Lianen.

Außerdem gibt es auf der kleinen Insel einen noch kleineren Flughafen. Dieser ist direkt neben dem Strand und so heißt es ca. einmal pro Stunde Kopf einziehen.

Schnorcheln erwies sich bei dem hohen Wellengang als weniger erfolgreich. Somit bekamen wir auch keine der majestätischen Dugongs (Seekühe) zu Gesicht. Nur in einem kleinen Museum eingelegt statt ausgestopft.

Zumindest waren die Wellen beim Rückweg nach vier Tagen auf der Insel dann wieder etwas sanfter und so wurde die gefürchtete Rückfahrt eine positive Überraschung.

Wir bleiben noch zwei weitere Nächte in Can Tho bevor es dann weiter nach Kambodscha geht. Was wir von Vietnam mitnehmen: Egal wie viele Mopeds kommen, um die Straße zu überqueren muss man einfach losgehen. Google Translate hat mit der vietnamesischen Sprache noch Verbesserungspotenzial. Und nicht zu vergessen den Sonnenbrand, den wir aus Con Dao mitgebracht haben.

Wie es in Kambodscha weitergeht, darauf sind wir genauso gespannt wie ihr.

Bis dann
Manuel

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Neujahr für uns heuer 2 mal

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Da wir aber leider nicht zu viert mit Benni und Valen weiterreisen können, kommt die Time to say goodbye und so geht es für uns weiter nach Phan Tieht. Aber diesmal nutzen wir den Nachtzug als unser Gefährt, da uns eine 17-stündige Fahrt bevorsteht und wir uns mehr Komfort erhoffen als es im Schlafbus der Fall war.

Wir haben Glück und für die meiste Zeit der Fahrt haben wir unser vierer Abteil für uns. Und so vergehen die noch im Vorhinein gefürchteten Stunden wie im Zug äähm Flug. Wie schnell die Zeit verfliegt, wenn man in unbekannten Ländern aus dem Fenster sieht und die neuen Eindrücke in einem aufsaugen kann. Jeder Blick ist neu und aufregend, zugegeben ist das auch von Zeit zu Zeit etwas auslaugend, aber jede Sekunde wert. Zugfahren ist an sich nicht anders als bei uns in Europa, der Unterschied liegt im Aussteigen. Das entpuppt sich als gar nicht so einfach, da jede Tür mit einem Vorhängeschloss verriegelt ist und das Personal mit einem verstecken spielt. Manuel versucht vergebens die Tür zu öffnen, aber kein Glück. Daher machen wir uns hektisch, unwissentlich wann der Zug die Fahrt fortsetzt, auf die Suche nach einer Tür, die in die Freiheit führt. Aber alle Türen sind verschlossen. Ich glaube wir haben so einen Lärm an den Türen gemacht, dass wir dann doch die Aufmerksamkeit auf uns gezogen haben und drei Damen zu uns eilen und uns gestikulieren, dass wir Platz machen sollen. Währenddessen schreit sie durch den Zug, auf vietnamesisch, dass wir noch nicht losfahren sollen. Also das nehme ich an, aber manchmal versteht man sich einfach sprachunabhängig.

Also steigen wir mitten im nirgendwo auf dem Bahnsteig 3 aus. Jetzt gilt es nur noch den nächsten Zug in die Stadt zu finden und dort nach dem ständigen Preisvehandeln in die Unterkunft und uns kurz ins Bett schmeißen.

Aber leichter gesagt als getan. Alles klappt bis wir in der Unterkunft ankommen und die Rezeptionisten dort behaupten, dass wir keine Reservierung haben.

Phuu. Das hat uns noch gefehlt. Nach langem hin und her mit Google Übersetzer, da Englisch hier in Vietnam ein rares Gut ist, haben wir zwar immer noch keine Reservierung aber ein Zimmer bekommen wir trotzdem. Nochmal alles gut gegangen. Nach einem kurzen Nickerchen, holen wir uns ein Moped und trauen uns auf die verrückten Straßen Vietnams.

Man sieht auf den Straßen, dass alle Vorbereitungen auf das anstehende Mond Neujahrsfest schon auf Hochtouren laufen. Überall gibt es Blumen zu kaufen, es werden die Straße dekoriert und die Leute auf den Mopeds fahren mit allem Unmöglichen durch die Gegend, wo wir in Österreich einen Transporter mieten würden.

Wir fahren von hier nach Mui Ne, ein Dörfchen wo wir morgens den Fischern zusehen die bei ihrer Rückkehr ihren Fang verkaufen. Wir besuchen die Roten und Weißen Sanddünen und lassen uns natürlich nicht nehmen, das wir uns beim Sandbob fahren versuchen. Das schöne am Reisen: Auch wenn man den Tag ein bisschen plant, wird man immer wieder überrascht. Wir machen etwas, dass ich mir nie gedacht hätte, einmal zu tun: Straußenreiten. Jaaa, richtig gelesen wir meinen damit nicht die Blumen. Ein Abenteuer.

Weiter besuchen wir den Bikini Beach in Phan Tieht, wo sich nebenan die Novaworld befindet, ein amerikanisch nachgebautes Städtchen mit Vergnügungspark und Reihenhäusern, aber es ist alles ausgestorben. Nur die Securitys und die Gärtner laufen herum. Irgendwie gruselig. Wir wagen uns an den Strand der mit großen Statuen verziert ist. Da wir den Strand nur für uns (und drei Rettungsschwimmer, die mangels Badegästen am Handy sitzen) haben, buddeln wir uns wie Kinder gegenseitig im Sand ein. Wir wollen auch ins Meer aber… Nachdem ich mich ein Stück hineinbegebe sehe ich, dass rund um mich Müll schwimmt, eine alte Zahnbürste und anderes Plastik wird mir gegen das Bein gespült. Ich ekele mich so davor, dass ich lieber voller Sand durch die Gegend laufe.

Vietnam ist bisher das Land mit dem meisten Müll, egal ob neben der Straße, am Strand, am Feld neben den grasenden Kühen, im Dörfchen am eigenen Grund oder in der Großstadt. Plastik der ständige Begleiter. Die Leute hier scheinen sich nicht daran zu stören. Auch für uns wird es schon „normaler“. Am Anfang noch gewundert, steigt man jetzt des öfteren einfach darüber hinweg.

Hier ein kurzer Nachtrag dazu aus Da Nangh:

Wir fragen in einem Café am Straßenrand was wir mit unseren Dosen und Flaschen machen sollen, der Besitzer deutet über den Zaun. Ein Blick darüber, lässt uns merken dass es kein Scherz war. Das machen wir natürlich nicht und so nehmen wir unseren Müll natürlich mit, aber es lässt einen schon die offizielle Handhabung mit dem Problem hinterfragen.Neben den nicht so tollen Seiten gibt es natürlich auch schöne Seiten in Vietnam. Uns zieht es weiter nach Ho-Chi-Minh-City für das Lunar New Year.

Dieses Fest übersteigt alles, was es an Festen in Österreich gibt. Es wird 6 Tage gefeiert und dafür werden tausende Blumen in der Stadt verteilt. Da wir vom Jahr des Tigers zum Jahr der Katze wechseln, gibt es überall Bilder, Statuen, Skulpturen uvm. im Katzenmotiv. Die Stadt wird in Rot und Gelbtönen gehüllt, also die Flaggenfarbe. Am Tag vom 21. auf 22. wird am meisten gefeiert, die Stadt pulsiert. Es tümmeln sich Abertausende Menschen auf den Straßen und machen überall Fotos mit den Dekorationen. So viele Menschen habe ich noch nie auf einem Haufen gesehen! Es gibt Bühnen mit Trommlern, Tänzern, Sängern und einem DJ und um Mitternacht ein Feuerwerk, das bemerkenswerte 15 Minuten dauert. Was auffällt, auch wenn der Hauptsponsor dieses Jahr eine Biermarke ist, trinkt niemand außer den Touristen, es läuft alles sehr gesittet ab und nach dem Feuerwerk gehen alle nach Hause.

Auch in einem Park ist für das Neujahr ein Jahrmarkt ähnliches Fest aufgebaut. Das schauen wir uns natürlich an, wir sind ja neugierig und wollen sehen wie die Locals das Fest feiern. Vom Messerschlucker, der sich eine Spirale über den Mund durch die Nase dreht, zu noch mehr Blumen und Bonsai Bäumen, Essensständen, Fahrgeschäfte und meinem persönlichen Highlight: Massage Fischen. Das letztere wollte ich schon immer mal probieren und so stecke in meine Füße ins Wasser und unter schallendem Gelächter lasse ich mir meine abgestorbene Haut wegknabbern.

Apropos knabbern, natürlich darf eine kleiner Ausschweifer zu Essbarem bei mir nicht fehlen. Wir haben wieder viel probiert und wieder viel gesehen, wie auf der Straße alles mögliche zubereitet wird. Am öftesten haben wir in den letzten Tagen Banh Mi bestellt, ein gefülltes Baguette, dass uns vor so manchem Hunger schon bewahrt hat und wirklich überall zu finden ist. Vegetarisch meist kein Problem, nur einmal haben wir als Frühstück für die Fahrt 4 davon bestellt und ich zeige der Dame mit meinem besten Vietnamesisch (Google translate und die Zahlen die ich schon weiß), bitte ohne Fleisch. Sie deutet mir, ok. Wir zahlen und gehen freudig davon. Als wir bei einem Kaffee auf unseren Bus warten, möchte Manuel gleich eines essen…ja da ist Fleisch drin und nicht nur ein bisschen, 3 verschiedene Wurstsorten, Faschiertes und Schweinewatte erstreckt sich über das gesamte Brötchen, nur dazwischen vereinzelt etwas Grünes wie Gurke oder Koriander. Manuel, so nachhaltig wie er ist, isst es trotzdem. Nur haben wir leider noch 3 davon und so wird es später als ein Geschenk an einen Obdachlosen gehen. Wir lassen uns von so etwas natürlich nicht abschrecken und versuchen auch Egg Coffee. Ja genau, Eigelb aufgeschlagen und darunter Kaffee. Das werden wir Zuhause eher nicht nachkochen. Wir kosten uns natürlich auch durch ein paar Pho’s und vieles mehr.

Ich finde es immer wichtig, sich mit der Geschichte eines Landes auseinander zu setzen, um die Leute besser zu verstehen und das Land aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Vietnam ist ein Land, das noch nicht lange in Frieden lebt. Noch vor ein paar Jahrzehnten wurde um die Führung dieses Landes stark gekämpft. Bei uns bekannt als Vietnamkrieg wird er hier American War genannt. Wir gehen in eines der erschreckendsten, berührensten Museen in dem ich je war, das Kriegsreste Museum. Darin befinden sich unzählige gefühlvolle, wahre Bilder/Fotos des Krieges. Weiter besuchen wir die Cu Chi Tunnel. Hier wurde ein Tunnelsystem von 250km Länge gegraben um gegen die Amerikaner zu bestehen. Es ist unglaublich unter welchen widrigen Bedingungen die Menschen hier gelebt haben aber auch wie ausgeklügelt das System war. Das Verrückteste an dem Ort, ein Schießplatz direkt daneben. Während man die Tunnel besucht hört man Schüsse, eine skurrile Sache die angesichts der Vergangenheit für uns keinen Sinn macht. Aber es ist hörbar ein gutes Geschäft. Was für uns auch beeindruckend ist, wie die Menschen hier mit der Vergangenheit umgehen. Der Guide erzählt uns, dass die Menschen nur Frieden für alle wollen und versuchen eine gute Beziehung zu ihren früheren Feinden aufzubauen. Da fehlen einem die Worte.

Vietnam hat eine große Café Kultur, was für mich einfach nur wunderbar ist, als Kaffeeliebhaberin. Aber keine Sorge, auch für Manuel ist was dabei, denn eine weitere Spezialität der Vietnamesen: Süße Tee’s in klassischen oder außergewöhnlich Varianten. Also nehmen wir uns gerne die Zeit diese genauestens unter die Lupe zu nehmen. Es gibt verschiedene Arten von Cafés. Einerseits die bis zu vierstöckigen, wovon drei Stöcke klimatisiert sind und der letzte im Freien auf einer Terrasse bei 30 Grad, aber von allen Stöcken einen Ausblick auf die verrückten, mit Mopeds übersäten Straßen Vietnams. Und auf der anderen Seite, Cafés die aus einer Garage oder einem kleinen fahrbaren Stand bestehen und wo drum herum Sesselchen und Tischchen in Kindergartengröße und Asphaltnähe aufgestellt sind. Es gibt natürlich viele weitere Cafés mit Besonderheiten, zum Beispiel mit Hängematten oder die berühmten Café Appartements in Ho-Chi-Minh-City. Diese erstrecken sich über acht Stockwerke und in jedem davon haben sich mindestens zwei Cafés einquartiert. Von dort haben wir uns das verrückte Treiben in der voll dekorierten Straße zum Mond Neujahr angeschaut. Manuel sagt: „Ich wünsche mir, dass es jetzt zu regnen beginnt, damit wir den Massen beim Verstecken zusehen können.“ Be careful what you wish for! Bei unserem zweiten Besuch passiert genau das, nur das es bedeutet, dass wir jetzt nicht so schnell wegkommen wie geplant, aber wir haben ja die Freiheit unsere Pläne jederzeit zu ändern.

In jedes Café gehen wir mit unseren Tagebüchern, Spielkarten und Manuel mit seinem neuen Lieblingsbuch: The Monk who Sold his Ferrari. In einem der Cafés übt ein älterer vietnamesischer Herr seine Gitarrenkünste. Er zupft seine Gitarrenseiten wie die Engel ihre Harfen spielen. Von mir aus könnten er jeden Moment aufstehen und Geld verlangen.

Wir treffen hier auch einige interessante Menschen.

Es ist wirklich heiß in der großen Stadt. Zu den Neujahrs-Festivitäten hat es um Mitternacht noch 27 Grad – für uns eine Tortur. Jedenfalls sind Manuels Haare schon zu lang für dieses Klima und eines Tages kamen wir spontan bei einem 68 jährigen Herren vorbei, der auf eben jener Straße einen Frisörstuhl sein Eigen nennt und das schon seit 40 Jahren. Das ist die Gelegenheit für Manuel Platz zu nehmen. Der Herr freut sich über jede Kundschaft, um seiner Leidenschaft nachzugehen. Bei jedem Schnitt mit der Schere merkt man seine Liebe zum Beruf. Bewundernswert. Er erzählt uns, dass er es von seinem Vater gelernt hat und eben seit Jahrzehnten an dieser Stelle ist, ohne sich je einen Tag frei zu nehmen. Bei der Frage ob er auch Frauen die Haare schneidet lacht er und sagt, dass er das nicht von seinem Vater gelernt hat. Stolz erzählt er, dass er sich sogar selbst die Haare schneidet. Wir fragen ihn wie. Er sagt mit seinem besten Englisch: „With one mirror before and one mirror after.“ Er meint natürlich einer vorne und einer hinten. Beide Seiten überglücklich, Manuel über seinen Haarschnitt und der Herr über seine Arbeit geben wir ihm ein großzügiges Trinkgeld was ihn nochmehr zum Strahlen bringt. Dann gibt es für beide Seiten noch ein Erinnerungsfoto. Wir gehen und kaufen ihm noch ein Bier woraufhin er Manuel mit „I love you!“ seine Liebe gesteht. Was für ein schönes Erlebnis!

Wie es weiter geht in der großen Stadt, das erfahrt ihr wieder von Manuel im nächsten Beitrag.

Alles liebe Juliane