Wir bleiben länger als gedacht in Ho Chi Minh. Einerseits weil es uns die viele süßen Cafés angetan haben, in denen man locker ein paar gemütliche Tage verbringen kann. Andererseits aber, weil wir auf Huyen warten. Huyen ist die Schwester von Hoa, einer guten Freundin von mir, die aus Vietnam kommt, aber mittlerweile seit einigen Jahren in Österreich lebt. Ihre Schwester wohnt in Ho Chi Minh und nach dem sie vom Neujahrsfest bei der Familie wieder zurück in der Stadt ist, nimmt sie sich ein ganzes Wochenende lang Zeit, um uns die Gegend zu zeigen.
Gemeinsam machen wir eine Tagestour nach Tay Ninh. Dort gibt es eine Pagoda (Tempelanlage) auf einem Hügel, zu der nach dem Neujahrsfest (siehe letzter Beitrag) Menschen aus allen Himmelsrichtungen kommen, um für das neue Jahr zu beten. Tausende von Menschen und zwei Touristen und das sind wir.
Zusammen mit unzähligen Einheimischen machen wir uns bei gefühlt 40 Grad zu Fuß auf den Weg zur Pagoda. Wir fühlen uns durch unsere Begleiterin aber wie Locals. Wie alle anderen auch, zünden wir Räucherstäbchen an, als wir den Tempel betreten. Außerdem kaufen auch wir einen Lottoschein, um unser Glück zum Jahresbeginn herauszufordern. Keine Sorge Mama, wir haben nicht gewonnen und werden somit doch früher oder später wieder nach Hause kommen.
Den Rückweg ersparen wir uns und mit einer Art Sommerrodelbahn geht es wieder zurück zum Ausgangspunkt. Damit hätten wir hier auch nicht gerechnet.
Weiters besichtigen wir in Tay Ninh einen Tempel der hier speziellen Caodaismus Religion. Obwohl wir mittlerweile schon viele Tempel gesehen haben, ist der doch nochmal anders und besonders.
Am letzten Tag in Ho Chi Minh führt uns Huyen noch in der Stadt herum. Wir fahren nach China Town und beobachten auch dort das emsige Treiben und die Gebete zum Neujahrsfest. Wieder tauchen wir ein, zünden erneut Räucherstäbchen an und sammeln Karma Punkte mit einer anderen typischen Aktion zu Neujahr: Vögel kaufen und freilassen. In kleinen Käfigen sitzen hunderte Spatzen und Tauben, die nur darauf warten endlich gekauft und wieder in Freiheit entlassen zu werden. Das soll Glück bringen und so erlösen auch wir drei kleine Spatzen aus ihrem Gefängnis. Wie die Locals eben. Wenn es schon nicht hilft, schaden tut es auch nicht. Am Nachmittag spazieren wir noch über einen Markt und gehen gemeinsam Essen. Wir haben es genossen, mit Huyen nochmal eine andere Seite der Stadt, abseits von Touristenströmen kennenzulernen.
Dann ging es für uns weiter nach Can Tho. Das liegt drei Stunden südlich von Ho Chi Minh im Mekong Delta und ist bekannt für die schwimmenden Märkte. Gleich für den Tag nach unserer Ankunft buchen wir eine Tour zu eben diesen. Es ist beeindruckend wie viel Obst und Gemüse man auf kleinen Booten stapeln kann. Der Markt ist entstanden, weil auf dem Wasser keine Standgebühren zu zahlen sind und ist bis heute jeden Tag belebt. Hai, unser Tour-Guide versorgt uns mit Kostproben von den kleinen Booten nebenan und allen wichtigen Infos. Abends verkauft er Smoothies am Night-Market. Dort haben wir ihn dann jeden Abend wieder besucht.
Am darauffolgenden Tag erkunden wir mit geliehenem Roller die Gegend. Bei einem kleinen Waldstück mit Bäumen, die mehrere hundert Jahre alt sind, machen wir Halt. Es sieht so aus, als ob die Gebrüder Grimm den Wald so gestaltet hätten.
Außerdem probieren wir eine Art Pancakes, eine regionale Spezialitat. Als wir das Essen dann aber serviert bekommen, müssen wir erst die Nebentische beobachten um herauszufinden, wie das ganze zu essen gedacht ist. Kleine Stücke abreißen, dann in mehrere Blätter einrollen, in die Soße dippen und ab in den Mund. Gar nicht so einfach aber nach ein paar Versuchen haben wir wortwörtlich den Dreh raus.
Als nächstes Ziel haben wir die Insel Con Dao gewählt. Ein kleines Paradies mit trauriger Vergangenheit. Über viele Jahrzehnte wurden hier Gefangene festgehalten und unter widrigsten Bedingungen grausam gefoltert, damals bekannt als „hell on earth“. Diese Vergangenheit ist einerseits der Grund dafür, dass viele Einheimische hierhin kommen um vor allem für Frieden zu beten. Andererseits ist es dementsprechend noch nicht sehr für internationale Touristen ausgebaut. Kaum jemand spricht Englisch und schon die Anreise stellte sich als abenteuerlich heraus. Die einzige Fähre ging um 8 Uhr morgens und ein Bus davor fährt natürlich nicht. Zum Glück war die Besitzerin von unserem Hostel so nett und hat uns einen ihrer Scooter für die paar Tage für ein paar Euro zur Verfügung gestellt.
Für uns hieß das um 4:30 aufstehen und um 5 Uhr Abfahrt mit dem Scooter. Nach zwei Stunden Rollerfahrt kommen wir erleichtert bei der Fähre an. Die Erleichterung war schnell vergessen, da die zweieinhalb Stunden mit der Fähre alles andere als angenehm waren. Der hohe Wellengang machte nicht nur uns zu schaffen. Ungefähr jeder Fünfte machte von den schwarzen Plastiksackerl Gebrauch, die wir gleich zu Beginn bekommen hatten. Juliane hat knapp zwei Stunden gekämpft und ist dann doch ins Team der Plastiksackerl-Benützer gewechselt. Auf der Insel angekommen werden wir schon erwartet. Hai, unser Guide aus Can Tho hat das für uns organisiert und uns einen Platz im Hotel seiner Tante reserviert.
Den Rest des Tages verbringt Juliane im Bett mit den Nachwehen der Anreise während ich mir ein bisschen das kleine Örtchen auf der Insel anschaue. Es leben nur 5.000 Menschen dort. Die darauffolgenden zwei Tage leihen wir uns wieder mal ein Moped aus und erkunden die Insel. Wir bewundern Sonnenauf- und untergänge, genießen menschenleere Strände und klettern im Nationalpark auf Lianen.
Außerdem gibt es auf der kleinen Insel einen noch kleineren Flughafen. Dieser ist direkt neben dem Strand und so heißt es ca. einmal pro Stunde Kopf einziehen.
Schnorcheln erwies sich bei dem hohen Wellengang als weniger erfolgreich. Somit bekamen wir auch keine der majestätischen Dugongs (Seekühe) zu Gesicht. Nur in einem kleinen Museum eingelegt statt ausgestopft.
Zumindest waren die Wellen beim Rückweg nach vier Tagen auf der Insel dann wieder etwas sanfter und so wurde die gefürchtete Rückfahrt eine positive Überraschung.
Wir bleiben noch zwei weitere Nächte in Can Tho bevor es dann weiter nach Kambodscha geht. Was wir von Vietnam mitnehmen: Egal wie viele Mopeds kommen, um die Straße zu überqueren muss man einfach losgehen. Google Translate hat mit der vietnamesischen Sprache noch Verbesserungspotenzial. Und nicht zu vergessen den Sonnenbrand, den wir aus Con Dao mitgebracht haben.
Wie es in Kambodscha weitergeht, darauf sind wir genauso gespannt wie ihr.
Bis dann
Manuel