Ich bedanke mich bevor ich richtig starte nochmal bei Manuel für den diesmal wirklich kurz und knackigen Post. Also fangen wir an…
Japan, eines der Länder, die bei mir ganz oben auf der Liste standen. Die ersten zwei Tage kann ich es noch gar nicht fassen, dass wir wirklich hier sind. Aber am dritten Tag stellt sich die Realität und die hohen Rechnungen eines entwickelten Landes dar.
Wir wussten, es würde teuer werden, aber wir hatten nicht erwartet, dass dieses Land uns im Bereich spontanes Reisen auf die Knie zwingen würde. Denn wer hier zu langsam ist oder wartet, verliert/bezahlt.
Also müssen wir uns zum ersten Mal seit langem einen echten Plan überlegen. Aber wo soll man da nur anfangen in einem Land, welches mehr zu bieten hat als ein großes Interspar-Regal?
Komplett überfordert mit der neuen Situation, geht es uns beiden an die, und wir uns auf die Nerven. Aber wir wären nicht wir, wenn wir dafür keine Lösung fänden. Also, was tun?
Eine Route planen und alle Unterkünfte für Japan im Voraus buchen. Wir versuchen es.
Unsere Route für Teil 1: Tokio – Nagano – Osaka – Nara.
Es gibt verschiedene Optionen in Japan, um von A nach B zu kommen. Wir haben uns für den JR Railpass entschieden mit einem stolzen Preis von knapp 1000€ gesamt für uns beide für 21 Tage. Dieses Investment und die gebuchten Unterkünfte lassen unseren Tagesdurchschnitt in die Höhe schnellen. Damit können wir den Zug in diesem Zeitraum in ganz Japan so oft benutzen, wie es uns lieb ist und es unser Sitzfleisch mitmacht.
Apropos Zug, hier hat Manuel die meiste Vorfreude gezeigt. Denn in unserem Pass inkludiert ist auch der Shinkansen-Zug. Der berühmte Hochgeschwindigkeitszug erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 320 km/h. Zugegeben, wir sind beide begeistert, denn er ist zusätzlich noch gemütlich und sehr ruhig… wahrscheinlich liegt es auch daran, dass Telefonieren und Reden in den öffentlichen Verkehrsmitteln in Japan nicht sehr populär ist.
Wir beginnen ja in Tokio, der größten Stadt der Welt, also Einwohnertechnisch, aber das Verrückte ist, dass in den Straßen davon kaum etwas zu merken ist. Auf den unglaublich sauberen Straßen fahren nur ein paar Menschen vorbei, die Maske tragen, egal ob sie am Rad oder alleine im Auto sitzen. Daneben ein paar Fußgänger und wir. So mischen wir uns unter die 37 Millionen Menschen. Das Mischen ist leichter gesagt als getan. Hier tragen die Leute nicht so farbenfrohe Kleidung wie im Rest von Asien und da stechen wir zwei mit unseren bunten Jacken natürlich gleich heraus. Also machen wir als Twinni die Stadt unsicher, da verstecken sowieso keinen Sinn hätte, besonders mit meinen blonden Haaren und blauen Augen nicht.
Und ja, auch wenn es meist nicht so wirkt, es gibt wirklich so viele Menschen. Das wird deutlich klar beim berühmten Shibuya Crossing. Hier verlaufen die Zebrastreifen nicht nur wie üblich sondern auch diagonal über die Kreuzung. Sobald die Ampel die Farbe wechselt sieht man die Straße vor lauter Menschen nicht mehr. Dort befindet sich auch die Statue von Hachiko, wer ihn kennt und so erweisen auch wir hier unsere letzte Ehre.
Die Kirschblüte, auch bekannt als „Sakura“, ist ein wichtiger Teil der japanischen Kultur und somit ganz oben auf unserer To-do- oder besser gesagt To-see-Liste. Also spazieren wir von einem Baum zum nächsten, vorbei an Schreinen und erkunden zu Fuß die Stadt.
Auf unserem Weg verirren wir uns in ein sogenanntes Maid Café. Was die Vietnamesen in der Menge der Cafés haben, haben die Japaner an Ausgefallenem. Das wollen wir natürlich genauer ergründen und so werden wir von einer Frau im Zimmermädchenkostüm bedient. Mit der üblichen Kaffeehaus-Etikette kommt man hier nicht weit. Wenn man möchte, dass die Kellnerin zum Tisch kommt, zum Beispiel, muss man die Geräusche einer Katze machen und wenn sie die Bestellung bringt, muss man mit ihr einen Zauberspruch aufsagen. Auch wenn es komisch klingt, wurden wir sehr gut unterhalten und wie in Japan üblich hat auch diese Erfahrung einen Preis, bei dem man zweimal hinschauen muss.
Nach der großen Stadt geht’s für uns Richtung Osten nach Nagano. Obwohl sie immer noch groß Werbung machen mit der Winterolympiade 1998, hat dieser Ort doch eher touristische Bekanntheit wegen der japanischen Makaken, die hier im Winter in die heißen Quellen flüchten. Dieses natürlich vorkommende heiße Wasser mit einer Temperatur zwischen 38°C und 42°C wird in der Regel in ein Badehaus gespeist und das wird in Japan als Onsen bezeichnet. Auch dieser hier wurde eigentlich für die Menschen im Jahre 1874 angelegt, aber da auch die Affen die Wirkung für sich entdeckt haben, wurde er ihnen überlassen, die ihn nun besonders im Winter nutzen, um der Kälte zu entfliehen.
Doch wir haben Glück, denn nicht nur die Affen können entspannen, sondern auch wir haben in diesem Ort einen Onsen in unserem Hotel inkludiert. Da die Japaner eine große Badetradition pflegen, tauchen auch wir wortwörtlich hier in die Kultur ein.
Es gibt jedoch einige Regeln, die beim Besuch eines Onsens zu beachten sind. So ist es üblich, dass hier vor dem Baden jeder Zentimeter Haut mit einem Waschlappen und Seife geschrubbt wird. Manuel meint danach: So sauber war er noch nie. Auch das Tragen von Badekleidung ist untersagt, da die Reinheit des Wassers höchste Priorität hat. Diese Regel zieht mit sich, dass ein Onsen aus geschlechtergetrennten Bereichen besteht.
Von Nagano geht es weiter zum Wahrzeichen des Landes bzw. zum ersten Bild, wenn man auf Google Bilder Japan sucht: dem Mount Fuji. Unsere Unterkunft hier, in einem der bekannten Kapsel-Hotels (auch geschlechtergetrennt). Manuels Zimmer bestand aus 106 einzelnen Kapseln und er durfte eine davon beziehen. Für zwei volle Tage haben wir versucht, den Berg in seiner vollen Pracht zu sehen, aber leider war das Wetter nicht auf unserer Seite. Wir wissen dennoch unsere Zeit gut zu nutzen und besuchen einen öffentlichen Onsen. So schwitzen wir Seite an Seite mit den nackten Japanern und Japanerinnen jeden Alters. Am Morgen des dritten Tages treten wir dem Berg nun endlich von Angesicht zu Angesicht gegenüber und das umgeben von Bäumen in voller Kirschblüte. Ein wirklich magischer Moment, die perfekte Form dieses Vulkans in unseren Erinnerungen speichern zu dürfen.
Auf der Reise geht’s weiter in die drittgrößte Stadt Japans: Osaka. Wie überall gibt es viel zu tun, also los. Wir schauen uns die Burg an, nur von außen. Eigentlich wollten wir auch einen Blick ins Innere werfen, aber wie es hier in Japan nun mal üblich ist, stehen die Leute anscheinend wirklich gerne in der Schlange. Ich meine wirklich, wirklich gerne. Bei der Ankunft am Flughafen stehen wir drei Stunden, für das Zugticket zwei, bei den guten Restaurants stehen die Leute fast um den ganzen Block, und das, obwohl ein anderes Restaurant daneben komplett frei ist. Wo wir Europäer schon lange aufgegeben hätten, fangen die Japaner gerade erst zum Stehen an. Wirklich verrückt, sogar bei den öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es Markierungen am Boden, wo man sich in zwei Reihen anstellen muss, und Vordrängeln gibt es hier nicht. So steigt jeder brav im Gänsemarsch in seinen/ihren Zug ein.
Jedenfalls haben wir uns mit einer Freundin von Manuel von seinem Solo-Trip getroffen, die gerade zufällig mit einer Freundin hier im Urlaub ist. So klein ist die Welt. Auf unserer Liste besuchen wir noch ein Nudel Museum, wo wir selbst unsere Nudeln gestalten dürfen (innerhalb und außerhalb der Verpackung), verbringen einen Tag in einer mehrstöckigen Spiele Arena und einen Nachmittag im Reptilien Café. Ja, wieder eines dieser ausgefallenen Cafés.
Als guten Schluss für den ersten Teil haben wir uns Nara ausgesucht. Eine Ortschaft mit einem großen Park, in dem 1.600 Rehe und Hirsche frei leben und so irgendwie zu Einwohnern dieser Stadt geworden sind. Wir übernachten in einem der wenigen Hotels im Park, wo wir vom Bett aus den Tieren beim Grasen zusehen können. Aber da dort alles früh schließt, verspeisen wir am Abend unsere erstklassige selbst zusammengestellte Nudelsuppe. Das Coole neben dem eindrucksvollsten Buddha in Japan sind die zutraulichen Vierbeiner. Überall kann man spezielles Futter kaufen und die Tiere hautnah, also wirklich manchmal schon etwas aufdringlich, erleben. Ich habe einen Riesenspaß dabei und Manuel lacht, weil mich die Tiere nach einmal füttern schon nachstellen. Ein zusätzliches Highlight dort, dass den Tieren antrainiert wurde, ganz im Stile der Japaner, sich höflich zu verneigen und somit danke zu sagen oder sich einen leckeren Keks zu verdienen. Herrlich!
Also das war nun mal die erste Hälfte in einem Land, wo ich Manuel sogar ein „Schon sehenswert!“ entlocke.
Natürlich wird man auch hungrig vom ganzen Herumreisen, aber von unseren kulinarischen Entdeckungen darf euch Manuel im nächsten Post einen Einblick geben. Nur kurz vorweg, ich habe hier noch nichts gegessen, was mir nicht geschmeckt hat. Hoffentlich ändert sich das nicht bis zu Manuels Beitrag.
Also drückt mir die Daumen!
Bis zum nächsten Mal.
Eure Juliane